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Kreuzbandriss - SPORT1 erklärt Ursachen, Symptome, Therapie

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Kreuzbandriss - SPORT1 erklärt Ursachen, Symptome, Therapie

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Kreuzbandriss - SPORT1 klärt auf

Ein Kreuzbandriss ist mit die schwerste Verletzung für einen Profisportler - womöglich hat es auch Niklas Süle erwischt. SPORT1 erklärt die Ursachen, Symptome und Therapien.
Niklas Süle verletzte sich gegen den FC Augsburg am Knie
Niklas Süle verletzte sich gegen den FC Augsburg am Knie
© Getty Images
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Bjarne Lassen
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Die Schulter und das Knie sind die beiden kompliziertesten Gelenke im menschlichen Körper und damit auch am anfälligsten für Verletzungen. Da im Sport das Laufen ein dominanter Bestandteil fast aller Disziplinen ist, ist das Knie ungleich öfter für schwere Verletzungen verantwortlich als die Schulter. Eine der kompliziertesten Verletzungen ist der Kreuzbandriss.

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Aktuell bangt der deutsche Nationalspieler Leroy Sané wegen eines Kreuzbandanrisses um seine nähere Zukunft.

SPORT1 erklärt den Kreuzbandriss mit seinen Symptomen und Ursachen. Dazu gibt SPORT1-Experte Dr. med. Florian Dreyer Tipps zur Behandlung und Vermeidung.

Für den schnellen Leser

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  • Was steckt hinter einem Kreuzbandriss? (Teil-) Riss des vorderen oder hinteren Kreuzbandes oder beider Kreuzbänder im Knie
  • Was sind die Symptome? evtl. Schmerzen, Schwellung, Gelenkerguss, Gelenkinstabilität
  • Was sind die Ursachen? Unfreiwillige und übermäßige Beugung und gleichzeitig Drehung des Knies, äußere Gewalteinwirkung auf das Knie
  • Wie läuft die Diagnose? Kreuzbandtests (Schubladen-Test, Lachman-Test, Pivot-Shift-Test), Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Wie läuft die Behandlung? Zuerst: Erste-Hilfe-Maßnahmen nach der PECH-Regel, konservativ: Schiene und Physiotherapie, operativ: Kreuzband-Erhalt oder Kreuzband-Plastik
  • Wer ist der Ansprechpartner? Orthopäde
  • Wie ist die Prognose? Genesungszeit bis zu einem Jahr

Symptome

Im Knie befinden sich zwei Kreuzbänder – ein vorderes Kreuzband (Ligamentum cruciatum anterius) und ein hinteres Kreuzband (Ligamentum cruciatum posterius). Der Name Kreuzband kommt daher, dass sich die beiden Bänder im Zentrum des Kniegelenks überkreuzen. Ihre Aufgabe ist es, das Knie zu stabilisieren. Das vordere Kreuzband stabilisiert die Verschiebung des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel nach vorne und das hintere Kreuzband entsprechend nach hinten. Unterstützt werden sie vom Innen- und Außenband.

Bei einem Kreuzbandriss reißt eines oder beide Bänder. In der Medizin wird dann zwischen einem vorderen und hinterem sowie einem Kreuzbandriss unterschieden. Das Kreuzband kann teilweise oder komplett reißen.

In den meisten Fällen ist das vordere Kreuzband betroffen, der Riss des hinteren Kreuzbandes ist eher selten. Die höhere Widerstandsfähigkeit des hinteren Kreuzbandes liegt an seinem größeren Durchmesser und seiner Richtung.

Als Symptom kann im Moment des Unfalls ein heftiger Schmerz im Kniegelenk auftreten. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass die Kreuzbandverletzung schmerzfrei ist, vor allem wenn keine Begleitverletzungen auftreten. Dadurch ist es möglich, dass er nicht sofort erkannt wird. "Es gibt Fälle, bei denen Patienten nicht merken, dass ihr Kreuzband gerissen ist. Typischerweise geht ein Kreuzbandriss aber mit einem heftigen Verdreh-Trauma, Schwellung, Schmerz und Belastungsunfähigkeit einher", erklärt Dr. Dreyer.

