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2. Bundesliga: Uwe Hünemeier vom SC Paderborn im SPORT1-Interview

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2. Bundesliga: Uwe Hünemeier vom SC Paderborn im SPORT1-Interview

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Hünemeier: "Einfach Ekstase pur"

Uwe Hünemeier schaffte in seiner dritten Saison beim SC Paderborn den zweiten Bundesliga-Aufstieg. Im SPORT1-Interview spricht er über das Märchen von der Pader.
Der SC Paderborn hat am letzten Spieltag der zweiten Bundesliga den Aufstieg ins Oberhaus des deutschen Fußballs perfekt gemacht – und das trotz 1:3-Pleite bei Dynanmo Dresden.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Eigentlich war Uwe Hünemeier im vergangenen Sommer vom damaligen Premier-League-Aufsteiger Brighton & Hove Albion zum SC Paderborn zurückgekehrt, um mehr Einsatzzeiten zu bekommen und mit den Ostwestfalen den Klassenerhalt in der 2. Liga zu schaffen.

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Doch nach einer beeindruckenden Saison wurde es der Durchmarsch in die Bundesliga. Der 33-Jährige, der erst 2005 seinen ersten Profivertrag bekam, seine Karriere bei Borussia Dortmund begann und mit dem SCP schon 2014 den Aufstieg in die Bundesliga schaffte, ist überglücklich.

Im SPORT1-Interview spricht er über das Märchen von der Pader.

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SPORT1: Herr Hünemeier, Glückwunsch zum Aufstieg. Wie wurde gefeiert? 

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Uwe Hünemeier: Es war eine unbeschreibliche Party. Ich war erstaunt, wie gut es mir am Montagmorgen ging. Meine Stimme hing ein bisschen durch, aber ich hatte keinen Kater. Am Abend ging die Party dann am Rathaus mit den Fans weiter. Wir haben genau so gefeiert, wie sich das gehört.

SPORT1: Wie war es vorher auf dem Platz?

Hünemeier: Wir wussten relativ früh in der zweiten Halbzeit, dass wir wahrscheinlich auf das Ergebnis von Union angewiesen sein werden, und haben mit einem Ohr nach Bochum gelauscht. Mit dem Abpfiff ging es eigentlich nur darum, wie es dort steht. Wir sind erstmal alle in die Kabine gerannt und wollten nur wissen, ob wir es endlich gepackt haben. Wir hatten ein Handy, auf das wir mit 50 Leuten drauf geschaut haben. Aber das Spiel lief noch, doch dann hörten wir draußen den Riesenjubel von unseren Fans und wir wussten, dass es geschafft war. Wir sind wieder zurück auf den Platz und dann war es einfach Ekstase pur.

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SPORT1: Wann haben Sie und die Kollegen in der Saison eigentlich gemerkt, dass etwas ganz Großes erreicht werden kann?

Hünemeier: Wir bewegten uns bereits früh in der Saison im oberen Mittelfeld, sind da oben immer mit geschwommen. Uns hat keiner so richtig wahrgenommenen und etwas zugetraut. Ich glaube, innerhalb des Teams haben wir ziemlich früh gemerkt, dass wir wirklich eine sehr gute Mannschaft haben. Auch mit einer Spielweise, die der Konkurrenz nicht liegt. Und wenn du dann beim 1. FC Köln 5:3 gewinnst, siehst du natürlich, dass du eine enorme Qualität hast, um Offensivfußball mit vielen Toren zu spielen. Uns war ziemlich schnell klar, dass wir uns vor keiner Mannschaft in der Liga verstecken müssen. Wozu das dann führen kann, weiß man bei so einer jungen Mannschaft nie. Man muss immer mit Rückschlägen rechnen. Aber wir spürten, wenn wir unsere Leistung auf dem Platz bringen, wird es für die meisten Gegner schwer, uns zu schlagen. Und so haben wir in der Rückrunde viel weniger Gegentore kassiert. In den vergangenen Spielen konnte uns keiner mehr aufhalten. Und nun sind wir verdient aufgestiegen.

SPORT1: Was hat den SC Paderborn noch ausgezeichnet?

Hünemeier: Grundsätzlich sind wir wirklich unbekümmert an die Sache rangegangen, weil wir uns nie unter Druck gesetzt haben, gewinnen zu müssen. Natürlich willst du immer gewinnen. Und am liebsten auf eine Art und Weise, die Spaß macht. Wir wussten immer, wir müssen unser Spiel auf den Platz bringen, sonst kann es auch mal böse enden. Wir haben einfach die fehlende individuelle Qualität durch mannschaftliche Geschlossenheit und eine andere Art Fußball zu spielen, ausgleichen müssen. Das haben wir im Laufe der Saison immer wieder geschafft und uns dann auch weiter verbessert. Deswegen hat es am Ende gereicht. Wir hatten mit den kleinsten Etat der Liga, aber das haben wir einfach durch fußballerische Klasse, durch Leidenschaft und Einsatzbereitschaft wettgemacht. Das hat uns einfach ausgezeichnet und deswegen sind wir jetzt wieder in der Bundesliga.

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SPORT1: Spüren Sie nicht auch Genugtuung gegenüber dem Hamburger SV, der es mit einem weitaus größeren Etat nicht geschafft hat?

Hünemeier: Natürlich war das am 33. Spieltag gegen den HSV ein spannendes Spiel, weil es wirklich um alles ging. Aber wir haben unsere individuelle Klasse auf dem Platz gezeigt und wir können sehr stolz auf uns sein. Das hat nichts mit Genugtuung gegenüber anderen zu tun. Wir freuen uns einfach, dass wir das geschafft haben. Wir sind immer noch der kleine Verein, der versucht, mit bescheidenen Mitteln das Maximale herauszuholen. Und das ist uns gelungen.

SPORT1: Sie sind 2014 unter Trainer André Breitenreiter zum ersten Mal mit dem SCP aufgestiegen und jetzt erneut. Wo ist Paderborn weiter als damals?

Hünemeier: Insgesamt ist der Verein in den vergangenen zwei Jahren unglaublich gewachsen. Natürlich damals auch mit dem Trainings- und Nachwuchsleistungszentrum. Infrastrukturell steht der Verein super da. Das haben wir damals bei dem Bundesliga-Aufstieg noch nicht so gehabt. Insgesamt steht der Verein auf soliden Beinen. Wir werden der große Außenseiter in der Bundesliga sein. Aber der Verein ist in sich gewachsen. Wir sind aus der schweren Zeit super heraus gekommen. Und ich glaube, man hat in den zurückliegenden zwei Jahren aus den Fehlern gelernt und die Weichen für die Zukunft gestellt. Daran gilt es jetzt weiter zu arbeiten.

SPORT1: Ausgerechnet Markus Krösche droht der Verein jetzt in Richtung RB Leipzig zu verlieren. Er ist quasi der Baumeister des Erfolgs.

Hünemeier: Ich weiß bis heute nichts Offizielles. Wir wissen auch nur, was geredet oder geschrieben wird. Klar ist dieser Aufschwung mit dem Namen Markus Krösche verbunden. Das steht außer Frage. Weil Kröschi es einfach geschafft hat, aus vielen jungen Spielern, die unbeschriebene Blätter waren, Bundesliga-Spieler zu machen. Er hat viele Spieler aus der vierten Liga geholt. Hat in denen was gesehen und hat einfach das Auge dafür gehabt, den Jungs das Vertrauen zu schenken.

SPORT1: Ist Paderborn ein Wohlfühlbecken für junge Profis?

Hünemeier: Absolut. Die Jungs, die wollen spielen, und der Trainer und Manager schenken ihnen Vertrauen und so können sie sich hier weiterentwickeln. Ich bin überzeugt, das macht es einfach aus. Du musst natürlich in andere Schubladen greifen als SC Paderborn, weil du dir was anderes vielleicht nicht leisten kannst. Du musst die Spieler ein Stück weit ausbilden und das aber auf höchstem Niveau, so wie wir das jetzt in der zweiten Liga gemacht haben. Das können viele Vereine einfach nicht, weil natürlich der Erfolg immer im Vordergrund steht und weil man den kurzfristigen Erfolgen unterliegt. Wir haben es geschafft, dass die Jungs ihre Chancen beim Schopf gepackt haben.

SPORT1: Trainer Steffen Baumgart ist ein authentischer und bodenständiger Typ. Was ist das Besondere an ihm?

Hünemeier: Er weiß, auf was es ankommt, um Erfolg zu haben. Er weiß, was neben der fußballerischen Klasse und was neben dem fußballerischen Talent wichtig ist. Wie Mentalität, Einsatzbereitschaft, Glaube an die eigene Spielweise, was man im Kollektiv als Mannschaft machen kann, um dann so die einzelnen individuellen Schwächen wettzumachen.

SPORT1: Das nimmt man ihm wirklich ab.

Hünemeier: Das was er sagt, was er macht, was er für eine Linie vorgibt, er lebt das mit allen Fasern seines Körpers. Er lebt tagtäglich vor, was wir auf dem Platz dann abliefern. Er will Vollgas-Fußball, den bieten wir in den meisten Spielen. Er weiß einfach, was es braucht, wenn man vielleicht nicht die höchste individuelle Qualität hat. Da kommt es auf die ganze Mannschaft an, aber auch auf die Stärken jedes Einzelnen.

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SPORT1: Glauben Sie, dass der Trainer, wenn er jetzt ein lukratives Angebot bekommt, den Verein verlässt?

Hünemeir: Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es sich nehmen lässt, den Erfolg der vergangenen beiden Jahre nun mit dem Verein in der Bundesliga zu genießen.

SPORT1: Wie sehen Sie Ihre weitere Rolle bei Paderborn?

Hünemeier: Für mich hat sich das alles so entwickelt, wie ich es mir vorgestellt habe. Der Schritt zurück nach Hause, wieder bei der Familie sein und Fußball spielen vor der Haustür. Es hat sich vieles für mich zum Positiven gewandelt. Für mich war das absolut die richtige Entscheidung.

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SPORT1: Sie haben nichts dagegen, wenn man Sie Mr. Paderborn nennt?

Hünemeier: Wenn man bereits nach drei Spielzeiten als Legende bezeichnet wird, ist das schon sehr hoch gegriffen. Ich bin kein Markus Krösche, der neun oder zehn Jahre Kapitän des Vereins war. Mich mit ihm auf eine Stufe zu stellen, wäre vermessen. Ich bin zwar in den drei Spielzeiten zwei Mal aufgestiegen und das ist etwas Besonderes, aber Mr. Paderborn ist definitiv zu hoch gegriffen. Ich freue mich einfach, dass ich das noch mal erleben darf. Zwei Mal mit diesem kleinen Verein in die Bundesliga aufzusteigen. Das ist sensationell.

SPORT1: Was muss bei Paderborn etwas glanzvoller werden, damit der Verein aus der Nische rückt?

Hünemeier: Das ist das Image der kleinen grauen Maus. Der Verein versucht, sich stetig zu entwickeln. In Paderborn ist das alles etwas ruhiger und beschaulicher. Uns stört es nicht. In Paderborn stehen beim letzten Training vor dem entscheidenden Spiel eben nur zehn Leute. Das ist dann eben so. Aber die Freude nach dem Aufstieg war einmalig, auch der Empfang gestern am Flughafen, so etwas haben die Leute hier noch nicht erlebt. Der Verein will natürlich Schritte nach vorne machen. Insgesamt ist Paderborn momentan ein solider Zweitligist. Und trotzdem wird man die Bundesliga jetzt nutzen, um sich weiterzuentwickeln.

SPORT1: Kann die Mannschaft so zusammengehalten werden?

Hünemeier: Die Bundesliga ist für jeden Spieler ein riesiges Argument. Jeder weiß, was er an dem Verein hat. Auch die jungen Spieler wissen, dass die Chancen in der Bundesliga zu spielen bei Paderborn erheblich größer sind als bei anderen Vereinen. Man kann dort vielleicht mehr Geld verdienen, aber keiner will auf der Ersatzbank sitzen. Die Chancen sich auf dem Platz zu beweisen werden sich die wenigsten von den Jungs nehmen lassen. Ich gehe davon aus, dass wir den Großteil der Mannschaft zusammenhalten können.