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TimKalation: EA vermisst Qualität

Woran liegt es, dass ein Milliardenunternehmen wie EA SPORTS in FIFA 21 den eigenen Qualitätsansprüchen hinterherläuft? Tim versucht Antworten zu finden und gibt Tipps.
Für TimKalation befinden wir uns gerade in der heißesten Phase des FIFA-Kalenders
Für TimKalation befinden wir uns gerade in der heißesten Phase des FIFA-Kalenders
© TimKalation / EA Sports / SPORT1

Frische Kolumne, alter Tim. Da es einiges Frisches benötigt, um den alten Tim auszugleichen, schauen wir uns mal um, wo wir fündig werden können. Ein Quell der Frische ist in jedem Fall EA und FIFA 21. Wieso frisch, das Spiel geht doch schon langsam auf das "Team of the Season" im Mai und damit Richtung gefühltem Ende zu? Das stimmt, frisch sind aber jede Woche die Fehler, die rund um das Spiel geschehen.

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Fehler, Bugs und andere Merkwürdigkeiten

Neue Aufgaben mit fehlerhafter Bezeichnung; *Y21_S4_MEGAPACKCHASE_OBJ3_DESC.

Beschreibung von Anforderungen in Aufgaben versehentlich kopiert, anstatt unterschiedliche zu implementieren.

Fortschrittsanzeige passt nicht zur genannten Aufgabe.

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Neues altes Trikot in FIFA 21 mit FIFA 20 Logo auf der Karte und FIFA 19 Logo auf dem Trikot.

EA weist versehentlich vollkommen willkürlich einem Teil der Spieler Packs zu.

Erneut Aufgaben mit fehlerhafter Bezeichnung.

Okay, jetzt kann man natürlich sagen, dass all diese Fehler unschön und unangenehm sind, aber Fehler passieren nun mal. Das ist richtig. Außerdem ist FIFA 21 nun schon fast ein halbes Jahr auf dem Markt. Auch richtig. Allerdings sind die genannten Fehler aus dieser Woche. Also seit Montag der Woche in der diese Kolumne erschienen ist. Und es ist nicht einmal eine besonders fehlerträchtige Woche. Diese und viele andere Fehler geschehen regelmäßig.

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Diese Woche allerdings war besonders. Denn den größten Fehler habe ich bisher noch nicht genannt.

Spieler erhalten Zugang zu Entwicklertools

Eines Abends ging plötzlich ein Raunen durch die FIFA-Community. EA hatte einem Teil der Spieler Zugang zu internen Entwicklertools gegeben. In der Webapp. Versehentlich. Fehler können immer passieren, kein Ding.

Ist nur ungünstig, denn auch wenn die betroffenen Spieler nicht wirklich etwas damit anstellen konnten, war der Aufschrei riesig. Man bekam Einblick in Tools der Entwickler und des Supports: Packs kreieren, Zugang zum Transfermarkt sperren, einschränken, freischalten, Spieler oder Coins hinzufügen und vieles weitere. Alles, was man dort sah, war zu erklären und letztlich nicht spektakulär. Allerdings ist die Spezies FIFA-Spieler sehr anfällig für Sensation und spektakuläre Theorien. Diese sind zwar in der Regel haltlos, aber da in diesen Sensationen und Spekulationen auch viel Unterhaltung steckt und sich Influencer diese Klicks gerne schmecken lassen, nimmt so etwas immer eine unkontrollierte Dynamik auf.

Das Feindbild EA SPORTS, so muss man es leider längst sagen, ist ständig präsent bei einem großen Teil der Hardcore-Spieler. Und da kommt so etwas natürlich gelegen.

Keine Kontrollinstanzen bei EA?

