Am Tag der Roten Flagge hat Nico Rosberg seinen Teamrivalen Lewis Hamilton ausgestochen und die Pole Position für den Großen Preis von Ungarn erobert.
Rosberg holt Pole im Regenchaos
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Der Mercedes-Pilot drehte in einem chaotischen Qualifying mit zahlreichen Unterbrechungen die schnellste Runde vor dem Engländer - und hat nun beste Aussichten, seine WM-Führung im Rennen am Sonntag (14 Uhr im LIVETICKER) erfolgreich zu verteidigen.
"Was für ein Wahnsinnsqualifying, irgendwie lief alles kreuz und quer, das hat das Ganze sehr spannend gemacht", sagte Rosberg.
Rote Flagge im Dauereinsatz
Die Entscheidung auf dem Hungaroring war mit fast einstündiger Verspätung gefallen, zuvor hatten starker Regen und zahlreiche Unfälle immer wieder für Verzögerungen gesorgt: Insgesamt viermal musste die Rennleitung die Rote Flagge zücken und alle Autos an die Box rufen.
Am Ende raubte ein Dreher von Fernando Alonso (Spanien/McLaren) mit anschließender Gelbphase dem wütenden Hamilton obendrein die Chance auf seine letzte schnelle Runde - Rosberg bedankte sich und sicherte in letzter Sekunde die Pole.
Damit nutzte Rosberg den Rückenwind seiner am Freitag verkündeten Vertragsverlängerung, vor dem elften Saisonrennen liegt er derzeit einen Punkt vor Hamilton.
Freispruch für Rosberg
Nach dem Qualifying gab es allerdings Diskussionen, ob Rosberg auf seiner schnellen Runde unter gelben Flaggen überhaupt eine absolute Bestzeit im Mittelsektor hätte fahren können. "Nico ist unter Gelb vom Gas gegangen. Dann ist es eine echte Pole", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Dennoch musste Rosberg um 19.45 Uhr bei den Stewards antanzen und seine Sicht der Dinge schildern. Nach der Anhörung kamen die vier Sportkommissare zu dem Ergebnis, dass der Deutsche ausreichend verzögert hat und sprachen deshalb keine Strafe aus.
Hinter den Silberpfeilen bildet das Red-Bull-Duo Daniel Ricciardo (Australien) und Max Verstappen (Niederlande) die zweite Startreihe, erst dahinter steht Sebastian Vettel im Ferrari als Fünfter. Der wetterte bei RTL gegen den langsamen Jenson Button: "Ich weiß nicht, warum manche nicht aus dem Weg fahren, wenn sie ihre Runde abbrechen."
Nico Hülkenberg im Force India landete auf dem neunten Platz, Pascal Wehrlein wurde im unterlegenen Manor 21. und damit Vorletzter.
Mercedes dominiert untypisch in Ungarn
Trotz der schwachen Bilanz der Silberpfeile - nur in Ungarn hat Mercedes seit dem Start der neuen Motoren-Ära 2014 noch nicht gewonnen - waren Rosberg und Hamilton als Favoriten auf die Pole nach Budapest gereist. Auch in den freien Trainingseinheiten an diesem Wochenende machte Mercedes den stärksten Eindruck.
All diese Erkenntnisse waren am Samstagmittag allerdings nur noch wenig wert: Hatte strahlende Sonne die Strecke in den bisherigen Sessions auf bis zu 47 Grad aufgeheizt, hingen eine Stunde vor dem Qualifying plötzlich dunkle Wolken über dem Fahrerlager - und 15 Minuten später prasselte der Regen in dicken Tropfen auf den Asphalt.
In kürzester Zeit stand das Wasser auf der Strecke, der Start der Zeitenjagd musste um 20 Minuten verschoben werden. Die Strecke war noch immer nass, als die Autos schließlich die Box verließen.
"Es wirft alles über den Haufen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bei RTL: "Aber wir haben ja ein Standard-Prozedere, das wir umsetzen können." Da wusste Wolff allerdings nicht, was noch kommen sollte. Keine fünf Minuten waren absolviert, als ein erneuter starker Schauer einsetzte, und die Rennleitung rief alle Fahrer wieder an die Box.
Q1 dauert 75 Minuten
Eine Viertelstunde später ging es weiter, doch nun fing der Wahnsinn erst richtig an: Marcus Ericsson (Schweden), Felipe Massa (Brasilien) und Rio Haryanto (Indonesien) rutschten in dieser Reihenfolge von der Strecke, nach jedem Unfall musste die Rennleitung wegen der Bergung der Autos unterbrechen - das eigentlich nur 18-minütige Q1 dauerte letztlich knapp 75 Minuten.
Danach kehrte zumindest ein wenig Normalität ein, die schnell abtrocknende Strecke sorgte aber noch immer für ein chaotisches Klassement - so verpasste Hamilton um ein Haar den Kampf um die Pole, nur mit viel Glück rettete er sich als Zehnter in das entscheidende Q3. Am Ende sah er dort bereits wie der Pole-Setter aus. Doch Alonsos Dreher nahm ihm alle Chancen.