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In dieser Fußball-Ikone haben sich viele getäuscht

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In dieser Fußball-Ikone haben sich viele getäuscht

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In dieser Ikone täuschten sich viele

Seit seinem Amtsantritt hat Daniele De Rossi die AS Rom wachgeküsst. Der charismatische Coach profitiert nicht nur von seinem Status als Vereinsikone, sondern schaffte es mit einigen Kniffen im Handumdrehen, die Mannschaft zum Laufen zu bringen. Der römische Sportjournalist Dario Bersani erklärt bei SPORT1, wie dies gelang.
Daniele De Rossi spricht auf einer Pressekonferenz über die Entlassung von Jose Mourinho als Trainer der AS Rom und sich selbst als Nachfolger.
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Als die Ära Jose Mourinho am 16. Januar endete, herrschte unter den Tifosi der Roma eine bleierne Schwere. In seinen letzten Spielen für den Hauptstadtklub hatte der eigentlich beliebte Coach immer mehr dafür getan, dass die Fans seine Demission herbeisehnten.

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Vier Tage nach dem Pokal-Aus gegen den verhassten Stadtrivalen Lazio wurde die Roma auch noch vom AC Mailand in Grund und Boden gespielt, so dass der Vereinsführung nichts anderes blieb, als die Reißleine zu ziehen.

Dem Mourinho-Knall folgte nur wenig später ein kollektiver Jubel unter den Roma-Anhängern, als mit Daniele De Rossi eine echte Vereinsikone der ehrwürdigen Roma zum Nachfolger des „Special One“ proklamiert wurde. Ein Jubel jedoch, der in den italienischen Medien nicht ungeteilt Anklang fand, schließlich hatte der frühere Mittelfeldstar in seiner kurzen Trainerkarriere nicht gerade Bäume ausgerissen, euphemistisch gesagt.

Als Coach des Zweitligisten Spal Ferrara gelangen De Rossi in der Saison 2022/23 in 17 Spielen gerade einmal drei Siege, bevor man ihm die Papiere wieder in die Hand drückte.

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De Rossi bei seiner Vorstellung: „Ich bin nicht dumm“

Bei seiner Vorstellung im Januar gab der 117-fache Nationalspieler freimütig zu, er wisse, dass die Roma-Führung um US-Milliardär Dan Friedkin ihn nicht wegen der Leistungen bei seiner ersten Trainerstation geholt hätte, sondern weil sein Name die aufgeheizte Stimmung unter den Tifosi erwartbar beruhigen sollte.

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„Es liegt auf der Hand, dass sie sich nicht für mich entschieden haben, weil sie von den Ergebnissen von Spal geblendet waren. Ich bin nicht dumm“, sagte De Rossi damals. Er sei aber nicht eingestellt worden, „um mit dem Maskottchen spazieren zu gehen.“ Mancher Skeptiker unkte gar, De Rossi sei selbst das neue Maskottchen der Roma.

Also stürzte sich der frühere Publikumsliebling in seine Aufgabe - und schaffte im Handumdrehen den Turnaround beim angeschlagenen Traditionsklub. 26 Punkte aus elf Serie-A-Spielen holte De Rossi seit seinem Start - beinahe so viele wie Mourinho, der für 29 Zähler allerdings 20 Partien benötigte. Der charismatische Coach, dessen Kontrakt nur bis zum Saisonende datiert ist, hat die Erwartungen in der Hauptstadt derart übertroffen, dass eine Vertragsverlängerung nur noch eine Formalie sein dürfte.

„De Rossi hatte von Anfang an den Vorteil, dass er bei der Vereinsführung, den Spielern und den Anhängern als Ikone gesehen wurde“, sagt Dario Bersani im Gespräch mit SPORT1. Der römische Sportjournalist, der aktuell für Retesport arbeitet, erzählt von einigen Vorbehalten, die allerdings schnell beseitigt wurden.

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De Rossi macht das Gegenteil von Mourinho

„Am Anfang sah es so aus, als sei De Rossis Rückholaktion die bequemste Art, die Roma-Fans zu besänftigen. Was er aber gemacht hat, war beeindruckend“, erklärt Bersani. „Er hat die Spieler von Anfang an gestärkt und ihnen das Selbstvertrauen zurückgegeben, das ihnen Mourinho zuletzt immer häufiger mit seiner Kritik geraubt hatte.“

Daniele De Rossi beim 1:0-Sieg gegen Lazio
Daniele De Rossi beim 1:0-Sieg gegen Lazio

Der portugiesische Coach hatte sich über den unzureichenden Kader beschwert, Persönlichkeiten im Team vermisst, ebenso wie technische Qualitäten. Und De Rossi? Der machte genau das Gegenteil und pries ihre Stärken. „Mehr noch als das System, das er in der Abwehr auf eine Dreierkette umstellte, bemühte De Rossi die psychologische Komponente“, erklärt Bersani. „Damit hat er die Mannschaft sofort zum Laufen bekommen.“

Dass ihm die Mannschaft von Anfang an bedingungslos folgte, lag an seiner großen Autorität, vor allem dank seines Status als Roma-Ikone und Weltmeister 2006. „Er hat zwar nicht ganz das Ansehen eines Francesco Totti, aber schon als junger Spieler war De Rossi der emotionale Leader“, sagt Bersani. „Als 41-Jähriger profitiert er nun auch von mehr Lebenserfahrung.“

De Rossi, der aus seiner aktiven Zeit bei der Roma noch einige Spieler wie Bryan Cristante, Stephan El Shaarawy oder Lorenzo Pellegrini kannte, horchte genau in die Mannschaft hinein und vollzog eine radikale Umkehr zum bedingungslosen Defensivstil seines Vorgängers.

Torhüterwechsel bringt gewünschten Erfolg

„Die Mannschaft war der Methoden von Mourinho überdrüssig, deswegen war seine erste Amtshandlung, das Vertrauen der Spieler zurückzugewinnen“, erklärt Bersani. Die Spielfreude kam mit den Siegen zurück, und auch bei der bislang einzigen Niederlage (2:4 gegen Tabellenführer Inter) zeigte die Roma Offensivtugenden, die die Anhänger vom Hocker rissen.

Personell nahm De Rossi einige Änderungen vor, die wichtigste davon war der Torhüterwechsel von Rui Patricio zu Mile Svilar. Mit durchschlagendem Erfolg: Seit De Rossis Amtsantritt sorgt die Roma auch wieder international für Furore. Beim 4:0 gegen das starke Premier-League-Team aus Brighton legte man den Grundstein fürs Viertelfinale, die 0:1-Niederlage im Rückspiel schmerzte nicht mehr.

Nachdem man am Samstag das Derby gegen Lazio 1:0 gewann, wartet am Donnerstag mit dem AC Mailand die nächste Prüfung in der Europa League auf die Roma (ab 21 Uhr im LIVETICKER). Milan, so viel dürfte nach vier Monaten unter De Rossi klar sein, wird gewarnt sein.