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Genie und Skandaltyp: Arturo Vidal, Neuzugang des FC Bayern München

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Genie und Skandaltyp: Arturo Vidal, Neuzugang des FC Bayern München

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Jupp Heynckes' genial-irrer Liebling

Aus bitterarmen Verhältnissen stieg Arturo Vidal zum Weltklasse-Spieler auf. Bayerns Neuzugang hat gewaltige Qualitäten - aber auch seine dunklen Seiten.
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© Getty Images
mhoffmann
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Bei Arturo Vidal muss sich der FC Bayern einen Vorwurf nicht gefallen lassen: den, dass das schon wieder so eine Pep-Guardiola-Idee ist.

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Es ist ja nicht nur so, dass der Rekordmeister den Chilenen schon einmal haben wollte, Jahre bevor der katalanische Coach übernahm.

Es ist auch so, dass ihn vor allem der Mann haben wollte, auf den auch die größten Pep-Skeptiker im Verein nichts kommen lassen.

Jupp Heynckes war es, der Vidal 2011 unbedingt von Bayer Leverkusen nach München hatte mitnehmen wollen - weil er für den späteren Triple-Trainer so etwas wie der Spieler schlechthin war. "Das ist ein Junge, so wie du ihn brauchst", pries er ihn damals: "Ein Straßenfußballer. Klasse."

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Aus prekären Verhältnissen

Es war Michael Reschke, heute Bayerns Technischer Direktor, der Vidal vier Jahre vorher gemeinsam mit Rudi Völler auf einer Scouting-Reise entdeckt hatte: ein 19 Jahre altes Talent aus prekären Verhältnissen, der Vater ein alkoholkranker Gemüsepacker, die Mutter gerade noch dazu in der Lage, die sechs Kinder mit Essen zu versorgen.

Die Armut, in der er aufwuchs, prägte Vidal, auch fußballerisch. Der heute 28-Jährige ist ein Komplettpaket, dem sein Aufsteiger-Ehrgeiz die besondere Note verleiht - im Guten wie im Schlechten.

An guten Tagen reißt Vidals Genie-Wahnsinn seine Mannschaften mit, an schlechten artet er aus in Fahrigkeit, schädliche Übermotivation und Kurzschlusshandlungen. Gerne auch außerhalb des Rasens.

Triumph und Skandal bei der Copa

Bei der Copa America war "El Guerrero" ("der Krieger") einmal mehr von seiner besten wie von seiner schlimmsten Seite zu besichtigen.

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Auf dem Platz rollte Chiles Nationalteam mit Vidal-Fußball auch über Lionel Messis Argentinier hinweg zum Titel. Abseits des Platzes, als er unter Alkoholeinfluss - und mit seiner Frau auf dem Beifahrersitz - einen schweren Unfall mit seinem Ferrari baute, hätte er zuvor fast alles verspielt. Wirklich alles.

Der Skandal hat Vidal bei Juve ins Abseits gestellt, auch potenzielle Käufer wie Real Madrid und der FC Arsenal waren abgeschreckt.

Flexibel einsetzbar - auch außen

Sportlich sind Vidals Qualitäten dabei unbestritten: Er paart Willen mit Übersicht, Lauf- und Kampfstärke mit feiner Technik, offensives mit defensivem Spielverständnis. Flexibel ist er außerdem: Wenn es ihm in Bayerns Mittelfeld zu voll werden sollte, kann er auch die Außenbahn bespielen. Im System Guardiola sollte er sich zurechtzufinden, obwohl und gerade weil nicht der allertypischste Pep-Fußballer ist.

Auf dem Feld weiß Vidal zudem inzwischen besser als im Straßenverkehr, wie weit er gehen kann: Seine Gelben Karten sind zwar ungezählt, vom Platz flog er in drei Jahren Serie A aber nur einmal.

Abseits des Nationalteams ist Vidal zumeist dann am besten, wenn er mäßigende Einflüsse um sich herum hat. Bei Juve brachte ihm Mittelfeldpartner Andrea Pirlo mehr Präzision bei, in Leverkusen war Heynckes ein entscheidender Weitentwickler: "Er brachte mich qualitativ ungemein nach vorne", bedankte sich Vidal kürzlich im kicker.

Wenn es nach Heynckes gegangen wäre, hätte Vidal bei Bayern seinem Triple-Team angehört, Bayer aber wollte ihn nicht für einen Liga-Konkurrenten freigeben. Vidal zog stattdessen zu Juve weiter, nach Angaben der Münchener Verantwortlichen entgegen vorher beim Klub hinterlegten Zusagen.

Inzwischen hat Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge seine Meinung über Vidal revidiert und das Kriegsbeil mit ihm begraben. Seit Dienstag ist Vidal offiziell ein Bayern-Spieler.