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Box-Ikone Maske feiert Bayer: "Was haben wir bitte für Spieler gehabt? Lucio, irre!"

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Box-Ikone Maske feiert Bayer: "Was haben wir bitte für Spieler gehabt? Lucio, irre!"

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Box-Ikone Maske: „Lucio, irre!“

Wenn Bayer Leverkusen Deutscher Meister wird, feiert auch Henry Maske. Im SPORT1-Interview erklärt er seine Liebe zum Werksklub und nimmt Stellung zu Regina Halmichs Comeback.
Henry Maske ist glühender Leverkusen-Anhänger. Im SPORT1-Interview verrät die deutsche Box-Legende, was er von Xabi Alonso hält - und was den Spanier so besonders macht.
Manfred Sedlbauer
Manfred Sedlbauer

Henry Maske ist einer der erfolgreichsten deutschen Boxer aller Zeiten. Gerade zu Beginn der 1990er Jahre entfachte er einen regelrechten Box-Boom in Deutschland. Als Fußball-Fan von Bayer 04 Leverkusen schwebt er gerade auf Wolke sieben.

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Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der Box-Champ über die bevorstehende Meisterschaft, warum er durch eine McDonalds-Filiale zum Bayer-Fan wurde und über seine größten Erfolge.

Außerdem äußert sich der 60-Jährige u.a. zum Kampf zwischen Regina Halmich und Stefan Raab und verrät, ob er sich ein ähnliches Comeback vorstellen könnte.

SPORT1: Herr Maske, gerade befinden Sie sich in Ihrem Zweitwohnsitz auf Rügen. Sie sind großer Fußball-Fan. Wie lebt es sich denn aktuell als Anhänger von Leverkusen?

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Henry Maske: Ich freue mich gerade wahnsinnig über die jüngsten Erfolge. Vor allem, weil die ganzen Misserfolge, auf die Leverkusen oft reduziert wird, Stichwort „Vizekusen“, ein für alle Mal Geschichte werden. Es freut mich für den Verein und für die vielen Fans, die der Klub ohne Frage zu Recht hat.

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SPORT1: Sie haben ja das geschafft, was Leverkusen bislang (in der Bundesliga) nicht geschafft hat. Nämlich Titel zu gewinnen. Sie wurden 1988 Olympiasieger im Mittelgewicht, sind Profi-Weltmeister im Halbschwergewicht. Was war denn ihr größter oder vielleicht auch ihr schwierigster Erfolg?

Henry Maske: Das sind tatsächlich zwei verschiedene Dinge. Der größte war sicherlich Olympia 1988. Das geht vermutlich allen Sportlerinnen und Sportlern so, die jemals an Olympischen Spielen teilgenommen haben. Das ist einfach etwas ganz Besonderes. Und wenn man dann auch noch gewinnt …(kurze Pause) Der Moment des Siegerrausches bleibt für immer unvergessen. Der schwierigste war der erste Kampf gegen Graziano Rocchigiani in Dortmund. Da bin ich wirklich an meine Grenzen gegangen, habe mich immer wieder fragen müssen: Hältst du das durch? Kannst du dich durchbeißen? Kannst du dem standhalten? Das sind Momente, die sich bei mir eingeprägt haben.

SPORT1: Sie gewannen damals den Kampf gegen „Rocky“ Rocchigiani. Schon Jahre zuvor entfachten Sie den Box-Boom Anfang der 1990er Jahre. 1996 haben Sie ausgerechnet Ihren letzten Profikampf nach zuvor 30 Siegen in Folge in München verloren. Nach Ihrer ersten Profi-Niederlage gegen Virgil Hill haben Sie die Boxhandschuhe an den Nagel gehängt, um dann zehn Jahre später nochmal gegen Hill in den Ring zu steigen und ihn zu besiegen. Warum? Wollten Sie es sich selbst nochmal beweisen?

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Maske: Ich habe 1996 ja nicht meine Handschuhe an den Nagel gehängt, um sie dann zehn Jahre später wieder abzuhängen. Sondern ich habe sie aufgehängt, um sie genau dort zu lassen. Das war auch lange Zeit so. Bis zum Jahr 2006. Da habe ich mitbekommen, dass mein Gegner von 1996 (Hill, Anm. d. Red.) nochmal Weltmeister wurde. In diesem Kampf hat er gegen einen aus seiner Sicht jüngeren, einen 33 Jahre alten Ukrainer gewonnen, der als der große kommende Champ gesehen wurde. Hill hat ihn damals mit seiner Erfahrung so bravourös besiegt, dass ich anfing, mir immer wieder diese eine dämliche Frage zu stellen: Könntest du das auch noch leisten? Und das war der Beginn meines Comebacks. 13 Monate später hatte ich dann mein Happy End.

SPORT1: Würden Sie denn heute noch in den Ring steigen?

Maske: Nein, selbstverständlich nicht. Das wäre ja fatal. Wir sprechen über Höchstleistung, über Spitzenleistung. Sport auf diesem Level hat eine natürliche Grenze. Der Körper hat eine natürliche Grenze. Manchmal kann man die noch ein Stück verschieben, aber irgendwann ist das Limit erreicht. Das habe ich vor langer Zeit eingesehen und deshalb denke ich darüber auch nicht mehr nach.

