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Pit Gottschalk über den Unterschied zwischen dem BVB und Schalke 04

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Pit Gottschalk über den Unterschied zwischen dem BVB und Schalke 04

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Das muss Schalke vom BVB lernen

In seiner ersten Gastkolumne für SPORT1 erklärt Revier-Experte Pit Gottschalk, was Borussia Dortmund dem Rivalen aus Gelsenkirchen voraus hat.
In seiner SPORT1-Kolumne rät Pit Gottschalk (l.) dem FC Schalke, sich in mehrfacher Hinsicht an Dortmund zu orientieren
In seiner SPORT1-Kolumne rät Pit Gottschalk (l.) dem FC Schalke, sich in mehrfacher Hinsicht an Dortmund zu orientieren
© SPORT1-Grafik: Getty Images/Imago/SPORT1

Durchs Internet schwirrt seit Tagen ein bitterböses Meme.

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"Schalke ist so nah dran an der Meisterschale wie schon lange nicht mehr!", steht darauf zu lesen. Dann der Nachsatz: "20 Kilometer bis Dortmund statt sonst immer 560 Kilometer bis München!"

Die zwei Ausrufezeichen wären gar nicht nötig gewesen, um die Schalker mitten ins Herz zu treffen. Es ist schon wahr: Diesen Sommer jährt sich zum 60. Mal, dass ihr Gelsenkirchen keine Meisterschaft gewann. Im selben Zeitraum feierte Dortmund, der ewige Rivale, sechs Meistertitel.

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Immer wieder gab es Phasen, in denen die Machtverhältnisse im Ruhrgebiet zu kippen drohten. Zuletzt 2017/18, als Dortmund den Trainerwechsel von Thomas Tuchel zu Peter Bosz nicht verdaute. BVB-Geschäftsführer Aki Watzke blieb trotzdem gelassen: "Das ist nicht von Dauer."

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Macht Borussia Dortmund so weiter wie im Verlauf der ersten 18 Bundesliga-Spieltage in dieser Saison, kommt ein weiterer Meistertitel hinzu. Die Schalker dagegen, voriges Jahr Vizemeister, müssen froh sein, wenn sie mit dem Freitagabend-Spiel bei Hertha BSC dem Abstiegskampf entfliehen.

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Dortmund phänomenal, Schalke ein Phänomen: Einfach zu erklären ist das nicht. Vielleicht mit unterschiedlicher Kontinuität: Auf Schalke hatten sie in diesem Jahrtausend fünf Sportchefs und 17 Cheftrainer unter Vertrag. Der BVB dagegen nur Michael Zorc und die Hälfte an Trainern.

Schaut man genauer hin, ging mit jedem Personalwechsel auf Schalke der Kompass verloren. Die Spielphilosophie. Oder wie es Sportvorstand Christian Heidel bei seinem Amtsantritt 2016 ausdrückte: "Schalke 04 hat immer nur von Saison zu Saison geplant - nicht langfristig."

Dabei müssten die Schalker nur einen Blick Richtung Rheinlanddamm riskieren, um dem BVB auf die Spur zu kommen. Es ist jedenfalls kein Zufall, dass Borussia Dortmund seit Jahren einen Spitzenplatz in der Uefa-Rangliste belegt. Schalke kann vom BVB nur lernen.

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Nackte Wahrheit statt Schönreden: Als vorige Saison gar nichts mehr lief, zogen Watzke und Zorc die Notbremse. Ein Drittel der Mannschaft: raus. Trainerposition: einer mit BVB-Philosophie (Lucien Favre). Schalke-Manager Christian Heidel dagegen wird Altlasten (Franco Di Santo) nicht los und rechnet den Saisonverlauf ab Spieltag fünf, um zu beweisen: Alles auf Kurs. Schalke muss radikaler denken.

Witsel-Typ als Leitwolf: Mit Matthias Sammer als Berater gelangte die BVB-Führung zur Einsicht: Die junge Mannschaft braucht einen Leitwolf. Der Transfermarkt wurde durchforstet. Am Ende kam Axel Witsel für 20 Millionen Euro aus China. Schalke zahlte nicht viel weniger für Sebastian Rudy. Nur: Der ist kein Leitwolf. Das Mittelfeld hat keinen Antreiber, der die Schlagzahl vorgibt.

Kapitän als Volksheld: Das Bekenntnis von Marco Reus zum BVB ist langfristig: Sein Vertrag läuft bis 2023. Noch viereinhalb Jahre. Hinter ihm vereinen sich Mannschaft und Fans. Schalke verlor, meistens notgedrungen, potenzielle Volkshelden: Julian Draxler, Leroy Sane, Benedikt Höwedes, Leon Goretzka, Thilo Kehrer, vielleicht bald Ralf Fährmann. Die Quittung kommt jetzt.

Jugendstil statt Barock: Ein Trainer braucht seinen Sparringspartner. Einen Ideengeber. Der BVB holte Sebastian Kehl für Favre. 38 Jahre alt, Meisterspieler, Aushängeschild. Schalke dagegen verpflichtete Seppo Eichkorn für Domenico Tedesco. 62 Jahre, immer Co-Pilot, Mann im Hintergrund. Sympathisch sind beide. Ihre Wirkung aufs Ganze kann unterschiedlicher kaum sein.

Französischer Einfluss: Es ist kein Zufall, dass RB Leipzig junge französische Innenverteidiger hat und Dortmund in Ousmane Dembele und Dan-Axel Zagadou investierte. Auch Bayern holt Franzosen, die Klasse und Wertzuwachs versprechen. Schalke verlässt sich auf die eigene Jugendausbildung (die führend ist) und holt Franzosen mit wenig Perspektive (Benjamin Stambouli). Das ist zu einseitig.

Natürlich darf Schalke für sich in Anspruch nehmen, dass die finanziellen Mittel begrenzt sind. Der Marktwert des Kaders beträgt 250 Millionen Euro, der vom BVB mehr als das Doppelte. Aber das heißt ja nicht, dass man von der Hand in den Mund leben muss. Umparken im Kopf, darum geht’s.

ZUR PERSON
Pit Gottschalk, 50, ist Journalist und Buchautor. Ehemals Chefredakteur von Sport-Bild in Hamburg und bei Funke Sport in Essen. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit’ch erhalten Sie hierhttp://newsletter.pitgottschalk.de

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