Der Rücktritt von Wolfgang Niersbach als DFB-Präsident hatte sich angedeutet und war am Ende alternativlos. Der vermutlich größte Skandal der DFB-Geschichte ist damit aber keineswegs beendet, sondern die zwingend notwendige Aufklärung steht noch immer am Anfang.
Der richtige Schritt
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Der Rückzug ist nach den Entwicklungen der letzten Wochen zwar der richtige Schritt, alleinverantwortlich ist Niersbach aber nicht. Eher drängt sich der Verdacht auf, dass der einstige Mediendirektor des Verbandes auch in eine Falle gelaufen sein könnte, die andere aufgestellt haben.
Denn die entscheidenden Leute im WM-Organisationskomitee waren bekanntlich Niersbachs Kollegen: Franz Beckenbauer als OK-Präsident, Theo Zwanziger als verantwortlicher Vizepräsident für die Finanzen und damaliger DFB-Präsident sowie Horst R. Schmidt als 1. Vizepräsident und DFB-Generalsekretär.
Immerhin: Ohne Rücksichten auf sein bisheriges Amt und einstige Weggefährten aus den Zeiten des Sommermärchens kann Niersbach nun reinen Tisch machen. Die umfassende Aufklärung auch aus dem Verband heraus ist der einzige Weg, um die verloren gegangene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.
Denn die entscheidenden Fragen sind weiterhin offen: Wo konkret gingen die Millionen hin, welche Gegenleistungen wurden dafür erbracht, was wussten Beckenbauer, Zwanziger und Netzer etc.
Die beiden ersten DFB-Vizepräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch, die nun den größten Sportverband der Welt führen, sind die richtigen Leute, um aufzuräumen: Integer, erfahren, kompetent und ohne Verflechtungen zu den alten Seilschaften der WM 2006.
Eine Wahl von Rauball als neuem DFB-Präsidenten und Koch als seinem ersten Stellvertreter ist daher naheliegend, um den Übergang in eine hoffentlich wieder bessere Zukunft auf den Weg zu bringen.