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Schiedsrichter-Debatte: Was ist dran am Vorwurf des FC-Bayern-Bonus?

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Schiedsrichter-Debatte: Was ist dran am Vorwurf des FC-Bayern-Bonus?

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Der Mythos vom Bayern-Bonus

Die Elfer-Farce gegen Augsburg facht eine alte Debatte neu an. Was ist dran an der These, dass Schiedsrichter zu Pfiffen zu Gunsten des FC Bayern neigen?
FC Bayern München Knut Kircher Robert Kempter Bayern-Bonus
FC Bayern München Knut Kircher Robert Kempter Bayern-Bonus
© Imago
mhoffmann
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Das böse Wort mit den zwei B, es war in der Welt, kaum dass Knut Kirchers Pfeife verklungen war.

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"Bayern-Bonus!", "Bayernbonus!!!", "#Bayernbonus": Zu hunderten tippten Fußballfans es am Samstag in ihre Handys, als Douglas Costa vom FC Bayern München an Markus Feulner abprallte - und Kirchers Assistent Robert Kempter darin ein Foul des Augsburgers sah.

Es gab Elfmeter. Es gab den Siegtreffer in letzter Minute. Und es gibt mal wieder große Diskussionen.

"Man weiß, wenn man hier in München spielt, dass der Schiedsrichter sicher nicht auf unserer Seite ist": So klagte Augsburgs Kapitän Paul Verhaegh nach der Pleite. Es ist die Klage vieler. Aber ist es eine berechtigte?

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Bayern-Bonus? Sogar die Wissenschaft forscht

Eine neue Klage ist es in jedem Fall nicht. Seit Jahrzehnten klagen Konkurrenten und gegnerische Fans, dass der Rekordmeister häufiger als andere Teams Profiteur falscher Entscheidungen der Schiedsrichter ist.

Sogar die Wissenschaft hat sich mit dem Thema schon beschäftigt. Eine Untersuchung der Uni Münster verglich in der Saison 2008/09 die Spiele der Bayern, des VfB Stuttgart und von Hertha BSC, die damals - eine Weile ist's her - direkte Tabellennachbarn der Münchner waren.

Ergebnis: Elfmeter, Gelbe und Rote Karten, Freistöße oder Eckstöße - in fünf von sechs Kategorien profitierten die Bayern am häufigsten von Fehlpfiffen.

Es half nichts, Meister wurde damals Wolfsburg. Und ein Beweis, dass der FC Bayern von den Schiedsrichtern bevorteilt wird, ist die Studie auch nicht. Aber ein Indiz, dass die "Diskussion über eine imageinduzierte Bevorteilung des FCB" (Forscher-O-Ton) vielleicht mehr als eine Scheindebatte ist.

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Eine Bevorzugung im Unbewussten?

Vergangene Saison war es Bremens Manager Thomas Eichin, der diesen Verdacht am offensivsten zum Thema machte. Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer reagierte darauf mit der Mutmaßung: "Der hat wohl mal einen Puck an den Kopf bekommen." Eichin sah die gereizte Reaktion als Bestätigung.

Dass Schiedsrichter bewusst und absichtlich pro Bayern entscheiden würden, ist dabei nicht der Vorwurf, zumindest nicht der von ernsthaften Diskussionsteilnehmern.

Es geht eher darum, was sich womöglich im hinteren Teil eines Unparteiischenkopfes so alles abspielt.

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Auch Tuchel klagte schon

Zu viel Respekt vor der Größe des Klubs und der Prominenz seiner Protagonisten sehen Kritiker bei den Schiris, zu große Angst, eine falsche Entscheidung zu seinen Ungunsten zu treffen - und damit eine erhöhte Gefahr für eine falsche zu Bayerns Gunsten.

"Der Ton, in dem die Spieler von Bayern München mit den Schiedsrichtern reden, unterscheidet sich kolossal von dem der Spieler von Mainz. Wenn die überhaupt das Wort erteilt kriegen", klagte einst der heutige Dortmund-Trainer Thomas Tuchel.

Und dass Pep Guardiola trotz seiner oft freizügigen Auslegung der Coaching-Zonen-Regelung noch nie auf die Tribüne musste, veranlasste selbst FCB-Legende Lothar Matthäus zur Ansicht, dass der Coach seines Ex-Klubs einen "Bonus" genieße.

Pep Guardiola und Robert Kempter - FC Bayern Schalke 04
Pep Guardiola und Robert Kempter - FC Bayern Schalke 04

Bei Guardiola war Kempter souverän

Robert Kempter stand auch bei der Debatte schon mal im Zentrum, als Vierter Offizieller war er ja auch mal "Opfer" einer der berühmten Umarmungen Guardiolas.

Damals lobten Beobachter, wie der 27-Jährige Bayerns Coach freundlich, aber bestimmt zur Ordnung rief.

Nun aber hat er trotz freier Sicht aufs Geschehen einen Pfiff veranlasst, der nach eigenen Angaben selbst DFB-Präsident Wolfgang Niersbach "aufjaulen" ließ - während Eintracht Frankfurts Vorstandschef im Volkswagen Doppelpass auf SPORT1 mutmaßte, dass Kempter mit Konsequenzen zu rechnen hat: "Wenn ein Schiedsrichter Formschwäche gezeigt hat, wird er zurückgestuft."

Kircher verteidigt den Assistenten

Bruchhagen selbst wollte den jungen Assistenten "nicht an die Wand nageln", ebenso wenig wie Kircher. Kempter habe ihm "in hundert anderen Situationen wahrscheinlich den Hintern gerettet durch seine guten Entscheidungen", hielt der frühere FIFA-Schiedsrichter fest.

Bleibt die Frage, warum diese Entscheidung Kempters eher weniger gut ausfiel: Ist er wirklich dem subtilen Reflex erlegen, im Zweifel lieber für als gegen Bayern zu entscheiden? Oder hatte er einen schlichten, zufälligen Blackout?

Man weiß es nicht, man wird es auch nicht final aufklären können. Ein Problem, das die komplette Bayern-Bonus-Debatte hat - und das zugleich ihr großer Vorzug ist: Man kann sie immer weiter führen. Auch wenn inzwischen selbst außerhalb Münchens viele genug von ihr haben.

Die Standardformel: "Erarbeitet"

Die Bayern hätten sich das halt "erarbeitet": So lautet mittlerweile die Standardformel, mit der die meisten Konkurrenten an der Diskussion vorbeitänzeln - nicht ohne Bayern und den Schiedsrichtern damit zumindest subtil eine mitzugeben.

Ein großer Rivale tut nicht einmal mehr das.

"Ich hatte auch schon mal das Gefühl, dass es den sogenannten Bayern-Bonus gibt. Aber ich glaube, am Ende gibt es den nicht", sagte vor einigen Monaten einmal ein prominenter Doppelpass-Gast: Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke.