Hallo Darts-Freunde,
Das hat uns Holland im Darts voraus
was ist das nur für eine verrückte WM (LIVE im TV, LIVESTREAM auf SPORT1 und im LIVETICKER)? Das gab es noch nie, dass gleich sieben ungesetzte Spieler im Achtelfinale stehen. Darin sehe ich ein deutliches Zeichen dafür, dass sich im Darts-Sport momentan extrem viel tut - und es in Zukunft immer schwieriger sein wird, sich durch ein solches Feld zu boxen.
Unser deutscher Starter Kevin Münch hat es leider nicht über die zweite Runde hinaus geschafft. Bei seinem Match gegen Toni Alcinas hat man übrigens gesehen, wie komplex diese Sportart ist.
In der ersten Runde gegen Adrian Lewis hatte er als Underdog überhaupt nichts zu verlieren, spielte ein super Match und plötzlich dreht sich alles.
Ich bin von seiner Leistung enttäuscht, weil er überhaupt nicht zu seinem Spiel und zu seinem Rhythmus finden konnte. Er hat nicht das gezeigt, zu was er eigentlich imstande ist.
Die große Schwierigkeit für unerfahrene Spieler besteht darin, in einer Halle wie dem Alexandra Palace in den Flow, in den Tunnel zu kommen.
Das liegt einerseits an der fehlenden Erfahrung, andererseits kommt aber auch ein Thema wie das der Mentalcoaches auf den Tisch. Meiner Meinung nach ist es im deutschen Darts ein großes Manko, dass nicht professionell genug trainiert wird. Es fehlen wissenschaftliche Trainingsmethoden und es wird zu wenig mit Videoanalysen gearbeitet.
Man nehme das Beispiel Peter Wright, die Nummer zwei der Welt. Der hat vier Videokameras in seinen Trainingsraum installiert, um zu sehen, wie sich seine Wurfbewegung nach zwei Stunden Spiel verändert.
Die Topspieler gehen da tiefer ins Detail hinein, als es die deutschen Spieler tun.
In den Niederlanden beispielsweise gibt es Darts-Akademien, in denen viel Wert auf die Nachwuchsentwicklung gelegt wird. Diese Strukturen haben wir in Deutschland nicht.
Nicht falsch verstehen: Das Niveau ist insgesamt besser geworden, aber wir sind nach wie vor noch nicht professionell genug, um ganz vorne mitzuspielen.
Es fehlen vielleicht zehn Prozent auf die Weltspitze, die aber am Ende entscheidend sind. Ein Modell wäre es, mit erfahrenen Profispielern zusammenzuarbeiten.
Für Kevin Münch war es übrigens bisher genau der richtige Weg, seine Ausbildung zu beenden. Fortschritte können aber ziemlich schnell greifen, bestes Beispiel ist Gerwyn Price, der Michael van Gerwen sensationell am Rande einer Niederlage hatte.
Innerhalb von fünf Jahren ist der Ex-Rugbyspieler bis auf Rang 16 der Weltrangliste vorgekommen. Im Darts ist alles möglich.
Game on,
Euer Elmar
Elmar Paulke ist die Darts-Stimme bei SPORT1 und kommentiert die Live-Übertragungen im TV. Paulke ist seit Herbst 1998 für SPORT1 (ehemals DSF) als Kommentator tätig und ist neben Darts auch ausgewiesener Tennis-Experte. Im Mai 2000 wurde er für seine DSF-Dokumentation "Boris Becker - I did it my way" mit dem "Bayerischen Fernsehpreis" ausgezeichnet.