"Das Feuer ist zu 100 Prozent da", sagte Hannes Wolf bei seiner Vorstellung als neuer Trainer des Hamburger SV.
Wolfs größte Baustellen beim HSV
Diese Leidenschaft will der 37 Jahre alte Coach nun schnellstmöglich auf seine Mannschaft übertragen, bestenfalls bis Freitagabend, wenn es für den HSV zu Aufsteiger Magdeburg geht (2. Bundesliga: 1. FC Magdeburg - Hamburger SV, Fr. ab 18.30 Uhr im LIVETICKER).
"Der Weg in der Zweiten Liga ist schwer", das weiß Wolf (Service: Tabelle 2. Liga). Der geschasste Vorgänger Christian Titz hinterließ dem neuen Trainer eine Reihe von Problemen, war aber trotzdem sehr beliebt.
SPORT1 zeigt fünf Baustellen, die Wolf zuerst anpacken muss.
1. Harmlose Offensive
Nachdem es zu Beginn der Saison teils Gegentore hagelte, haben die Norddeutschen die Defensive in den Griff bekommen. Dafür herrscht vorne Torflaute.
Die magere Ausbeute: zwölf Tore. Nur vier Teams der Zweiten Liga haben weniger. In vier der letzten fünf Partien blieben die Hanseaten gänzlich ohne eigenen Treffer.
Mit Pierre-Michel Lasogga nahm der Top-Torjäger des Teams regelmäßig auf der Bank Platz. Trotz fünf Treffern und der Galavorstellung gegen Heidenheim mit einem Hattrick innerhalb von neun Minuten war der Knipser bei Titz außen vor.
Die mangelnde Durchschlagskraft der HSV-Offensive hängt aber nicht nur am Personal, es ist auch eine Systemfrage.
2. Starres System ohne Varianten
Über den Torwart aufbauen, schnelle Außenspieler, nur eine Spitze - bis zum für ihn bitteren Ende hielt Titz an seinem System fest, trotz anhaltender Kritik.
Doch die Ligakonkurrenz konnte sich längst darauf einstellen und fand Mittel, den HSV nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. "Geradlinig, schnell zu durchschauen, und im letzten Drittel fehlen die Ideen", kritisierte Ex-HSV-Trainer Joe Zinnbauer das System.
Für Wolf gilt es nun, mehr Varianten ins Hamburger Spiel zu bringen.
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3. Eklatante Heimschwäche
Eine Option, die Wolf in Erwägung ziehen dürfte: zwei Stürmer. Denn das wünschen sich die Fans. Vor allem in den Heimspielen lechzen die Anhänger nach Offensivfußball.
Gerade im heimischen Volksparkstadion läuft der Absteiger den hohen Erwartungen weit hinterher: nur zwei Siege in sechs Spielen, dazu ein negatives Torverhältnis.
Die Heimschwäche, die im 0:5 gegen Jahn Regensburg gipfelte, wurde Titz zum Verhängnis. Wolf muss den HSV wieder in eine Heimmacht verwandeln.
4. Formkrise der Führungsspieler
Wolfs wichtigste Verbündete auf dem Weg zur Trendwende sind die Führungsspieler - doch gerade diese stecken im Formtief fest.
Lewis Holtby, Aaron Hunt, Gotoku Sakai, auch Lasogga - sie alle bringen nicht die Leistung, die man von ihnen erwarten kann.
Schafft es der neue Trainer, die erfahrenen Profis zu alter Stärke zu führen, können diese die gesamte Mannschaft mitreißen.
5. Entlassung des Publikumslieblings
Die Form ist das eine, das Vertrauen etwas anderes. Bei aller Kritik von außen, trotz fehlender Rückendeckung aus dem Vorstand - die Mannschaft stand hinter Titz.
"Da kriege ich das Kotzen", sagte Holtby kürzlich zur Kritik am Ex-Coach. Jann-Fiete Arp reagierte mit wütenden Emojis auf dessen Entlassung.
Auch bei den Anhängern war der stets freundliche Titz beliebt. Kein einfaches Erbe für Wolf, der sich nun erst die Sympathien von Spielern und Fans verdienen muss.
"Natürlich sind die Menschen hier angefasst von so einer Situation", weiß der Neue selbst. "Als ich in Stuttgart ging, waren sicher auch ein paar Menschen traurig, denke ich. Es geht jetzt darum, für den Verein zusammenzufinden."
Am besten mit Siegen. Nach dem Magdeburg-Spiel geht es im DFB-Pokal nach Wiesbaden (DFB-Pokal: Wehen Wiesbaden - Hamburger SV, Di. ab 20.45 Uhr im LIVETICKER), ehe das Spitzenspiel der Absteiger gegen den 1. FC Köln ansteht (2. Bundesliga: Hamburger SV - 1. FC Köln, 5.11. ab 20.30 Uhr im LIVETICKER).