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Sturz bei Skiflug-WM am Kulm: Lukas Müller teilweise querschnittsgelähmt

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Sturz bei Skiflug-WM am Kulm: Lukas Müller teilweise querschnittsgelähmt

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Müller droht Leben im Rollstuhl

Der ehemalige Junioren-Weltmeisterist nach seinem Sturz bei der Skiflug-WM am Kulm teilweise querschnittgelähmt. Die Sicherheitsdiskussion flammt neu auf.
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© Imago

Die Schock-Diagnose kam am Freitag um 10.37 Uhr: "Wir haben bei Lukas Müller eine inkomplette Querschnittslähmung festgestellt. Derzeit kann er seine Beine nicht bewegen", teilte das Universitätsklinikum in Graz auf einer Pressekonferenz mit.

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Damit bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen: Nur ein Jahr nach dem Amerikaner Nick Fairall hat ein weiterer Skispringer schwere Verletzungen erlitten.

"Ich bin schon lange im Skisprung, bin viel durch die Welt gekommen. Aber dass gleich zwei Leute mit Lähmungserscheinungen konfrontiert sind, habe ich noch nicht erlebt", sagte Bundestrainer Werner Schuster mit leiser Stimme. Der Österreicher kennt "Luki" Müller noch gut aus seiner Zeit als Trainer am Skigymnasium Stams. "Das ist höchst tragisch für ihn, mir tut es extrem weh", sagte Schuster.

Müller droht Fairalls Schicksal

Nach ersten Erkenntnissen hatte sich Müller den Unterschuh nicht fest genug zugebunden.

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Kurz vor der Landung verlor der 23 Jahre alte Österreicher daher die Kontrolle über den linken Ski und knallte in den Schnee. Ähnlich war auch der Sturz von Fairall im Januar 2015 in Bischofshofen zustandegekommen. Der Amerikaner sitzt seither im Rollstuhl.

Ein ähnliches Schicksal droht nun auch Müller. Ob der Informatik-Student je wieder gehen kann, sei eine Frage "von Monaten, wahrscheinlich sogar einem Jahr", sagte Universitäts-Professor Dr. Gernot Brunner am Freitag.

Müller habe bereits an der Schanze gemerkt, dass er seine Beine nicht mehr bewegen könne. Eine "Restsensibilität" sei aber vorhanden, sagte der behandelnde Arzt Prof. Dr. Franz-Josef Seibert, eine seriöse Prognose daher aktuell nicht möglich.

Schuster vergleicht Skispringen mit Formel 1

Einmal mehr wurde das Skispringen somit seinem Ruf als Risikosportart auf tragische Weise gerecht.

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Schwere Stürze gehören seit jeher dazu: Der achtmalige Weltmeister Thomas Morgenstern (Österreich) trat 2014 nach zwei Stürzen innerhalb weniger Wochen verängstigt zurück, auch das deutsche Toptalent Andreas Wellinger fiel vergangene Saison mehrere Monate aus. Beide kamen aber letztlich glimpflich davon.

Ein "Risiko" bleibt dennoch, das weiß auch Schuster.

"In letzter Konsequenz muss ein Sportler in so einer Situation Egoist sein. Er muss abwägen: Kann ich das bewältigen oder nicht? Das ist in vielen Risikosportarten so", sagte der Bundestrainer und zog einen Vergleich zur Formel 1: "Wenn Sebastian Vettel gegen die Mauer fährt, muss Lewis Hamilton sagen: Okay, ich weiß, wie ich die Kurve durchfahren muss. Die vertrauen auch auf ihre eigenen Fähigkeiten."

Weißflog fordert Umdenken

Die zuletzt eher selten geführte Diskussion um die Sicherheit ist dennoch neu entfacht.

"Man sollte einen solch schweren Sturz nicht kleinreden. Wenn es Gründe gibt, sollte man schleunigst darüber nachdenken, etwas zu ändern", forderte der ehemalige Weltklasse-Springer Jens Weißflog bei SPORT1.

Seit seinem Karriereende habe die Sicherheit im Skispringen "sogar einen Schritt zurück" gemacht, indem der Weltskiverband FIS den Springern die Nutzung der einst vorgeschriebenen Sicherheitsbindungen freigestellt hat.

Auf Weitenjagd sei die derzeit verbreitete, unsicherere feste Verbindung von Schuh und Ski laut Weißflog von Vorteil, "damit die Auflagefläche größer und die Rückkopplung zum Ski besser ist. Da gehen die Sportler individuell ein Risiko ein. Jeder muss selbst beurteilen, ob er das macht."

FIS sieht gute Entwicklung

"Wir setzen uns damit seit der WM 1986, als es am Kulm drei schwere Stürze gab, intensiv auseinander", sagte FIS-Renndirektor Walter Hofer. Der Anlauf und auch die Sprungski seien inzwischen deutlich verbessert worden.

"Heute sind zwei Drittel des Sprungs wesentlich sicherer. Nur an der Landung und beim Ausfahren müssen wir noch arbeiten", sagte Hofer.

Erlaubt sind inzwischen auch Rückenprotektoren, diese werden allerdings nur von zwei Athleten des gesamten Feldes regelmäßig getragen - unter anderem deshalb, weil viele Springer sich mit dem "Panzer" unwohl fühlen. Auch Müller, für den Skispringen zuletzt mehr Hobby als Beruf war, trug keinen Protektor.

Der ehemalige Junioren-Weltmeister muss nun mehrere Tage auf der Intensivstation bleiben. Der Österreichische Skiverband (ÖSV) sagte ihm bereits die volle Unterstützung zu, obwohl Müller nicht mehr Mitglied eines ÖSV-Kaders ist.

"Wir wünschen ihm in dieser Situation alles Beste", teilte der ÖSV am Freitag mit.