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Olympia: Drama um Toba verdeutlicht Brutalität im Turnen

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Olympia: Drama um Toba verdeutlicht Brutalität im Turnen

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Turnen brutal: "Welt bricht zusammen"

Andreas Toba hofft vergebens, aber medizinisch lässt seine Knieverletzung keinen weiteren Wettkampf mehr zu. Fabian Hambüchen bedauert - und stellt die Systemfrage.
Andreas Toba zog sich beim Turnen in Rio eine komplexe Knieverletzung zu
Andreas Toba zog sich beim Turnen in Rio eine komplexe Knieverletzung zu
© DPA Picture-Alliance

Er kämpfte verbissen und versuchte alles - um sich am Ende eingestehen zu müssen, dass es doch nicht reicht:

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Der schwer am Knie verletzte deutsche Turner Andreas Toba wird bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro keinen weiteren Wettkampf absolvieren. Das teilten der Deutsche Turner-Bund (DTB) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Sonntag mit.

"Er wird definitiv nicht turnen können. Das ist medizinisch nicht zu verantworten", sagte Delegationsleiter Sven Karg.

Toba hatte in der Qualifikation am Samstag einen Kreuzbandriss im rechten Knie erlitten, war danach unter Schmerzen ans Pauschenpferd gegangen und hatte seiner Riege zum Sprung ins Finale am Montag verholfen.

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"Mein Herz blutet und es hört nicht mehr auf"

Entsprechend frustriert zeigte sich 25-Jährige in seiner ersten Stellungnahme. 

"Nach der Landung am Boden, ist eine Welt für mich zusammengebrochen! Alles was ich mir in den letzten Jahren erarbeitet habe, war in einem Bruchteil einer Sekunde weg! Es tut weh...mein Herz blutet und es hört nicht auf!", schrieb Toba auf Instagram.

"Das, was ich gestern gemacht habe,am Pferd, war vielleicht verantwortungslos, aber jede Zeit würde ich das für mein Land und vor allem für diese Mannschaft wieder machen!"

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Trotz der Verletzung hatte Toba auf einen weiteren Start gehofft.

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Rückblende: Millionen Menschen an den Bildschirmen waren am Samstag vor den Fernsehgeräten erschreckt zusammengezuckt, als sie am ersten Tag der olympischen Turnwettkämpfe in Rio de Janeiro das Drama um Toba erlebten.

Schlimme Bilder auch bei einem Franzosen

Zumal es nicht die einzige folgenschwere Blessur an diesem Tag war: Der Franzose Samir Ait Said hatte am Sprung eine doppelte Unterschenkel-Fraktur erlitten.

Während bei Said angesichts der schrecklichen Bilder des abgeknickten Beines sofort klar war, dass er erst einmal alles andere als sportlichen Wettkampf im Kopf haben würde, war es bei Toba zunächst genau anders.

Toba opfert sich auf - mit Erfolg

"Als ich auf der Pritsche lag, ging mir durch den Kopf: Du musst dem Team helfen. Und das habe ich getan, trotz der irren Schmerzen", berichtete der Hannoveraner von der eigentlich aberwitzigen Tat, mit dem kaputten Knie noch am Pauschenpferd anzutreten und verbissen seine Übung durchzuziehen. 

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Doch immerhin lohnte es sich. Die deutsche Riege schaffte es dank seiner 14,233 Punkte (Bestwert im Team) tatsächlich noch ins Finale der besten acht Nationen, die am Montag die Medaillen unter sich ausmachen.

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Und Toba selbst erklärte zunächst via Bild: "Ich will dabei sein, welches Gerät, werden wir dann sehen. Die sollen mir einen Druckverband anlegen, eine Schiene oder sonst irgendwas, wenn es funktioniert. Ich will ich den Jungs helfen."

"Das alte System war einfacher"

Doch mit der am Sonntag verkündeten Diagnose ist dieser Wunsch geplatzt.

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Fabian Hambüchen litt mit seinem Kollegen: "Es ist schade mit Andreas Toba und seiner Verletzung, aber es war toll, wie er am Pferd auf die Zähne gebissen hat für das Team."

Unter den Eindrücken dieses schwarzen Tages forderte Deutschlands Vorzeigeturner eine Rückkehr zum alten Punktesystem, über dass er schon früher geklagt hatte.

"Ich mag die aktuelle Regelung nicht. Das alte System war einfacher und flexibler für jeden. Nun gehen die Athleten mehr an ihre Grenzen, es wird gefährlicher", sagte der Reckspezialist: "Es ist ärgerlich und ich hoffe, dass man nach Rio wieder zum alten System zurückkehrt."

Hambüchen behält Recht

Nach einem Wertungsskandal bei Olympia 2004 in Athen war das alte System, bei dem die 10,0 der höchste Wert war, reformiert worden. Nun erhalten die Turner eine Note für die Ausführung und zudem einen Ausgangswert, der abhängig von der Schwierigkeit der Elemente unterschiedlich hoch ist.

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"Das Turnen ist brutaler geworden", hatte Hambüchen schon vor den Spielen im SPORT1-Interview gesagt.

Wie sehr er Recht behalten sollte, wurde nun bereits am ersten Wettkampftag in Rio de Janeiro deutlich.

Toba erlebte nach Angaben seines Vaters Marius, früher selbst Turner, eine qualvolle Nacht. "Er hat gar nicht geschlafen. Sobald er das Knie bewegt hat, waren es höllische Schmerzen", sagte Marius Toba.

Er stehe in ständigem Kontakt mit seinem Sohn, der beim Telefonat "natürlich geweint hat. Er war in Top-Form und dachte, dass diese Spiele seine Spiele werden würden".

Der Vater, der sich während seiner Karriere selbst 21 Operationen hatte unterziehen müssen, tat sein Bestes, um den Filius aufzubauen: "Ich sagte ihm, dass alles einen Grund hat. Ich habe ihn beruhigt und gemeint, dass es das Wichtigste ist, dass er gesund wird."