Nach dem Tod von Franz Beckenbauer ist auch bei Olaf Thon die Trauer groß.

„Wir haben uns im letzten Jahr auch noch getroffen“, sagte der Weltmeister von 1990 im SPORT1-Interview über seinen ehemaligen Trainer und Teamchef der deutschen Nationalmannschaft und verriet, dass sich die Helden der WM in Italien seit dem Triumpf von Rom regelmäßig alle fünf Jahre zu einem Wiedersehen verabreden.

Im vergangenen Jahr sei die Zusammenkunft um zwei Jahre vorgezogen worden, doch „auch da konnte Franz nicht, und deswegen wussten wir, dass es nicht gut aussieht. Es ist sehr traurig“, sagte der ehemalige Profi von Schalke 04 und des FC Bayern über den am Ende seines Lebens schwerkranken 78-Jährigen.

Trainieren mit Beckenbauer? „Eine besondere Ehre“

Doch vor allem freudigere Zeiten sind Thon im Gedächtnis geblieben: „Bei Bayern hatte ich ihn auch als Trainer und wir wurden deutscher Meister. Schöne Erlebnisse waren da sicherlich, dass man mit ihm trainieren konnte. Er hat damals noch mitgespielt, das war für uns natürlich eine besondere Ehre.“

Gern erinnert sich Thon zudem an ein besonderes Lob von Beckenbauer nach einem verwandelten Elfmeter gegen England bei der WM 1990 zurück: „Der Kaiser hat gesagt: ‚Den Olaf Thon kannst du nachts wecken und er haut die rein.‘ Das war auch noch die Zeit, wo die Engländer immer im Elfmeterschießen verloren haben.“

Das feine Händchen von Franz Beckenbauer

Im Training habe Beckenbauer dazu stets „das feine Händchen für die Situation“ bewiesen und eher die lange Leine walten lassen, fügte Thon an.

„Auch wenn wir nach einem Spiel abends ein bisschen länger weg waren und uns dann angeschlichen hinter der Bar verstecken wollten, hat er gesagt: ‚Komm wir trinken noch ein Bier, ich habe euch sowieso gesehen‘“, meinte der 57-Jährige.

Eine Menschenführung, die die Lichtgestalt des deutschen Fußballs auch während seiner Zeit beim DFB-Team stets unter Beweis gestellt habe.

„Ich glaube, er hat auch eine wichtige Personalie getroffen, indem er bei der WM 1990 im Vorfeld geklärt hat, wer der Häuptling ist. Da hat er Lothar Matthäus mit der Kapitänsbinde und Klaus Augenthaler zusammengeführt, die während ihrer die Zeit in München nicht die allerbesten Freunde waren“, berichtete der gebürtige Gelsenkirchener, der diese Maßnahme als zentral für den späteren WM-Titel verantwortlich macht.

„Das kann nur der ‚Kaiser‘ schaffen“

Die Anteilnahme an der traurigen Nachricht um Beckenbauer habe jedoch nicht nur ihn allein berührt, gestand Thon. Auch in einer Chatgruppe der Traditionself von Schalke 04 sei „rege Anteilnahme zu spüren und zu lesen“ gewesen.

„Von Schalkern für einen Münchner - das ist schon etwas ganz Besonderes. Das kann nur der ‚Kaiser‘ schaffen. Es gab keinen Besseren“, lobte Thon das Vermächtnis Beckenbauers.