Der Hamburger SV muss eine Woche nach der Derby-Niederlage gegen den FC St. Pauli den nächsten empfindlichen Rückschlag im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga hinnehmen.
Fans beschimpfen HSV-Spieler wüst
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Beim Auswärtsspiel gegen Erzgebirge Aue unterlag der HSV nach einer zahnlosen Vorstellung mit 0:3 (0:1). Die einzige gute Nachricht nach dem blamablen Auftritt: Auch Aufstiegskonkurrent VfB Stuttgart konnte nicht punkten, die Schwaben verloren bei der SpVgg Greuther Fürth mit 0:2 (0:0).
Im dritten Spiel des Samstags setzte sich der SV Darmstadt mit 2:0 (2:0) gegen den 1. FC Heidenheim durch (Der Spielplan der 2. Bundesliga).
Mit einem Sieg am Sonntag (13.30 Uhr im LIVETICKER) gegen den SV Wehen Wiesbaden könnte Tabellenführer Bielefeld seinen Vorsprung auf neun Punkte vor dem Dritten HSV ausbauen. Der vierte Platz, den Heidenheim belegt, wäre dann schon zwölf Zähler entfernt.
HSV-Fans springen ins Stadion-Innere
Hamburg musste sich nach der verdienten Niederlage in Aue dem Zorn der mitgereisten Fans stellen. Diese schrien ihre Wut von der Tribüne herab und warfen mit teils wüsten Beleidigungen um sich, ehe die Situation kurzzeitig zu eskalieren drohte. Zwei HSV-Anhänger kletterten über den Zaun des Fanblocks und sprangen in den Innenraum des Stadions. Ordner konnte das Duo jedoch von der Mannschaft fernhalten, die sich hinter der Bande versammelt hatte.
Wie die Hamburger Morgenpost berichtet, wollten die beiden Fans offenbar auf die Spieler losgehen. Auch wenn Hamburgs Torhüter Daniel Heuer-Fernandes beteuerte, dass die Profis keine Angst gehabt hätten, zeigen die Szenen dennoch: Die Nerven liegen blank beim einstigen Bundesliga-Dino. Die Angst vor dem nächsten verpassten Aufstieg wächst mit jeder weiteren Niederlage.
Hamburg hatte sich zuvor 90 Minuten lang fast keine Torchancen erarbeitet und war in der 39. Minute folgerichtig in Rückstand geraten.
Das Führungstor für Aue war dabei alles andere als planvoll herausgespielt: Nach einem von der Mauer abgewehrten Freistoß von Philipp Riese drosch Tom Baumgart den Ball aus 35 Metern in den Strafraum, wo Pascal Testroet völlig unbedrängt, aber nicht im Abseits, zum Schuss kam und Daniel Heuer-Fernandes überwand.
Hecking komplett bedient
Trainer Dieter Hecking zeigte sich auf der Presskonferenz nach dem Spiel ratlos: "Es ist nicht immer leicht das gerade Gesehene in Worte zu fassen." Der ehemalige Bundesliga-Coach sprach von einer verdienten Niederlage: "Das müssen wir jetzt hinnehmen und erst einmal sacken lassen."
Nach einem ordentlichen Start in den zweiten Durchgang sah Gideon Jung nach einer Schwalbe im Strafraum in der 58. Minute die Gelb-Rote Karte.
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Ein Aufbäumen der Hanseaten blieb aus und so konnte Jan Hochscheidt in der 76. Minute für die Vorentscheidung sorgen - ehe er Hamburgs Pleite mit einem Fernschuss endgültig besiegelte (88.). Der HSV rangiert dennoch weiter auf dem Relegationsplatz der zweiten Liga (Tabelle der 2. Bundesliga) - auch wenn die Fans seit drei Spieltagen auf einen Sieg warten müssen.
Aues Präsident Helge Leonhardt war derweil nach der überraschend guten Leistung seines Teams hellauf begeistert: "Es geht nur über die Mentalität." Die Unterschiede zum HSV im "ökonomischen Bereich" könne man nur mit dieser "Härte, mit diesem Stolz, mit dieser Leidenschaft" ausgleichen. Aue war bisher das schwächste Zweitliga-Team in 2020 (ein Tor, zwei Punkte).
Auch Stuttgart und Heidenheim patzen
Die zweitplatzierten Stuttgarter konnte den Patzer des Verfolgers nicht nutzen. In Fürth war der VfB lange die tonangebende Mannschaft, doch Marco Caligiuri traf aus kurzer Distanz (48.).
Die Stuttgarter erwischten den besseren Start und setzten die Hausherren mit starkem Pressing unter Druck. Im weiteren Verlauf stellten sich die Franken aber immer besser auf den Gegner ein. So musste VfB-Schlussmann Gregor Kobel nach einem Pressschlag eine gefährliche Bogenlampe entschärfen und den Ball über die Latte lenken (35.).
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Die Kleeblätter legten nun alle Hemmungen ab und lieferten dem Favoriten aus Stuttgart einen offenen Schlagabtausch. Der Bundesliga-Absteiger geriet in der Abwehr nun ein und ums andere Mal in Verlegenheit.
Kurz nach dem ersten Treffer der Partie musste auch Fürth einen Schockmoment überstehen, als sich Maximilian Wittek nach einem unglücklichen Sturz womöglich schwer verletzte und ausgewechselt werden musste (Die Spiele zum Nachlesen im Ticker).
Für den K.o. sorgte Sebastian Ernst (76.).
In Darmstadt brachten Serdar Dursun und Mathias Honsak die Hausherren durch einen Doppelschlag in der 11. und 16. Spielminute früh auf die Siegerstraße. Heidenheims Oliver Hüsing sah in der Schlussphase die Rote Karte (90.). Sein Team ist nach wie vor Tabellenvierter.