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SPORT1-Kommentar zum Pfeifkonzert gegen Helene Fischer im DFB-Pokal

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SPORT1-Kommentar zum Pfeifkonzert gegen Helene Fischer im DFB-Pokal

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Der Fußball bekommt die Quittung

Die Halbzeit-Show beim Pokalfinale zeigt, dass der Fußball nicht nur von der Kommerzialisierung profitiert. Ein Kommentar von SPORT1 Director Digital Ivo Hrstic.
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© SPORT1-Grafik: Getty Images

Es war einer der Aufreger an diesem Sportwochenende: Das gellende Pfeifkonzert gegen Schlager-Superstar Helene Fischer bei ihrer Show in der Halbzeitpause des DFB-Pokalfinals. Den lautstarken Protest von den Rängen konnten auch die Tontechniker nicht komplett runterpegeln.

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Die Künstlerin lächelte den Imageschaden professionell weg. Die Pfiffe waren ja auch nicht wirklich gegen Helene Fischer, sondern symbolisch gegen die zunehmende Kommerzialisierung und Amerikanisierung des Fußballs zu verstehen. Die war auch bei diesem Pokalfinale nicht zu übersehen.

Auch der seit einigen Jahren zelebrierte Einmarsch der Mannschaften hinter einer in Gold gehüllten Top-Sportlerin ist jedes Mal wieder ein Moment zum Fremdschämen. Die meisten der bisherigen "Pokalgirls" (diesmal Kati Witt, früher schon Magdalena Neuner, Maria Höfl-Riesch und Franziska van Almsick) haben in ihren sportlichen Karrieren mehr erreicht als der Großteil der Fußballer auf dem Rasen - und werden trotzdem als Staffage hergenommen.

Die Reaktion von den Rängen am Samstag war eine klare Gelbe Karte für den DFB, den Bogen nicht zu überspannen. Die Anhänger des BVB und von Eintracht Frankfurt waren mit ihrer fantastischen Unterstützung das schönste Rahmenprogramm, authentisch und emotional. Das genügt, da muss nicht künstlich nachgeholfen werden. Dafür haben die Fans zum Glück noch ein feines Gespür und strafen die Funktionäre regelmäßig ab.

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Aber auch Spieler und Trainer sehen die Entwicklung kritisch. "Helene Fischer hat beim Pokalfinale nichts zu suchen", sagte Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic, "weil wir Fußball spielen, und die wahren Fans des Fußballs haben in der Halbzeitpause keine Lust auf Hollywood".

Als der Halbzeit-Auftritt von Anastacia bei der Meisterfeier des FC Bayern den Wiederanpfiff um zehn Minuten verzögerte, kritisierten Mats Hummels und Arjen Robben die eigenen Verantwortlichen dafür zu Recht. Für die Gäste aus Freiburg ging es immerhin noch um die direkte Qualifikation für die UEFA Europa League.

Den negativen Höhepunkt lieferte bei den inzwischen zum schalen PR-Ritual verkommenen Bierduschen das mit einer "GoPro"-Kamera ausgestattete Riesen-Bierglas der Bayern.

All das ist die bisherige Spitze einer Entwicklung, vor der viele Traditionalisten schon lange warnen. Im Drang, vom reinen sportlichen Wettbewerb zur Entertainment-Maschine im Stile der NFL zu werden, droht sich der Fußball zu verheben. Noch sehe ich nicht die Gefahr, dass sich die Fans abwenden, dafür wird der Fußball viel zu sehr geliebt und gelebt.

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Aber die Fans haben die Macht, den Fußball-Funktionären mit jedem Pfeifkonzert oder Buhruf die Quittung zu geben - und das kann härter wirken als viele denken.

Helene Fischer und andere Künstler werden sich bei der nächsten Anfrage genau überlegen, ob sie in einem Fußballstadion auftreten wollen. Der Fußball und seine Fans feiern sich lieber selbst - und das ist gut so.