SPORT1: Ihre ehemalige Box-Kollegin, Regina Halmich steigt nun mit 47 Jahren nochmal gegen Stefan Raab (57 Jahre) in den Ring. Was halten Sie davon?

Maske: Die beiden haben das ja schon zweimal gemacht. Und beide haben das immer als das gesehen, was es eben auch ist: Entertainment. Sportlich gesehen muss man sich natürlich schon fragen: Hat es Qualität? Können wir dabei auch über den Boxsport sprechen oder ist es ausschließlich Entertainment?

SPORT1: Was ist es denn für Sie? Was erwarten Sie denn? Glauben Sie, dass es auch um „echtes“ Boxen geht oder ist das mehr Entertainment, vielleicht sogar Größenwahn?

Maske: Größenwahn ist es ganz sicher nicht. Regina wird sich so gut vorbereiten, wie es möglich und nötig ist. Sie wird darauf trainieren, dass sie die Distanz, über die der Kampf dann gehen wird, mit einer hohen Qualität überstehen wird. Sie wird logischerweise nicht die Leistung bringen, die sie zu ihren besten Zeiten gezeigt hat. Das ist doch klar.

SPORT1: Gucken Sie den Kampf denn?

Maske: Das weiß ich noch gar nicht. Wenn es sich ergibt, werde ich auf jeden Fall nicht umschalten.

Henry Maske wurde 1988 Olympiasieger für die DDR
Henry Maske wurde 1988 Olympiasieger für die DDR

SPORT1: Wegen Ihres Boxstils, aber auch vor allem wegen Ihres Auftretens außerhalb des Rings, haben Sie den Spitznamen „Gentleman“ bekommen. Ist so ein Verhalten im Leistungssport seltener geworden?

Maske: Teilweise vielleicht. Im Fußball beispielsweise wird viel und gerne provoziert, um sich einen Vorteil zu erarbeiten. Ganz im Gegensatz dazu steht beispielsweise der Handball. Ein unfassbar harter und robuster Sport. Da geht es oft zur Sache, aber es bleibt immer extrem fair. Das beeindruckt mich. Sport hat oft auch mit Auseinandersetzung zu tun. Dabei die jeweils festgelegten Regeln einzuhalten, ist die erste Bedingung, die jede und jeder zu lernen und zu berücksichtigen hat. Wer diese außer Acht lässt, wird nicht siegen können.

SPORT1: Welche Sportlerin oder welcher Sportler ist in ihren Augen ein „Gentlemen“?

Maske: Respekt habe ich vor ganz vielen Sportlern. Spontan fällt mir Zidane ein. Ich kenne ihn zu wenig, um das ganzheitlich beurteilen zu können, aber ich bin mir sicher, dass der sein Leben mit unheimlich hohen Ansprüchen meistert. Und dann können auch mal die Nerven, wie damals im WM-Spiel gegen Italien, Stichwort Kopfstoß, blank liegen. Danach hat er trotzdem Haltung gezeigt. Für mich ist er ein sehr stilvoller Typ, über den ich sage: Wow, der hat es verstanden.

SPORT1: Sie wirken mit Ihren 60 Jahren immer noch wahnsinnig fit. Was ist ihr Geheimnis?

Maske: Das ist die Konsequenz, die zur Gewohnheit wurde. Für mich ist Sport einfach Teil meines natürlichen Tagesablaufs. Ich nehme mir nahezu täglich eine halbe Stunde, eigentlich nicht viel. Und da mache ich dann Sport, unabhängig von Ort und Zeit. Manchmal reicht auch „nur“ eine grüne Fläche draußen.

SPORT1: Bestimmt achten Sie auch auf Ihre Ernährung. Wie passt ihr Lebensstil mit McDonalds zusammen? (Maske besaß zehn Filialen in und um Leverkusen, Anm. d. Red.) Reines Investment?

Maske: Mit Investment hatte das wenig zu tun. 2000, am 1. April habe ich die erst Filiale übernommen. Reiner Calmund und weitere Verantwortliche von Bayer 04 waren zugegen. Damals war es das einzige Stadion-Restaurant in Europa. Heute liegt die Filiale auf der anderen Straßenseite. Einige Jahre später waren es zehn Filialen in und um Leverkusen. Neben der ein oder anderen Herausforderung hatte ich vor allem viel Freude mit dieser für mich neuen Tätigkeit. Ich möchte diese Zeit nicht missen.