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Manchmal wird beim Reißen auch ein lautes Knacken vernommen. "Manche sagen, dass sie ein Knacken oder Reißen gehört haben, und manche spüren es gar nicht. Es kann sein, ist aber nicht typisch", führt der Oberarzt aus.

Durch das Fehlen der Kreuzbänder als Stabilisierungsfaktor kommt es zu einer Instabilität im Kniegelenk, weshalb ein Wegknicken des Knies auch bei geringer Belastung im Gehen vorkommen kann - was auch als "Giving-Way-Phänomen" bezeichnet wird.

Symptome im Überblick

  • Evtl. starke Schmerzen im Kniegelenk
  • Anschwellung des Kniegelenks innerhalb von einer Stunde
  • Bildung eines Blutergusses im Kniegelenk
  • Instabilität im betroffenen Knie (Giving-way-Phänomen)

Insgesamt sind zwei Drittel aller Knieverletzungen Kreuzbandrisse. Die häufigste Ursachen sind sportliche Aktivitäten. Allerdings unterscheiden sich die Sportarten nach lokalen Vorlieben. Während beispielsweise in den USA die meisten Kreuzbandverletzungen im Basketball, gefolgt von Fußball und American Football, vorkommen, steht in Deutschland Fußball auf Rang eins. Danach kommt Handball und Ski Alpin.

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Außerhalb des Sports sind vor allem Straßenverkehrs- und Arbeitsunfälle für Verletzungen am Kreuzband verantwortlich.

Ursachen

Die Ursachen für den Riss des vorderen oder hinteren Kreuzbandes unterscheiden sich signifikant voneinander.

Die häufigste Ursache des vorderen Kreuzbandrisses ist im Sport zu suchen. Das vordere Kreuzband reißt normalerweise bei einer abrupten Bremsbewegung mit durchgestrecktem Knie und einer gleichzeitigen Kniedrehung. Oft entsteht zusätzlich ein Innenbandriss und eine Verletzung am Meniskus - die sogenannte "unhappy triad", also der "unglückliche Dreier". Rund 70 Prozent der Rupturen des vorderen Kreuzbandes entstehen ohne Fremdeinwirkung.

Im Gegensatz zum Kreuzbandriss in der Bewegung resultiert der hintere Kreuzbandriss aus starker Gewalteinwirkung. Das hintere Kreuzband wird bei gebeugtem Knie überdehnt und reißt dann bei Überstrapazierung.

Ursachen im Überblick

  • plötzliche Bremsbewegung des Knies mit gleichzeitiger Drehung nach außen (Riss des vorderen Kreuzbandes)
  • gewaltsame Einwirkung auf das Bein von außen bei gebeugtem Knie (Riss des hinteren Kreuzbandes)

Diagnose

Schon bei der Anamnese durch einen Arzt kann sich durch die Beschreibung des Unfallhergangs der Verdacht auf einen Kreuzbandriss ergeben. Besonders wenn der Patient ein lautes Knacken vernommen hat, ist das ein deutliches Zeichen für eine Kreuzbandverletzung.

Im nächsten Schritt wird der behandelnde Arzt eine körperliche Untersuchung und verschiedene Tests am Kniegelenk, wie den Schubladen-Test, den Lachmann-Test und den Pivot-Shift-Test, durchführen.

Beim Schubladen-Test liegt der Patient mit dem Rücken auf einer Liege, das betroffene Knie wird gebeugt und der Unterschenkel aufgestellt. Wenn der Unterschenkel gegen den Oberschenkel in der jeweiligen Richtung um mehr als fünf Millimeter verschiebbar ist, gilt der Test als positiv. Bei positiver vorderer Schublade ist das vordere Kreuzband gerissen, bei positiver hinterer Schublade das hintere.

Eine weitere Möglichkeit der Diagnose stellt der Lachmann-Test dar. Dabei wird der Unterschenkel mit beiden Händen umfasst und nach vorne gezogen. Die Verschiebbarkeit des Unterschenkels gibt dem Arzt Aufschluss darüber, ob eine Kreuzbandruptur vorliegt.

Beim Pivor-Shift-Test liegt der Patient in Rückenlage. Unter Innenrotation und Druck in Richtung der Hüfte wird das gestreckte Bein langsam in die Beugung gebracht. Kommt es zu einer unvollständigen Ausrenkung des Schienbeins, liegt ein vorderer Kreuzbandriss vor.

