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Fußball: Das tragische Ende eines deutschen Idols

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Fußball: Das tragische Ende eines deutschen Idols

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Das tragische Ende eines DDR-Idols

Die Leipziger Stürmer-Legende Hans Richter war maßgeblich beteiligt an einer der größten Sternstunden des Ostfußballs. Heute vor einem Jahr starb er - wenige Monate nach seinem ersten Wiedersehen mit den Endspiel-Helden von 1987.
Hans Richter schoss 1983 mit Lok Leipzig Werder Bremen aus dem UEFA-Cup
Hans Richter schoss 1983 mit Lok Leipzig Werder Bremen aus dem UEFA-Cup
© IMAGO/Horstmüller
mhoffmann
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Der 13. Mai 1987 war einer der größten Tage in der Geschichte des ostdeutschen Fußballs.

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Es war der Tag, an dem der 1. FC Lokomotive Leipzig im Finale des Europapokals der Pokalsieger stand - als letzte DDR-Mannschaft in einem so großen internationalen Endspiel. Und bis heute als einziges sächsisches Team überhaupt.

Der damalige Leipzig-Angreifer Hans Richter war maßgeblich beteiligt an dieser Sternstunde des Ostsports: Als Sturmpartner der späteren Lautern-Ikone Olaf Marschall erzielte er diverse wichtige Treffer, die seiner Mannschaft den Weg in das Olympiastadion von Athen ebneten.

35 Jahre später sorgte Richter dann auch dafür, dass sich für die andere Lok-Legenden ein Kreis schloss: Mit seiner ersten Reise in die alte berufliche Heimat nach seiner Flucht in den Westen 1989 ermöglichte Richter das erste und einzige Wiedersehen der vollzähligen Finalelf von 1987.

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Keine 12 Monate später wurden Richters Teamkollegen von einer traurigen Nachricht erschüttert: Hans Richter ist heute vor einem Jahr mit nur 63 Jahren verstorben.

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Hans Richter sorgte mehrfach international für Furore

Richters sportlich wie privat wechselvolles Leben begann am 14. September 1959 in der sächsischen Kleinstadt Olbernhau im Erzgebirge. Den sportlichen Durchbruch in der DDR-Oberliga feierte er einst beim FC Karl-Marx-Stadt im heutigen Chemnitz.

1983 folgte der Wechsel nach Leipzig – erzwungen von den Verbandsoberen im autoritären DDR-System: Sie wollten Europapokalteilnehmer Lok mit dem Nationalstürmer für den internationalen Wettbewerb konkurrenzfähiger machen.

Richter erfüllte seine Mission und sorgte im UEFA-Cup gleich für Furore: Mit fünf Toren in seinen ersten drei Spielen verhalf er Lok zum Weiterkommen gegen Girondins Bordeaux und Werder Bremen. Im Heimspiel Werder mit dem damals noch recht jungen Coach Otto Rehhagel erzielte Richter den Siegtreffer beim 1:0-Heimsieg, der letztlich den Drittrunden-Einzug sicherstellte.

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Hans Richter (l.) mit seinen Leipziger Weggefährten Lutz Moldt (M.) und Matthias Liebers
Hans Richter (l.) mit seinen Leipziger Weggefährten Lutz Moldt (M.) und Matthias Liebers

Marco van Basten durchkreuzte den größtmöglichen Triumph

Noch größer wurde dann die Saison 1986/87, vor der Lok mit dem Gewinn des FDGB-Pokals erneut das Ticket für Europa gelöst hatte: Mit Siegen über den Glentoran FC, Rapid Wien, den FC Sion und Girondins Bordeaux stieß Lok bis ins Endspiel vor.

Emotionaler Höhepunkt der rauschhaften Saison war das Halbfinal-Rückspiel gegen Bordeaux vor über 73.000 Fans im Leipziger Zentralstadion: Lok siegte mit 5:4 im Elfmeterschießen, nachdem Torwart-Ikone René Müller zweimal hielt und den letzten Elfer für Leipzig selbst verwandelte.

Im Endspiel von Athen endete das Leipziger Märchen dann gegen Ajax Amsterdam mit Johan Cruyff auf der Trainerbank: Der große Marco van Basten schoss in der 21. Minute das Siegtor für Ajax, auf das Richter, Marschall und Co. keine Antwort mehr fanden.

Das Finale in Athen war Richters letzter großer Auftritt für Lok, im Sommer 1987 ging es zurück nach Karl-Marx-Stadt, zwei Jahre darauf folgte der große sportliche, private und politisch-historische Wendepunkt.

Flucht in die BRD über die Prager Botschaft

Noch bevor am 9. November 1989 die Berliner Mauer fiel, hatte sich Richter über die Prager Botschaft Richtung BRD abgesetzt.

Die turbulente Wendezeit war für Richter, der sich damals von seiner Frau getrennt hatte, auch persönlich ein Einschnitt. „Ich habe mich dazu entschieden, diesen Weg zu gehen“, blickte Richter 2022 in einem TV-Interview zurück: „Die sportliche Karriere, die große, war damit dann beendet.“

Gedanklich hatte sich Richter anscheinend schon eine Weile vorher verabschiedet, in den letzten Monaten bei Karl-Marx-Stadt verlor er seinen Stammplatz. Der damalige Coach Hans Meyer schimpfte im September 1989 in der Berliner Zeitung: „Fragt doch ihn, wieso ein gerade erst 30 gewordener geistig aufgehört hat, Fußball zu spielen, und warum er nicht fit ist!“

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Große sportliche Ambitionen verfolgte Richter auch im Westen nicht mehr: Nach einem Jahr bei den Kickers Offenbach - damals in der drittklassigen Oberliga - spielte er auch bis zum Ende seiner Karriere 2000 im Amateurbereich.

Tod kurz nach einem emotionalen Wiedersehen

Richter - dessen Sohn Joel ebenfalls Amateur-Fußballer wurde - schlug privat in Hessen Wurzeln, arbeitete für den Sicherheitsdienst am Frankfurter Flughafen. Der Kontakt zu den anderen Leipziger Europapokal-Helden von 1987 verlor sich weitgehend.

Erst im Mai 2022 - im Jahr, in dem er in Rente ging - beteiligte sich Richter an einem emotionalen Wiedersehen mit den früheren Teamkollegen und dem damaligen Coach Hans-Ulrich Thomale in einem Leipziger Hotel.

Am 25. März 2023 starb Hans Richter im Alter von nur 63 Jahren, zahlreiche Weggefährten bekundeten ihre Anteilnahme. Richter sei „ein feiner Mensch“ gewesen, berichtete der heute 79 Jahre alte Ex-Coach Thomale der Bild: „Ich bin unglaublich traurig.“