Richtig gemocht haben sich Louis van Gaal und Guus Hiddink noch nie. Schon als die beiden Altmeister in den Siebzigern im Mittelfeld niederländischer Mittelklasseklubs die Fäden zogen, waren sie keine Freunde.
Van Gaals letzte Chance gegen Chelsea
© Getty Images
Van Gaal kann mit Hiddinks eher pragmatischem Fußball-Ansatz, der stets die Spieler über das System stellt, nichts anfangen. Hiddink, der dieses Jahr als van Gaals Nachfolger bei der Elftal krachend scheiterte, geht das ewige Dozieren van Gaals über seine so genannte Philosophie auf die Nerven. Auch charakterlich könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein. Hier Tulpengeneral van Gaal, dort die "samtene Rose" Hiddink. So bezeichnete ESPN den 69-Jährigen am Sonntag.
Das Schicksal (oder wenigstens die Entlassung Jose Mourinhos bei Chelsea und der rätselhafte Absturz Manchester Uniteds in den vergangenen Wochen) hat nun dafür gesorgt, dass Hiddink der Karriere van Gaals einen gehörigen Dämpfer verpassen oder sie sogar beenden könnte.
Siegen oder Hinschmeißen
Nur zwei Tage nach dem 0:2 bei Stoke City empfängt Manchester United am Montag in der Premier League den FC Chelsea mit dem neuen Coach Guus Hiddink (18.30 Uhr im LIVETICKER). Während es für Hiddink darum geht, seinem Remis zum Auftakt gegen Watford den ersten Sieg folgen zu lassen, heißt es für van Gaal: Siegen oder Fliegen. Oder besser: Siegen oder Hinschmeißen.
Vieles deutet darauf hin, dass van Gaal United nur noch aufs Feld führen darf gegen Chelsea, weil er den Klubbossen seinen Rücktritt versprochen hat für den Fall einer neuerlichen Niederlage. So berichteten es am Sonntag verschiedene englische Medien übereinstimmend. Bereits am Samstag hatte er ja die Möglichkeit eines Rücktritts in den Raum geworfen.
Manchester United hat in den bisherigen 18 Saisonspielen nur 29 Punkte erspielt – so wenige wie noch nie seit Bestehen der Premier League zu diesem Zeitpunkt. Das sind zwar immerhin zehn Punkte mehr als Chelsea derzeit auf der Habenseite hat, aber im Duell der Hinkenden und Stolpernden ist diesmal eben nicht unbedingt der Einbeinige König.
Schweinsteiger kehrt zurück
Immerhin kehrt gegen Chelsea Nationalmannschaftskapitän Bastian Schweinsteiger nach seiner Sperre zurück in Uniteds Kader. Ob er aber deswegen gleich spielen wird, ist offen. Am Boxing Day hatte es van Gaal etwa für eine gute Idee gehalten, United-Kapitän Wayne Rooney zunächst auf der Bank zu lassen - zwei Tage, nachdem Rooney dem Coach öffentlich und demonstrativ den Rücken gestärkt hatte. Aber die Notwendigkeit, sich Freunde zu machen in seinen Klubs, hält van Gaal seit jeher für reichlich überbewertet.
Folgt der einstige Schüler?
Umso ironischer, dass über dem Tod-oder-Gladiolen-Match im Theatre of Dreams am Montag auch noch imaginär einer schwebt, den sogar van Gaal wirklich mag: Jose Mourinho. Der Portugiese war einst van Gaals Übersetzer und Co-Trainer beim FC Barcelona. Die Wertschätzung der zwei Trainer, die womöglich nicht nur damit kokettieren, sich für Gott zu halten, beruht auf Gegenseitigkeit.
Ihre Freundschaft würde überdauern, sollte Mourinho bald seinem einstigen Lehrmeister nachfolgen bei United. Zu sicher, dass es so kommen wird, sollte sich Mourinho aber nicht sein. Viele im Umfeld von Manchester United halten Pep Guardiola für einen noch besseren Trainer als Mourinho und würden sich darum eher wünschen, dass van Gaals Assistent Ryan Giggs die Saison noch irgendwie rettet und danach der Noch-Bayerncoach den roten statt den blauen Teil Manchesters übernimmt.
Außerdem kann United immer noch gewinnen - Mourinho hat Chelsea ja nicht wirklich im allerbesten Zustand hinterlassen.