Als Hans-Joachim Watzke am Mittwochmittag den Abschied von Jürgen Klopp bekannt gab, rang er um Fassung.
Echte Tränen
© Getty Images
Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, sonst knallharter Geschäftsmann und Verhandler, hatte auf dem Podium im Signal Iduna Park eine Mine aufgesetzt, als müsste sein Herzensverein den Gang in die Zweitklassigkeit antreten.
Die Blicke von Klopp, Watzke und Sportdirektor Michael Zorc richteten sich während der knapp halbstündigen Pressekonferenz vor allem nach unten.
Betroffen. Betreten. Traurig. So präsentierte sich das einst so strahlende BVB-Triumvirat.
Umarmung auf dem Podium
Mit stockender Stimme erklärte Watzke, die gemeinsame Entscheidung Jürgen Klopps aus seinem bis 2018 laufenden Vertrag vorzeitig zu entlassen, habe "uns drei, Michael, Jürgen und mich sehr angefasst".
Der Dortmund-Boss sprach von einer "ganz besonderen Beziehung, die von Vertrauen und Freundschaft geprägt ist" und "ewigem Dank aller Borussen".
Er beendete seine Klopp-Eloge mit den bewegenden Worten: "Was mich in diesen Momenten tröstet: Dass unsere Freundschaft mit Sicherheit bestehen bleibt."
Mit Tränen in den Augen stand er auf, um den Meistertrainer zu umarmen. In dem Moment musste auch Klopp kurz schlucken, hatte sich aber schnell wieder gefangen.
Klopp fernab von Romantik
Echte Liebe, echte Tränen? Ungewöhnlich im sonst so kühl-kalkulierenden Bundesliga-Business.
"Niemand muss mir dankbar sein", sagte Klopp mit klarem Blick und wies darauf hin, dass es "beidseitig immer eine faire Geschichte gewesen" sei.
Seine Entscheidung für sich zu treffen sei das eine, "es dann aber auch sagen zu müssen", sei nochmal ein schwierigerer Schritt, so der 47-Jährige.
Zum Wohle des Vereins, so begründete Klopp seinen Schritt. "Die Entscheidung ist absolut richtig, fernab von romantischen Gefühlen", sagte der Noch-Borusse.
Zorc persönlich dankbar
Dann drückte auch Zorc auf die Tränendrüse. "Wir haben in den letzten sieben Jahren ein modernes Fußballmärchen mit dir als Hauptakteur erlebt", sagte Dortmunds Sportchef.
"Du hast diesem Klub und mir persönlich viel Energie mitgegeben", so der 52-Jährige, worauf Klopp die Stimmung aufheiterte: "Das war auch nötig."
Zorc verband seine Dankesworte aber auch mit der Hoffnung, das Märchen fortzuschreiben und "von Platz 18 im Februar noch in die europäischen Ränge" zu gelangen.
Tuchel - oder gibt's einen Plan B?
Bei aller Betroffenheit, die die BVB-Verantwortlichen am Mittwoch an den Tag legten, geht das Alltagsgeschäft weiter.
Die Planungen für die neue Saison laufen auf Hochtouren, Klopps Nachfolger soll idealerweise gemeinsam mit Zorc die Weichen für die neue Spielzeit stellen.
Alles deutet auf Thomas Tuchel hin. Doch sollte der frühere Mainz-Coach nicht zur Verfügung stehen, hat Watzke dann einen Plan B? Antworten auf diese Fragen verweigerten die Bosse heute noch.
"Sicherheit vor Schnelligkeit", sagte Watzke lediglich zum Zeitrahmen, was die Klopp-Nachfolge betrifft.
Danach ging es für das Trio zum Trainingsgelände nach Dortmund-Brackel, um die Mannschaft zu informieren. Die Ansprache der drei Führungskräfte wird dort nicht minder emotional ausgefallen sein als eine Stunde zuvor.