Ottmar Hitzfeld stand 2004 kurz vor dem Burnout. Das hat der ehemalige Erfolgstrainer bereits 2011 bei SPORT1 erklärt.
Hitzfeld gesteht psychische Probleme
Nun hat der 72-Jährige in einem Interview detailliert über seine psychischen Probleme in der Phase gesprochen, in der er nach sechs Jahren als Coach des FC Bayern eine Auszeit einlegte.
Er verriet beispielsweise, dass er damals nicht über seine Gründe für den Entschluss gesprochen hat. "Damals wusste niemand, warum ich eine Auszeit gemacht habe", sagte Hitzfeld der Zeit.
Der EM Doppelpass mit Uli Hoeneß, Stefan Effenberg und Mario Basler am Sonntag ab 11 Uhr im TV auf SPORT1
Hitzfeld ging zu Arzt von Deisler
Trotz erfolgreicher Arbeit beim deutschen Rekordmeister hatte der zweimalige Champions-League-Sieger zu kämpfen. "Wenn ich mit den Bayern ein Spiel gewonnen hatte, konnte ich mich nicht freuen. Das Adrenalin kam nicht. Ich hab bloß gesagt: Gut, dass wir nicht verloren haben", führte Hitzfeld aus.
Er setzte sich selbst stark unter Druck. "Obwohl ich mir am liebsten die Decke über den Kopf gezogen hätte, wollte ich als Trainer funktionieren und habe nicht darüber gesprochen, sondern meinen Job gemacht", gestand Hitzfeld.
Eine beängstigende Situation habe ihn dann doch zum Handeln gebracht. "Bis ich irgendwann im Auto saß und Platzangst hatte. Da bin ich zu Professor Holsboer. Der hatte schon Sebastian Deisler behandelt, daher kannte ich ihn", erzählte der frühere Schweizer Nationaltrainer und ergänzte: "Zum Verein hätte ich ja nicht gehen können. Wir haben geredet, ich habe Tabletten bekommen. Über drei Jahre habe ich die genommen, die haben mir sehr geholfen."
Bayern-Rückkehr nach Hoeneß-Anruf
Zwischen 2004 und 2007 ließ Hitzfeld seinen Trainerjob ruhen. Er war in der Zeit lediglich als TV-Experte tätig. Doch dann bat Ex-Bayern-Boss Uli Hoeneß um eine Rückkehr, als Felix Magath im Februar 2007 entlassen wurde.
"Soziale Kontakte kosten Kraft, sogar telefonieren war zu anstrengend. Als mich Uli Hoeneß anrief, sagte ich nur unter der Bedingung zu, dass ich nur für vier Monate zurückkomme", sagte Hitzfeld, der dann doch noch eine ganze Saison dranhängte. (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)
"Eine Zeit lang dachte ich, ich kann nie wieder Trainer sein. Aber es ging. Und irgendwann kam die Freude zurück. Als Schweizer Nationaltrainer hatte ich weniger Spiele. Das ging auch, denn Spiele, die zehren. Die beste Entscheidung war es dennoch, mit 65 Jahren aufzuhören. Wusste ich damals natürlich nicht. Aber jetzt weiß ich es", fügte der gebürtige Lörracher hinzu.
Champions-League-Titel mit BVB und FC Bayern
Insgesamt war Hitzfeld 31 Jahre lang als Fußballtrainer tätig. Nach seinen Anfängen in der Schweiz führte er Borussia Dortmund von 1991 bis 1997 zu großen Erfolgen, unter anderem zum Triumph in der Champions League.
Beim FC Bayern knüpfte er in zwei Amtszeiten (1998 - 2004 & 2007 - 2008) daran an, ehe er im Anschluss sechs Jahre lang die Nationalmannschaft der Eidgenossen coachte. 2014 beendete er seine Karriere an der Seitenlinie.