Ben O’Connor hat auf der Königsetappe der 112. Tour de France triumphiert! Der 29-Jährige vom Team Jayco AlUla rollte auf dem auf 2304 Meter hohen Col de la Loze mit einem Vorsprung von über anderthalb Minuten vor dem Gesamtführenden Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) über die Ziellinie.
Tour de France: Bittere Königsetappe! Lipowitz muss für seinen Mut bezahlen
Achterbahnfahrt für Lipowitz
Der Australier griff auf dem 18. Teilstück, das mit rund 5.500 Höhenmetern das schwerste der Rundfahrt darstellte und inmitten der französischen Alpen verlief, auf dem finalen Anstieg an und feierte seinen zweiten Tageserfolg beim wichtigsten Radrennen der Welt. Weniger gut erging es dem deutschen Hoffnungsträger Florian Lipowitz (Red Bull-Bora-hansgrohe), der im Kampf um den dritten Platz in der Gesamtwertung wichtige Zeit einbüßte.
Lipowitz bezahlte am finalen Berg für einen zuvor mutigen Ausreißversuch und musste die Gruppe der Top-Favoriten um Pogacar und Vingegaard – im Gegensatz zu seinem direkten Konkurrenten Oscar Onley – früh ziehen lassen. Sein Polster in der Nachwuchswertung und damit auch sein Vorsprung auf Platz vier in der Gesamtwertung, der zuvor bei über zwei Minuten gelegen hatte, schrumpfte auf nur noch 22 Sekunden. Im Kampf um das Gelbe Trikot baute Pogacar seine Führung auf Vingegaard um weitere neun Sekunden aus.
Roglic ging früh in die Flucht
Am Donnerstagmittag nahm das knüppelharte Teilstück zum Col de la Loze zuvor rasant an Intensität auf. Bereits am ersten langen Anstieg des Tages setzte sich eine Gruppe mit 13 Fahrern ab - darunter viele begnadete Kletterer wie Roglic, Felix Gall, Lenny Martinez, Träger des Bergtrikots, oder Matteo Jorgenson. Zeitweise wuchs das Polster auf das dort schon kleine Peloton um Pogacar und Vingegaard auf über zweieinhalb Minuten an.
Doch am zweiten Berg, dem Col de la Madeleine, schalteten die Mannschaften der Klassementfahrer, UAE Team Emirates und Visma – Lease a Bike, einen Gang hoch. Bereits 71 Kilometer vor dem Ziel attackierte Vingegaard Pogacar dann erstmals, weshalb sich die Lücke endgültig wieder schloss. Von den übrigen Kapitänen aus dem Hauptfeld konnte Lipowitz noch am längsten mithalten, bevor auch er dem hohen Tempo Tribut zollen musste.
Lipowitz war dadurch den Rest des Anstiegs sowie die folgende Abfahrt allein unterwegs und quälte sich durch den Wind. Erst im Anschluss, als sich Vingegaard, Pogacar, Gall und Roglic vorne uneinig wurden und die Füße hochlegten, gelang es dem Deutschen, wieder zurückzukommen - und dann sogar selbst anzugreifen, während sich alle anderen in einem taktischen Chaos nur anschauten. O’Connor und Rubio hatten sich zu diesem Zeitpunkt schon an die Spitze gesetzt.
Lipowitz geht die Kraft aus
Erneut auf sich allein gestellt, konnte Lipowitz seinen zwischenzeitlich knapp zwei Minuten großen Vorsprung auf Pogacar und Vingegaard am Col de la Loze jedoch nicht halten. Für seinen großen Aufwand musste er bezahlen. Zunächst wurde der 24-Jährige wieder eingeholt, dann überholt und schließlich abgehängt. Weiter vorne löste sich O’Connor frühzeitig von Rubio und verteidigte sein Polster auf dem schweren Schlussanstieg souverän.
Noch sind die großen Strapazen allerdings nicht vorbei. Am Freitag wartet mit der 19. Etappe von Albertville nach La Plagne der letzte Showdown in den Bergen bei der diesjährigen Tour de France. Das Teilstück ist mit 130 Kilometern vergleichsweise kurz, dafür aber fast nirgends flach. Insgesamt müssen 4.550 Höhenmeter überwunden werden. Gekrönt wird das Spektakel von einer fast 20 Kilometer langen Kletterei ins Ziel.