Henry Maske bei seinem Fight gegen Graciano Rochigiani 1995 in Dortmund
Henry Maske bei seinem Fight gegen Graciano Rochigiani 1995 in Dortmund

SPORT1: Kommt daher auch ein Stück weit die Begeisterung? Sie kommen ja ursprünglich aus Treuenbrietzen (Brandenburg). Wäre es da nicht naheliegender, Berlin-Fan zu sein? Oder Köln? Sie wohnen in der Nähe …

Maske: Köln drücke ich natürlich immer die Daumen und hoffe sehr, dass der 1. FC die Klasse hält - Für die Stadt Köln, für alle Kölner! Als ich damals ins Rheinland gezogen bin, habe ich die ganzen Geschichten mitbekommen, das war schon besonders. Vor allem als ich dann durch meine Unternehmer-Tätigkeiten so nah an Leverkusen dran war, wuchs meine Begeisterung für diesen Verein. So wurde ich Bayer-Fan. Ich erinnere mich noch an die 2002er Zeit mit Toppmöller und seinem Team, als es ganz viele Möglichkeiten gab, einen Titel zu holen. Am Ende hatten sie gefühlt drei Final-Spiele und scheiterten. Und da fieberte ich natürlich immer mit. Und ganz ehrlich: Was haben wir bitte damals für Spieler gehabt? Lucio, irre! Ballack und Kirsten - Großartige Spieler! Und trotzdem sind sie gescheitert.

SPORT1: Das Scheitern lassen sie in dieser Saison aber hinter sich …

Maske: Leverkusen hat alle schweren Zeiten überstanden und umso schöner ist es jetzt, dass sie diesen Fluch besiegen und hinter sich lassen. Die Mannschaft ist einfach zusammengewachsen. Zudem gibt es einen Trainer namens Alonso, der die Qualitäten einfach zusammenbringt und das Team alle zwei, drei Tage auf den Punkt vorbereitet. Das ist irre! Wie schwer so etwas ist, sieht man ja bei den Bayern. Die sind von der Qualität ja nicht schlechter als letztes Jahr, trotzdem bringen sie es derzeit nicht auf den Platz. Bei Leverkusen kann gar nichts mehr schiefgehen. Sie brauchen noch zwei bzw. drei Punkte, das schaffen sie. Ich glaube, jeder wünscht ihnen das.

SPORT1: Was ist das Geheimnis in diesem Jahr? Woran liegt diese unglaubliche Konstanz?

Maske: Das Verrückte ist, dass, egal wer auf dem Platz steht, es funktioniert. Sie schaffen es, jeden zu ersetzen. Sie stehen zusammen und glauben immer an sich. Das zeigen ja auch die vielen Siege bzw. Punktgewinne in allerletzter Sekunde. Oft ist die Rede vom Bayern-Gen, vom bayerischen Blut. Das ist aber mittlerweile hinfällig. Das ist jetzt Leverkusener Blut, das muss jetzt Leverkusen-Gen heißen. Und da freue ich mich, dass die ganzen Fans in absehbarer Zeit zu Recht jubeln dürfen.

SPORT1: Sie haben ihn schon angesprochen. Was macht Trainer Xabi Alonso so besonders?

Maske: Der hat einfach Temperament. Okay, ich kenne auch keinen Spanier ohne Temperament. (lacht) Aber er kann das unheimlich gut kontrollieren und weiß genau, wann er wie viel geben muss. Er hat ein wahnsinniges Gefühl für seine Spieler und für die Situation. Er ist einer der Trainer, die das Besondere haben, der die Spieler mitreißen und immer wieder neu motivieren kann. Er ist ein Menschenfänger – auf positive Art und Weise. Wie Rehhagel zum Beispiel, der damals einen zeitweiligen Drittliga-Verein zum Deutschen Meister gemacht hat (1. FC Kaiserslautern, Anm. d. Red.). Qualität allein reicht da nicht aus.

SPORT1: Hat Leverkusen das Zeug, auf Jahre hinaus oben dabei zu sein?

Maske: Diese Antwort muss die Mannschaft geben. Einfach wird es nicht. Es wird darauf ankommen, wie und ob die Mannschaft zusammenbleiben kann. Gefühlt jeder Klub will Alonso. Auch die Spieler wecken Begehrlichkeiten. Aber eine Sache ist wichtig: Sie haben etwas geschafft bzw. schaffen etwas, worauf 120 Jahre lang hingearbeitet wurde. Das können sie nach dieser Saison abhaken. Das zu wiederholen ist, glaube ich, für den Kopf leichter, als es das erste Mal zu tun.

SPORT1: Sie selbst treten auch des Öfteren als Speaker auf, erzählen und motivieren durch Ihren Lebensweg. Wenn Sie Alonso wären, wie würden Sie das Spiel am Wochenende, in dem Leverkusen mit einem Sieg Meister werden kann, angehen? Gefühlt können Sie ja nur noch verlieren.

Maske: Ich würde mich nicht so sehr auf dieses eine Spiel konzentrieren. Ich würde nicht sagen: Wenn wir das gewinnen, sind wir Meister. Sondern vielmehr, dass die Saison noch nicht zu Ende ist. Wir müssen einfach genauso weiterspielen wie bisher. Nicht anders! Die Fans haben weiterhin eine Erwartungshaltung und die müssen wir erfüllen. Und das werden wir tun. Mit dieser Mannschaft werden wir es schaffen. Daran habe ich keine Zweifel. Ich als Trainer würde sagen: Wir ziehen durch!