Mit 16 ist er praktisch über Nacht zum internationalen Star seiner Sportart geworden - mit 17 wirkt es schon fast so, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
Wie abgebrüht kann man sein?
Keine drei Monate nach seinem sensationellen Aufstieg zum Vizeweltmeister im Ally Pally sorgt der Teenager auch in der Premier League immer mehr für Furore. Und legt dabei auch persönlich eine bemerkenswerte Souveränität an dem Tag, nicht nur am Oche.
Am Donnerstag bewies er das auch im TV-Interview bei Madhouse – Die SPORT1 Darts Show. Wenige Stunden vor Beginn des 7. Spieltags stellte er sich dabei auch dem unangenehm anmutenden Thema der Arroganzvorwürfe von Ricardo Pietreczko (für die dieser sich kurz darauf entschuldigte).
In anderen Sportarten wäre üblich, dass ein Spieler vor solchen Terminen abgeschottet wird - gerade ein so junger, gerade so kurz vor wichtigen Matches. Littler dagegen absolviert auch diese Anforderung unaufgeregt. Die auf der eigentlichen sportlichen Bühne sowieso.
Luke Littler mit furiosem Auftritt gegen van Gerwen
Kurz nach dem TV-Auftritt legte Littler den Schalter um und spielte gegen MvG eines der besten Matches der Premier League. Mit 6:2 fegte er über den Niederländer hinweg, dabei konterte er dessen bärenstarken Average von 110,94 mit einem sagenhaften 114er-Durchschnitt. Am Ende verfehlte er nur knapp einen 9-Darter zum Matchgewinn. Es wäre der dritte TV-9-Darter in diesem Jahr für den 17-Jährigen gewesen.
Gelöst ging Littler in das Halbfinal-Duell mit Nathan Aspinall. Er verlor es - kreierte aber auch dabei einen Moment, der seine erstaunliche Frühreife unter Beweis stellte.
Souveräner Moment auch in der Niederlage
Es geschah am Ende der Partie, als Littler sich schon mehreren Matchdarts gegenüber sah, dann aber doch nochmal eine Chance bekam, in die Partie zurückzufinden. „The Asp“ geriet auf der Zielgeraden in Double-Trouble, vergab zunächst sechs Chancen zum Sieg.
Beim siebten suchte Aspinall die Lücke im Double-10-Feld. Er entschied sich für den Wurf von weit außen - und verfehlte. Aspinall haderte heftig mit sich - während Pokerface Littler cool blieb und seine Gefühlsregungen für sich behielt.
„Aspinall will so ein bisschen Kontakt zu Littler aufzunehmen“, erkannte SPORT1-Experte Robert Marijanovic: „Aber Littler ignoriert ihn.“
„The Nuke“ kontrolliert, was er tut
Die Kühle, die Littler in der Situation an den Tag legte, könnte ein Grund sein, warum Gegner wie Pietreczko an ihm verzweifeln und das Gefühl bekommen, mit Überheblichkeit konfrontiert zu sein.
Aus anderer Perspektive betrachtet, offenbart Littler dagegen schlicht Abgebrühtheit, ein für sein Alter bemerkenswert ausgeprägtes Bewusstsein für die Psychospiele seines Sports, für das, was er tut und was er lässt. Auch der Umgang mit dem Ärger Pietreczkos war ein Beispiel dafür. Im SPORT1-Interview erklärte er, „bewusst“ darauf verzichtet zu haben, gleich eine öffentliche Antwort auf dessen via Instagram formulierten Arroganzvorwurf zu geben.
„The Nuke“ kontrolliert, was er tut, nicht nur am Oche. Und die Art und Weise, wie er das tut, beeindruckt. Die unter anderem von Ex-Weltmeister Gary Anderson geäußerten Sorgen, das Littler zerbrechen könnte an dem Hype, der Medienaufmerksamkeit, der neuen Erwartungslast: Sie relativieren sich, wenn Littler so weiter macht.
Weniger als drei Monate nach der WM-Sensation wirkt schon jetzt noch klarer als damals: Luke Littler ist aus dem Holz geschnitzt, aus dem Champions gemacht werden. Und es veredelt sich immer mehr.