Es ist das tragische Ende einer der bittersten Geschichten der wiedervereinigten Fußballnation.
Das traurige Ende eines DDR-Stars
© Imago
Jörg Stübner - der einst als einer der talentiertesten Spieler der DDR galt - ist tot. Dies bestätigte die Dresdner Polizei am Dienstag. Stübner, der von 1983 bis 1993 beim heutigen Zweitligisten Dynamo Dresden gespielt hatte, wurde nur 53 Jahre alt. Die Todesursache ist noch unklar.
Stübner trieb Platini zur Verzweiflung
Stübner gewann mit Dresden zweimal die Meisterschaft in der DDR-Oberliga sowie dreimal den Pokal und absolvierte 47 Länderspiele. Zu seiner Zeit galt er als einer besten Mittelfeld-Spieler. Legendär: Sein Auftritt in einem Länderspiel gegen Frankreich 1985 in Leipzig (2:0), in dem er Weltstar Michel Platini komplett ausschaltete.
Nach der Wende blieb Stübner in der Bundesliga weit hinter seinen Leistungen der Vergangenheit zurück.
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"Mit großer Bestürzung erreichte mich die Nachricht, dass mein langjähriger Freund Jörg Stübner verstorben ist. Das Schicksal von 'Stübs' hat viele Fans über Jahre begleitet und niemanden unberührt gelassen. Ein trauriger Tag für uns alle", twitterte der ehemalige Dresdner und Leverkusener Torjäger Ulf Kirsten.
Nach dem Ende der DDR kam er in der Bundesliga nicht zu Recht
Was Kirsten meint: Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 waren Stübners Karriere und sein Leben komplett aus den Fugen geraten. Anders als Kirsten oder auch Matthias Sammer und Thomas Doll fasste Stübner in der Bundesliga nicht Fuß.
Der damals 25-Jährige - zuvor ein technisch herausragender, zweikampfstarker Defensivstratege - blieb bei Dynamo, kam dort mit den neuen, weniger regulierten Bedingungen aber nicht zu Recht. Verletzungen warfen ihn zusätzlich zurück, er bekam Alkoholprobleme - und wurde 1993 schließlich bei seinem Klub rausgeworfen.
Stübner blickt später in der Bild zurück, er sei "rausgetreten worden wie ein nasser Hund und das nur, weil ich mir erlaubt hatte, 20.000 Mark Gehaltsrückstände einzufordern". Im Jahr 1995 schluckte Stübner einen Tabletten-Cocktail und landete nach einem Kollaps auf der Intensivstation.
Stübner lebte von Hartz IV
Die Karriere von Stübner, der nach seiner Dresdner Zeit noch kurz beim FC Sachsen Leipzig und dem FC Neubrandenburg spielte, war faktisch beendet, mehrere Comeback-Versuche bei unterklassigen Klubs verliefen sich - so wie anscheinend auch Stübners Leben.
Der abgestürzte Fußballstar lebte zurückgezogen in Dresden, war angewiesen auf Hartz IV wurde zum Sozialfall. In einem Gespräch mit dem WDR 2010 berichtete er von psychischen Problemen, die er mit professioneller Hilfe in den Griff zu bekommen versuchte.
Bei Dresdner Spielen war Stübner bis zuletzt wieder im Stadion zu sehen. Ehemalige Weggefährten berichteten aber, dass Stübner Kontaktversuche immer wieder abreißen ließ.
Bei Ex-Klub Dynamo herrschte am Tag nach Stübners Tod große Trauer. "Die Nachricht von Jörg Stübners Tod hat uns alle tief erschüttert. Unser Verein trauert um eine seiner Legenden, einen begnadeten Fußballer. Vor allem aber trauern wir um einen Menschen, der einen langen persönlichen Kampf ausgefochten hat und nun viel zu früh gegangen ist", sagte Präsident Holger Scholze.