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Das BVB-Märchen um Kjell Wätjen - einst Reus' Einlaufkind, jetzt sein Vorlagengeber

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Das BVB-Märchen um Kjell Wätjen - einst Reus' Einlaufkind, jetzt sein Vorlagengeber

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Einst Reus’ Einlaufkind

BVB-Youngster Kjell Wätjen wird nach seinem überaus gelungenen Profidebüt mit Lob von allen Seiten überschüttet. Auch von Marco Reus - mit dem er ganz besondere Erinnerungen verbindet.
Der 18-jährige Kjell Wätjen spielt für Borussia Dortmund gegen den FC Augsburg 90 Minuten durch. Trainer Edin Terzic schwärmt, doch in der Champions League ist Wätjen nicht dabei - aus gutem Grund.
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von SPORT1

In der 27. Minute hätte es bereits passieren können, da servierte Kjell Wätjen für den in die Tiefe startenden Donyell Malen. Weil der flinke Niederländer seine Gelegenheit jedoch ungenutzt ließ, musste der 18-Jährige bei seinem Profidebüt noch fünf weitere Zeigerumdrehungen warten, bis er über seinen ersten Assist jubeln durfte.

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Doch es sollte dann eine ganz besondere Vorlage, gar ein emotionaler Höhepunkt dieses Samstags werden, als Dortmund den FC Augsburg mit 5:1 vom Platz fegte. Wätjen schaltete im Mittelfeld schnell und spielte einen weiten Pass punktgenau in den Lauf von Marco Reus, der auf und davon zog. Anschließend überlistete der Routinier Tomas Koubek mit einem gefühlvollen Heber und versenkte die Kugel zum vierten BVB-Treffer.

Wätjen beim Debüt mit Assist ausgerechnet für Reus

Dass es ausgerechnet Wätjen war, der Reus‘ womöglich letztes Tor im Signal-Iduna-Park auflegte, passte dabei bestens in die allseits beliebte Kategorie: Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Nach dem Spiel verriet der Debütant schließlich, dass Reus, der den Verein am Saisonende verlassen wird, früher sein Idol gewesen sei. „Als ich klein war, bin ich mit ihm eingelaufen“, sagte er bei Sky.

In dem Interview versuchte Wätjen noch, seine Emotionen nach der bestandenen Feuertaufe halbwegs zu ordnen, schüttelte aber immer wieder ungläubig den Kopf. „Im Trainingslager habe ich ihm noch die Bilder gezeigt“, erzählte er über seine Bindung zu Reus: „Er ist ein Vorbild, mit den Laufwegen, die er macht, den Pässen, die er spielt, den Räumen, die er erkennt.“

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„Anfangs hatte ich ein paar Tränen in den Augen“

Wie Reus ist Wätjen in Dortmund groß geworden, spielt seit der U10 im Verein und durchlief seither alle Leistungsteams. Während die Ära des einen allerdings bald endet, scheint es, als könne die des anderen jetzt so richtig beginnen. Über die passende Identifikation mit dem Klub verfügt der 18-Jährige jedenfalls. Schon im Kindesalter sei die Südtribüne für ihn etwas ganz Besonderes gewesen. Als Wätjen am Samstag den Rasen betrat, wanderte sein Blick auch zuerst dorthin. Auf die Gelbe Wand.

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„Anfangs im Tunnel hatte ich ein paar Tränen in den Augen. Als Nobby (Dickel, BVB-Stadionsprecher, Anm. d. Red.) die Ansage gemacht hat, fand ich es auf jeden Fall sehr emotional“, gab Wätjen zu und erinnerte sich: „In den ersten fünf Minuten war ich noch sehr angespannt und nervös. Danach ging es dann und die Freude kam immer mehr. Dann wurde es immer besser und besser.“ Einen dankbareren Einstieg als den höchsten Saisonsieg der Dortmunder hätte es praktisch auch nicht geben können.

Wätjen sofort laufstärkster BVB-Spieler

Um Kräfte für das Halbfinal-Rückspiel der Champions League in Paris (Dienstag, ab 21 Uhr im LIVETICKER) zu sparen, gönnte Edin Terzic seinen Vielspielern eine Pause. Für Wätjen sei die Partie gegen Augsburg darum eine gute Chance gewesen, sich erstmals bei den Profis zu zeigen. Dieses Vertrauen zahlte die Nachwuchshoffnung umgehend zurück. Er agierte an der Seite von Felix Nmecha auf der Doppelsechs - stand direkt über die vollen 90 Minuten auf dem Platz.

Mehr noch: Wätjen zeigte nicht nur, über welch feines Füßchen er verfügt. Zugleich bewies der 1, 83 Meter große Youngster, dass er seine Aufgaben vorne wie hinten bravourös meistern kann. Mit 11,4 abgespulten Kilometern und 23 Sprints war er am Ende sogar lauffreudigster Dortmunder und verdiente sich all die Lobeshymnen redlich. „Ein besseres Debüt kann man eigentlich gar nicht geben“, meinte Sebastian Kehl. Auch Terzic schwärmte: „Sein Auftritt war extrem gut, er hat sehr viel Spaß gemacht und das hat er auch uns vermittelt.“

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„Er war extrem mutig und hat nicht eine Minute gebraucht, um ins Spiel zu kommen, hat schon früh Bälle gefordert und enge Situationen gelöst. Offensiv und defensiv hatte er viele gute Momente gehabt und das Spiel beschleunigt“, ergänzte der BVB-Coach. Eigentlich gehört Wätjen noch zum Kader der U19, dort deutet er aber ständig an, welches enorme Potenzial in ihm schlummert. In 22 Spielen schoss er zehn Tore, dazu gab er bereits neun Assists – als zentraler Mittelfeldspieler wohlgemerkt.

Wätjen ist im Abi-Stress - und trotzdem nach Paris

Auch Reus ließ es sich natürlich nicht nehmen, das Eigengewächs, das im vergangenen März seinen ersten Profivertrag beim BVB unterzeichnet hatte, zu beglückwünschen. „Kjell hat ein unfassbares Spiel gemacht. Ein geiler Kicker, wie er mich da sieht in dem Raum. Das ist schön, dass er mir die Kugel da auflegt“, hob ihn der Dreifach-Torschütze im Anschluss hervor. Schöne Worte - über die sich Wätjen wohl sogar am meisten freuen dürfte.

Es sei nun mal ein Moment gewesen, den „ich nie vergessen werde. Gerade für Marco, der für den ganzen Verein eine Ikone ist. Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich habe von Marco ein großes Lob bekommen, das schmeichelt mir sehr“, erzählte Wätjen seinem überaus gelungenen Profidebüt den Vereinsmedien. Und Terzic? Der machte spätestens bei der folgenden Pressekonferenz deutlich, dass es nicht sein letzter Saison-Einsatz gewesen sein soll.

„Wir freuen uns drauf, dass er das noch viel häufiger in diesem Spiel zeigen wird“, stellte ihm der BVB-Coach gleich weitere Chancen in Aussicht. Auch in Paris wird Wätjen im Kader stehen - wenngleich er später als seine Teamkollegen in die französische Hauptstadt reisen muss. Der Grund liegt abseits des Rasens. Wätjen absolviert momentan seine letzten Abiturprüfungen und soll deswegen erst am Dienstag nachreisen.