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Duselkusen? Wieso die Nachspielzeit Bayer-Zeit ist

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Duselkusen? Wieso die Nachspielzeit Bayer-Zeit ist

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Was macht Bayer unbesiegbar?

Wieder die Nachspielzeit! Bayer Leverkusen rettet sich in der Europa League dramatisch und schießt zum wiederholten Male ein entscheidendes Tor nach der 90. Minute. Zufall ist das nicht - doch was ist eigentlich das Geheimnis?
Bayer 04 Leverkusen sieht der Blamage entgegen. Urplötzlich - binnen weniger Minuten - überschlagen sich die Ergebnisse. Der Werkself gelingt ein unglaubliches Comeback.
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Aus den Boxen dröhnte lautstark „Hey, das geht ab. Wir feiern die ganze Nacht“, der Partysong von den Atzen, während die Leverkusener Fans euphorisch auf den Tribünen hüpften und minutenlang feierten. Die Spieler tanzten auf dem Rasen ausgelassen mit, sie zogen soeben nach einem denkwürdigen Spiel gegen Qarabag Agdam (3:2) ins Viertelfinale der Europa League ein. Erneut einer dieser Abende, der nichts für schwache Nerven war.

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Denn die Serie von nun 37 Pflichtspielen ohne Niederlage drohte ausgerechnet gegen den Underdog aus Aserbaidschan zu reißen. Wie beim 2:2 im Hinspiel war Leverkusen mit 0:2 in Rückstand und große Not geraten. Am Ende passierten jedoch Dinge, die im Rheinland normal geworden sind: Entscheidende Tore in der Nachspielzeit. Patrik Schick glich erst in der dritten Minute der Zugabe aus, bevor er Bayer nochmals vier Minuten später zum Sieg köpfte. „Ich bin nicht oft sprachlos, aber heute fehlen mir wirklich die Worte“, meinte dessen Teamkollege Granit Xhaka.

War Leverkusen früher nie für seine Comeback-Fähigkeiten bekannt, besitzt der Tabellenführer der Bundesliga inzwischen diesen Charakterzug, der sonst nur die ganz großen Mannschaften im Weltfußball auszeichnet. Zum wiederholten Male hatte die Werkself den längeren Atem und wendete die erste Pleite der Saison höchst dramatisch auf der Zielgeraden ab. Wie sowas, gerade in dieser Häufigkeit, möglich ist?

Bayer Leverkusen schon mit 20 Toren nach der 80. Minute

Mit Mentalität. Das ist bei den Leverkusenern jedenfalls das bedeutsamste Stichwort. Für den umjubelten Matchwinner Schick waren die beiden späten Treffer natürlich „kein Zufall“. Vielmehr lobte der tschechische Nationalspieler den „unglaublichen Teamspirit“ und vermutete, dass so etwas schon „vier- oder fünfmal“ passiert sei. Eine spontane Schätzung, mit der Schick den Nagel auf dem Kopf traf.

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Tatsächlich schoss die Werkself alleine im Kalenderjahr 2024 fünf entscheidende Tore in der Nachspielzeit. Seit Saisonbeginn hat das Team von Xabi Alonso gar bereits 20 Treffer nach der 80. Minute erzielt hat - ebenfalls eine erstaunliche Zahl. „Es reden wahrscheinlich manche Leute von Glück. Wenn eine Mannschaft das aber so oft schafft, ist es definitiv kein Glück“, bekräftigte Xhaka nach dem neuerlichen Last-Minute-Drama. „Wir glauben an uns bis zum Schluss und zeigen eine Mentalität, die unfassbar ist.“

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Wo andere Teams erleichtert sind, legt Bayer nach

Seine Aussagen untermauern die Einstellung des Teams: Egal, wie eine Partie auch läuft, egal, wie wenig der Spielverlauf für Leverkusen spricht, die Spieler werden nicht unruhig. Letztlich vertrauen sie voll auf ihre eigenen Qualitäten. Auch, weil Bayer in den Schlussphasen oft mehr Power als die Gegner ausstrahlt. Xhaka hob extra hervor, dass die Mannschaft selbst nach dem 2:2 keine Sekunde nachgelassen habe: „Man hat an der Reaktion gesehen, dass wir unbedingt noch ein Tor vor der Verlängerung schießen wollten.“ Wo andere Teams in Erleichterung verfallen, legt Bayer weiter nach.

Gesagt, getan - weshalb Xhaka nach dem Schlusspfiff gut lachen hatte. „Die Leute müssen morgen arbeiten, wir auch. Deswegen sollen alle früh ins Bett gehen und nicht so spät im Stadion sein“, lautete seine amüsante Antwort auf die erfolgreich abgewendete Verlängerung. Ein bisschen Spaß, aber auch ein Zeichen von Selbstverständnis, was die Rheinländer in diesen Monaten so eindrucksvoll auf den Platz bringen.

Mentalität? „Entweder hat sie eine Mannschaft oder eben nicht“

Alonso erklärte hinterher auf der Pressekonferenz, dass man „diese Mentalität gar nicht trainieren“ könne. „Entweder hat sie eine Mannschaft oder eben nicht“, sagte der Baske. Leverkusen, das dürfte nicht erst seit Donnerstag bekannt sein, verfügt über diese besondere Einstellung zweifellos und findet jederzeit einen perfekten Umgang mit schwierigen Situationen. Heißt: Bei Rückständen lassen die Spieler ihre Köpfe nicht hängen, überdrehen andersrum aber auch nicht.

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Diesmal war es - bei allem Respekt - nur Qarabag. Und trotzdem nimmt Bayers unglaubliche Überzeugung langsam Züge an, die in gewissen Maßen an Real Madrid erinnern. Die Königlichen sind seit Jahren dafür gefürchtet, ihre Gegner so lange mürbe zu spielen, bis sie unter dem Dauerdruck zerbrechen. Auch Leverkusen hat nun offenbar das nötige Personal dazu. Akteure, die „das Zepter immer wieder in die Hand nehmen“, wie es Robert Andrich beschrieb. Auf ihn selbst trifft das zu. Aber natürlich auch auf Xhaka, Alejandro Grimaldo, Exequiel Palacios oder Florian Wirtz.

Alonso ist der perfekte Mentor

Dass an der Seitenlinie jemand steht, der diese Siegermentalität wie kein Zweiter transportieren kann, gehört zum anderen Teil der Geschichte. Im Laufe seiner langen Spielerkarriere hat Alonso alles erlebt und oft genug gezeigt, was selbst in scheinbar aussichtslosen Momenten noch möglich ist. Das beste Beispiel: Beim legendären Champions-League-Finale 2005, das der FC Liverpool gegen die AC Mailand trotz eines 0:3-Rückstandes zur Halbzeit noch gewann, war Alonso einer der Hauptprotagonisten.

Ergreift Alonso in der Kabine das Wort, muss er seiner Mannschaft nichts vorspielen. Der 42-Jährige spricht aus eigenen Erfahrungen, war selbst nicht nur einmal in diesen Situationen. So ist die Tatsache, dass die Werkself ausgerechnet unter seiner Führung eine Ansammlung von Mentalitätsmonstern geworden ist, sicherlich kein Zufall. Spiele zu gewinnen, wenn alles gegen einen läuft, ist eben die ganz große Kunst. In Leverkusen wissen sie das - und wohl auch bei West Ham United.

Denn die „Hammers“, die sich im Achtelfinale gegen den SC Freiburg durchgesetzt hatten, wurden Bayer am Freitag als Gegner im Viertelfinale zugelost - und dürften gewarnt sein.