Maurizio Arrivabene sollte sich besser schon mal informieren, an welchen Stellen er so bequem wie möglich das hügelige Umland von Maranello in der Emilia-Romagna überqueren kann.
Vettel macht Ferrari zum Titelanwärter
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Schließlich könnte ihm schon bald ein anstrengender Fußmarsch bevorstehen.
"Beim vierten Sieg laufe ich barfuß auf die Hügel von Maranello", hatte der neue, charismatische Ferrari-Teamchef zu Saisonbeginn noch versprochen - in dem Glauben, dass für die erfolgsentwöhnte Scuderia schon zwei Siege das Höchste der Gefühle darstellen würden.
Vettel feiert dritten Sieg
Doch nach dem beeindruckenden Triumph von Sebastian Vettel beim Flutlicht-Grand-Prix von Singapur - seinem dritten Erfolg 2015 - wäre der Fußmarsch für seinen Boss schon beim nächsten Sieg fällig.
Und der erscheint angesichts der Leistungsentwicklung in den letzten Wochen und Monaten mehr als realistisch.
"Ich verspreche allen, dass das keine Eintagsfliege war, sondern ein großer Fortschritt auf unserem Weg zurück an die Spitze, damit wir die italienische Hymne in Zukunft viel öfter hören", kündigte Ferrari-Präsident Sergio Marchionne nach Vettels Meisterleistung im 13. von 19 Saisonrennen an.
Spätestens 2016 titelreif
Bereits beim Heimrennen zuvor in Monza, das der neue Hoffnungsträger aus Deutschland auf dem viel umjubelten zweiten Platz beendet hatte, klang Marchionne sehr zuversichtlich: "2016 werden die Karten neu verteilt sein." Dann werde Ferrari nicht nur da sein, wenn Mercedes einen Fehler macht, sondern die Silberpfeile auf Augenhöhe herausfordern.
2016? Vettel selbst würde die Tifosi nur allzu gern schon in dieser Saison vom jahrelangen Trauma der Titellosigkeit erlösen. Seit acht Jahren schon warten die Formel-1-verrückten Italiener auf einen Fahrer-Weltmeister von Ferrari.
Auch die italienischen Zeitungen sehen den Deutschen wieder im Titelkampf. "Vettel, ein wahrer Triumph, jetzt kann Ferrari träumen. Nach diesem Erfolg kann Vettel geradeaus auf das Paradies zusteuern", heißt es beispielsweise im Corriere dello Sport.
"Wir haben noch eine kleine Chance auf die WM. Vielleicht können wir das Unmögliche möglich machen", sagte der 28-Jährige, nachdem er den Rückstand auf Spitzenreiter Lewis Hamilton um 25 Zähler auf 49 Punkte verringern konnte. Auf den zweitplatzierten Rosberg fehlen ihm nur noch acht Punkte.
Erinnerungen an 2010
Hoffnung macht dem Heppenheimer vor allem die Tatsache, dass er die beiden Mercedes-Piloten aus eigener Kraft nicht nur hinter sich halten, sondern sogar nach Belieben kontrollieren konnte.
Und: Vettel weiß, wie man einen uneinholbar scheinenden Rückstand noch wettmachen und Weltmeister werden kann. 2010 bei seinem ersten Titel hatte er sechs Rennen vor Schluss auch noch 31 Zähler Rückstand auf den WM-Führenden - am Ende hatte er die Weltmeisterschaft mit vier Zählern Vorsprung für sich entschieden.
Realistischer aber ist, dass Vettel erst im kommenden Jahr wieder ernsthaft um den Titel mitfährt, wenn sein weiter entwickeltes Auto noch höheren Ansprüchen genügt als in dieser Saison schon.
Vettel: Mercedes wird nicht wieder schwächeln
Denn schon in Japan am kommenden Wochenende könnte sich die Hackordnung in der Königsklasse wieder ändern. Vettel jedenfalls rechnet nicht damit, dass Mercedes in Suzuka wieder schwächelt. "Wenn man sich den Schnitt der letzten anderthalb Jahre anschaut, dann sind sie immer eine halbe Sekunde vor dem Rest der Welt", sagte der viermalige Weltmeister.
Das bedeutet aber nicht, dass er nicht noch den einen oder anderen Sieg in dieser Saison einfährt.
Arrivabene sollte darauf vorbereitet sein.