Anhand einer Magnetresonanztomografie (MRT) lässt sich erkennen, ob das Kreuzband vollständig oder nur eingerissen ist. Eine Röntgenuntersuchung wird lediglich dann herangezogen, wenn zusätzlich ein knöcherner Ausriss überprüft werden soll.

Wie behandelt man einen Kreuzbandriss?

Direkt nach dem Kreuzbandriss sollte das Knie nach der PECH-Regel mit Erste-Hilfe-Maßnahmen behandelt werden.

Die PECH-Regel

Als Gedächtnisstütze für die Erstversorgung bei einem Kreuzbandriss sorgt die PECH-Regel:

P-ause: direkt nach dem Unfall mit dem Sport aufhören und das betroffene Bein ruhigstellen
E-is: Das Kniegelenk kühlen, um ein mögliches Hämatom zu verhindern
C-ompression: Die Blutzufuhr in das Kniegelenk durch Druck verringern, um eine Schwellung zu verhindern
H-ochlagerung: Die betroffene Stelle hochlagern, um eine Einblutung zu verhindern

Danach gibt es, wie bei den meisten Verletzungen, auch bei einer Kreuzbandruptur die Wahl zwischen einer konservativen und operativen Behandlung.

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Kreuzbandriss operieren?

Es stehen drei Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • Konservative Therapie: Dies ist die einzige Therapie, die ohne Operation auskommt. Zuerst wird das Kniegelenk mit einer Schiene ruhig gestellt und stabilisiert. Danach wird versucht, das betroffene Knie durch intensiven Muskelaufbau im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung zu stabilisieren.
  • Kreuzbanderhalt (DIS-Technik): Das gerissene Kreuzband wird während einer Operation durch eine dynamische Stabilisierung (DIS) geschient, damit es zusammenwachsen kann. Durch einen Faden, der im Oberschenkel verankert wird, und ein Federsystem im Unterschenkel wird das Kniegelenk bei jeder Bewegung stabilisiert. 
  • Klassische Kreuzbandplastik: Das gerissene Kreuzband wird während einer Operation entfernt und durch eine körpereigene Sehne ersetzt. Heutzutage wird eine Kreuzband-Operation fast ausschließlich minimal-invasiv (arthroskopisch) durchgeführt.

Allerdings ist nicht jeder Patient für jede Therapieform geeignet.

Konservative Therapie bei Patienten

  • ohne hohe, athletische Belastung des Knies
  • die ihre sportlichen Aktivitäten beenden möchten
  • die im Alltag keine hohe Beanspruchung haben
  • die nur eine Teilruptur des Kreuzbandes erlitten haben (sehr selten!)
  • die noch im Kindesalter sind

"Eine Operation nicht zu machen, muss man sich gut überlegen", warnt Dr. Dreyer. "Ich persönlich halte beispielsweise nicht viel davon zu sagen, dass man bei Linearsportarten keine Kreuzbandplastik braucht. Solche Sportler laufen ja nicht nur gerade aus, sondern spielen auch mal Fußball oder machen zum Aufwärmen Sprünge bzw. laufen im Zickzack." 

Dafür brauche man eine Stabilisation im Knie, so der Olympiaarzt. "Bei älteren Patienten, die auf die Bewegung verzichten können und das streng geführte Band nicht brauchen, muss man nicht immer operieren." Kein Problem sei es hingegen, eine Operation zeitlich rauszuzögern. "Es ist ja keine lebensbedrohliche Verletzung", so Dr. Dreyer. Eine Operation bringe immer Risiken mit sich und es gebe eine lange Nachbehandlungsphase. "Wenn diese nicht möglich ist, muss man eine Operation im Zweifel verschieben."

Kreuzband-OP bei Patienten

  • die noch jung und sportlich sind
  • die zwar älter, aber noch sehr aktiv sind
  • die einen Komplettriss des vorderen Kreuzbandes erlitten haben und dieser nicht muskulär kompensiert werden kann

Die Genesungszeit variiert dabei von Person zu Person. Bei Profisportlern beläuft sich die Ausfallzeit nach einer Operation oft auf sechs bis neun Monate, bevor sie wieder zurückkehren können. Vor allem bei Kontaktsportarten wie Fußball, Handball oder Eishockey ist diese Frist besonders empfehlenswert.