Aber zurück zu den Fehlern und einer nüchternen Betrachtung. Das Ausmaß und die Frequenz von Fehlern rund um FIFA, das Gameplay gar nicht betrachtet, sucht seinesgleichen in der Branche des Gaming. Natürlich; es ist eine rein subjektive Wahrnehmung von mir, aber ich kenne kein anderes Spiel ähnlicher Größe, in dem Fehler so häufig auftreten wie bei FIFA. Und selbst kleinste Entwicklerstudios wirken in dieser Hinsicht meist professioneller. Mindestens bei der Kommunikation nach außen.

Und es ist nicht nur die Häufigkeit der Fehler. Zum einen ist die Tragweite der Fehler enorm weit; von kleinen Rechtschreibfehlern bis hin zu wirklich kritischen oder peinlichen. Zum anderen geschehen einige Fehler immer und immer wieder. Und das seit Jahren. Man muss also das Gefühl haben, dass keinerlei Lerneffekt einsetzt.

Damit sind wir beim nächsten Thema. Für mich als erfahrener Unternehmensberater zeichnet sich ein erschreckendes Bild. Ich komme nicht umhin zu konstatieren, dass EA ein enormes Qualitätsproblem hat.

Prozesse, wie eine Qualitätskontrolle, fehlen, sind alternativ ungenügend konzipiert, Mitarbeiter sind unqualifiziert oder überlastet. Die potenziellen Gründe für die Anzahl der Fehler sind mannigfaltig. In jedem Fall ist das Management gefragt, hier dringend Abhilfe zu schaffen.

Was muss geschehen?

Das Bild, welches EA SPORTS FIFA zeichnet, wird auf diese Art und Weise immer peinlicher und verschärft das ohnehin kritische Thema des offensichtlichen Credos "Geld über alles" und "Players last" immer weiter. Man erwartet einfach, zurecht, dass ein Milliardenunternehmen Basics eines jeden Unternehmens beherrscht.

Was muss also geschehen? Mich fragt EA SPORTS nicht. Aber ich gebe mal ein paar Empfehlungen aus der Praxis.

Zunächst muss eine vollumfassende Analyse des Ist-Zustandes erfolgen; exemplarisch ein paar Punkte:

Welche Abteilungen/Teams befassen sich mit welchen Aspekten des Spiels?

Sind diese Aspekte öffentlich zu sehen?

Wer gibt Änderungen im Spiel vor?

Wer setzt diese im Spiel um?

Wie wurden die Änderungen an diese Mitarbeiter kommuniziert? Weiß jeder, was zu tun ist?

Werden die Tools zur Umsetzung beherrscht und sind diese an sich fehlerfrei?

Gibt es eine Freigabeinstanz bevor Änderungen im Spiel wirksam werden?

Was oder Wer ist diese Instanz und auf welche Art findet hier eine Qualitätskontrolle statt?

Wie werden geschehene Fehler dokumentiert und priorisiert?

Wie wird sichergestellt, dass diese Fehler nicht wieder geschehen?

Welche Fehler werden nach außen kommuniziert und durch wen, wo und wann?

Diese Punkte sind nur kleine Puzzleteile einer umfänglichen Analyse und sollen lediglich die Idee vermitteln, woran gedacht werden muss.

Im Anschluss wird der eigene Anspruch an Qualität mit dem Ist-Zustand verglichen und entsprechende Maßnahmen eingeleitet, um den Soll-Zustand zu erreichen - auf Ebenen der Unternehmensphilosophie, Tools, Mitarbeiter, Kommunikation etc. Absolute Basics, selbst für Start-Ups. Für ein Milliardenunternehmen? Nun, was soll ich sagen?

Macht der finanzielle Erfolg das Management von EA SPORTS blind für diese Probleme? Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen. Spätestens die Shareholder sollten allerdings ein Interesse daran haben, dass die Spieler nicht unaufhörlich Gründe für Spott geliefert bekommen.

Eine Verbesserung ist für mich jedoch nicht zu erkennen. Eher im Gegenteil. Seit Jahren.

Und so werden wir weiterhin diesen zweifelhaften Spaß mit EA SPORTS FIFA haben.

Euer Tim