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Tour de France: "Nach hinten losgegangen!” Ullrich kritisiert Taktik um Lipowitz

Ullrich kritisiert Taktik um Lipowitz

Florian Lipowitz hat seinen dritten Rang im Gesamtklassement mit Ach und Krach verteidigt, aber viel Zeit verloren. Ein Grund dafür: Der Deutsche fuhr lange alleine durch die Alpen - was Rad-Legende Jan Ullrich kritisiert.
Auf der 18. Etappe zum Col de la Loze hat Florian Lipowitz im Kampf um den dritten Platz in der Gesamtwertung Zeit verloren.
Florian Lipowitz hat seinen dritten Rang im Gesamtklassement mit Ach und Krach verteidigt, aber viel Zeit verloren. Ein Grund dafür: Der Deutsche fuhr lange alleine durch die Alpen - was Rad-Legende Jan Ullrich kritisiert.

Florian Lipowitz erlebte einen einsamen und dafür umso härteren Tag. Auf der 18. Etappe der Tour de France kämpfte er sich zunächst allein den Col de la Madeleine hinauf, dann auch über die folgende Abfahrt und schließlich sogar den finalen Anstieg auf den Col de la Loze nach oben. So kam, was praktisch kommen musste: Irgendwann waren keine Körner mehr übrig, der Deutsche büßte Zeit auf seinen Verfolger Oscar Onley im Kampf um den dritten Rang im Gesamtklassement ein.

Ein Rückschlag, der einige Fragen aufwarf. Denn dass Lipowitz dermaßen lange keine Unterstützung erhielt, wunderte unter anderem Radsport-Legende Jan Ullrich. Vor allem, weil sie in Person von Primoz Roglic, seinem Teamkollegen bei Red Bull-Bora-Hansgrohe, möglich gewesen wäre. Der erfahrene Slowene befand sich am zweiten Anstieg des Tages in einer starken Ausreißergruppe und hatte nur wenige Sekunden Vorsprung auf Lipowitz. Er sollte sich aber offenbar nicht zurückfallen lassen.

Darüber wundert sich Ullrich

„Am Col de la Madeleine war Florian Lipowitz nur 20 Sekunden hinter der Führungsgruppe, in der auch Primoz Roglic fuhr“, stellte Ullrich bei Eurosport fest und ergänzte. „Hätten sie Roglic kurz nach hinten geschickt, hätten sie zu zweit ganz schnell nach vorne in die Gruppe fahren können. Dann hätte Lipowitz in der Abfahrt viel weniger Kraft verbraucht und die Sache völlig anders ausgesehen.“ Im Zusammenspiel hätten beide laut Ullrich am Ende der Etappe bessere Chancen gehabt.

Insbesondere Lipowitz, für den es neben dem dritten Rang in der Gesamtwertung auch um das Weiße Trikot des Spitzenreiters in der Nachwuchswertung geht. Dabei sei gerade die Abfahrt nach dem Col de la Madeleine entscheidend gewesen, sagte Ullrich. Während Onley bei anderen am Hinterrad bleiben und sich in aller Ruhe verpflegen konnte, musste Lipowitz die gesamte Arbeit alleine verrichten.

Dass der 24-Jährige, der den Abschluss dennoch schaffte, rund 33 Kilometer vor dem Ziel sogar noch selbst attackierte und sich zwischendurch rund zwei Minuten von der Gruppe um Tadej Pogacar erarbeitete, fand Ullrich derweil “schön”. Und auch ein Stück weit logisch “Er hatte einen ordentlichen Vorsprung auf (zum diesem Zeitpunkt abgehängten; Anm. d. Red.) Onley. Den wollte er nicht einfach herschenken, weil die Gruppe um Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard praktisch stillstand. Es hätte auch gut gehen können", befand Ullrich und ergänzte: „Er ist seinem Instinkt gefolgt. Am Ende ist es nach hinten losgegangen.“

Wie verkraftet Lipowitz den Rückschlag?

Am Ende aber schleppte sich Lipowitz nach allen Anstrengungen nur noch ins Ziel und rettete im Kampf um Platz drei und das Weiße Trikot gegenüber Onley zumindest gute 20 Sekunden. Lipowitz zeigte erneut einen beherzten Auftritt, hatte jedoch letztlich zu viel alleine gearbeitet und musste am Ende den Preis dafür bezahlen.

Die große Frage wird deshalb sein, wie Lipowitz die knüppelharte Königsetappe überstanden hat. Denn am Freitag wird es nicht einfacher. Zwar ist die 19. Etappe von Albertville nach La Plagne mit 130 Kilometern vergleichsweise kurz, doch es warten erneut drei echte Riesen der Alpen, die nächste Bergankunft und 4.550 Höhenmeter.

Generell machte Ullrich Lipowitz aber ein riesiges Kompliment und glaubt daran, dass er in den nächsten Jahren durchaus die Tour gewinnen kann: „Florian ist ein Quereinsteiger und kann sich noch entwickeln. Pogacar und Vingegaard werden älter. Die Zeit spricht für Lipowitz.“