Rekord! Gerade einmal acht Sekunden brauchte die deutsche Nationalmannschaft für das erste Tor im neuen Länderspiel-Jahr - so schnell wie nie zuvor in der Geschichte. Und das gegen niemand geringeren als Vize-Weltmeister Frankreich.
Taktik-Guru als DFB-Geheimwaffe
„Wir wurden kalt erwischt und waren passiv, wir konnten nicht gut neu starten“, beschrieb Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps den frühen Rückstand. Direkt nach dem Anstoß bediente Toni Kroos den 20 Jahre alten Florian Wirtz und der donnerte den Ball humorlos an die Unterkante der Latte der „Équipe tricolore“ und von dort aus ins Netz.
Wirtz-Rekordtor war einstudiert
„Besser kann man in ein Spiel nicht starten“, meinte der Youngster von Bayer 04 Leverkusen. „Ich bin froh, dass ich endlich mein erstes Tor für Deutschland geschossen habe“, freute sich Wirtz und gab die Lorbeeren direkt weiter: „Tatsächlich haben wir das nicht trainiert, aber wir sind es auf der Leinwand durchgegangen“. Zufall war der Überraschungs-Spielzug also keineswegs.
„Mads hat gesagt, dass wir das beim Kickoff versuchen sollen“, berichtete Bayern-Profi Jamal Musiala nach dem Spiel. „Wir haben vor dem Spiel gesprochen, dass es die Möglichkeit gibt. Weil die Franzosen hoch stehen beim Anstoß und pressen wollen. Das war dann genau die Bewegung, die uns unser Standard-Trainer vorgegeben hat“, schilderte DFB-Kapitän Ilkay Gündogan.
Rückkehrer Toni Kroos meinte mit einem breiten Grinsen auf den Lippen: „Die Standard-Trainer hatten jetzt vier Monate Zeit gehabt, sich etwas auszudenken. Das war schon geplant.“
Standard-Coach Buttgereit als DFB-Wunderwaffe
Der Mann hinter diesem genialen Schachzug ist Standard-Coach Mads Buttgereit. Doch wer ist dieser Schattenmann im Nagelmann-Team?
2021 kam der Individualtrainer vom dänischen Verband auf Anraten von Hansi Flick zum DFB. Flick wollte Buttgereit schon zu seiner Bayern-Zeit nach München lotsen.
Der 38-jährige Däne war vor seinem DFB-Engagement bei dem dreimaligen dänischen Meister FC Midtjylland als Jugend- und Individualtrainer tätig und arbeitete zuletzt als Co-Trainer der dänischen U18-Nationalmannschaft.
Superhirn Buttgereit brennt förmlich für den ruhenden Ball. „Standards sind so was Geiles“, sagte er Ende 2022 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung und betonte: „Bei 70 Prozent aller Fußballspiele liegt die Tordifferenz in der Schlussphase bei einem Tor. Ein gelungener Standard kann also alles verändern.“
Nagelsmann mit Sonderlob an Superhirn Buttgereit
Auch der jetzige Bundestrainer Julian Nagelsmann schätzt Buttgereits Fähigkeiten. Nach dem Sieg in Frankreich verteilte er ein Sonderlob: „Wir haben ein frühes, herausragendes Tor geschossen, großes Kompliment an Mads Buttgereit, der sich die Variante ausgedacht hat, Flo hat es dann sehr gut gemacht.“
Buttgereit ist dafür verantwortlich, dass die Nationalmannschaft, sollte mal nichts aus dem Spiel heraus gehen, nach Standardsituationen gefährlich werden kann. Acht Sekunden hat es in Lyon gedauert, um zu wissen: Standard-Guru Buttgereit kann bei der Heim-EM zu einer Wunderwaffe für die deutsche Nationalmannschaft werden.