Prävention für Sportler

Gegen einen Kreuzbandriss gibt es einige vorbeugende Maßnahmen. Man sollte darauf achten, Sport gemäß der eigenen Leistungsfähigkeit zu betreiben und harten Körperkontakt, so weit wie möglich, zu vermeiden.

Dazu sollte auf ein ausführliches Aufwärmprogramm geachtet werden, um die Sehnen elastischer zu machen. Eine klinische Untersuchung hat ergeben, dass eine spezielle Sprungschule und Lauftraining und die damit verbundene Korrektur von Risiko-Bewegungsmustern das Risiko einer Verletzung des vorderen Kreuzbandes um 50 Prozent reduzieren können.

Aber die Prävention der Verletzung beginnt nicht erst direkt vor dem Wettkampf. Bereits in der Saisonvorbereitung werden die Grundsteine für eine erfolgreiche Prävention von Kreuzbandrissen gelegt. Bereits das Training sollte möglichst unter Wettkampfbedingungen absolviert werden, um den Körper an alle Bewegungsabläufe der Sportart zu gewöhnen. Vor allem abrupte Richtungswechsel und andere knieintensive Bewegungen sollten regelmäßiger Bestandteil des Trainings sein.

Dennoch muss festgehalten werden, dass alle Vorbereitung und Prävention immer nur bei der Vermeidung einer Kreuzbandruptur helfen kann, eine hundertprozentige Sicherheit dagegen gibt es allerdings nicht.

Kreuzbandriss – "Wunderheilung" im Profisport?

Im Profisport erlebt man immer wieder, dass die Athleten nach viel kürzeren Ausfallzeiten in den Sport zurückkehren als Amateur- und Freizeitsportler. Natürlich liegt das auch an der besseren medizinischen Versorgung.

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Allerdings gibt die aktuelle Entwicklung im Fußball Grund zur Sorge. Statistisch gesehen fällt ein Bundesliga-Spieler mit einem Kreuzbandriss gut sieben Monate aus. Aber es gibt auch Gegenbeispiele. So stand Gladbachs Patrick Herrmann in der Saison 2015/16 schon rund vier Monate nach seiner Operation wieder im Kader.

Sami Khedira absolvierte nur sechs Monate nach seiner Kreuzbandruptur die Weltmeisterschaft in Brasilien und holte mit der deutschen Mannschaft den Titel. In der Saison 2009/10 pausierten die Profis nach einer Operation noch doppelt so lange.

Dafür hat sich aber die Anzahl der Verletzungen erhöht. Knapp ein Viertel aller Patienten mit einem Kreuzbandriss verletzten sich innerhalb von sechs Monaten nach ihrem Comeback wieder am Knie. Dr. Dreyer kennt den Grund dafür: ein zu frühes Comeback. "Bei der Operation nimmt man eine Sehne, die eine andere Funktion hat, als ein Band. Der Umbau des transplantierten Bandes zu einem Kreuzband setzt relativ spät ein. Manchmal ist es im Profisport so, dass Sportler schon belasten, wenn gerade dieser Umbau erfolgt. Dann ist das Risiko einer erneuten Ruptur sehr hoch."

Dr. med. Florian Dreyer ist Facharzt für Orthopädie und leitender Oberarzt im Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie der Schön Klinik München Harlaching. Neben der Durchführung von über 3500 Operationen an Fuß und Sprunggelenk werden hier in einem der weltweit größten Schwerpunktzentren internationale Sportler aus Breiten-, Leistungs- und Spitzensport mit medizinischen Fragestellungen zu Fuß und Sprunggelenk betreut und versorgt. Seit 2007 betreut er die Bob- und Skeleton-Nationalmannschaft des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland. Dr. Dreyer war 2018 als Olympiaarzt bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang tätig. Seit einigen Jahren leitet er zudem das medizinische Team der Beachhandball-Nationalmannschaften des Deutschen Handballbundes. Neben der Versorgung von internationalen Leistungssportlern fungiert er zudem als Ansprechpartner für leistungsorientierte Mannschaften diverser Sportarten im Großraum München.