Heiko Herrlich herzte jeden seiner Spieler, Rudi Völler eilte mit einem strahlenden Lächeln zur kleinen Kabinenparty: Nach dem ersten Auswärtssieg der Saison war die Erleichterung bei Bayer Leverkusen riesig, das beeindruckende 5:1 (0:1) bei Borussia Mönchengladbach soll aber erst der Anfang sein. "Wenn wir wie in der zweiten Halbzeit spielen", sagte Jonathan Tah, "dann ist es schwer, uns aufzuhalten" (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker).
Leverkusen spielt wie im Rausch
Völler lobt Herrlich-Ansprache
Die Werkself spielte sich nach dem Pausenrückstand in einen Rausch. Trainer Herrlich hatte mit seiner System- und Personalumstellung nach einer ganz schwachen ersten Halbzeit daran seinen Anteil.
"Es gab die richtigen Getränke, die richtigen Wechsel, die richtige Ansprache", freute sich Manager Rudi Völler am Sonntag im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.
(Alle Highlights der Partie am Sonntag um 9.30 Uhr und 13.30 Uhr in Bundesliga Pur im TV auf SPORT1)
Nach dem vierten Spiel in Folge ohne Niederlage nehmen die Leverkusener die internationalen Plätze allmählich ins Visier, das Selbstvertrauen wächst. "Auswärts bei einem großen Verein zu gewinnen, tut uns allen gut", sagte Tah (Die Tabelle der Bundesliga).
Bevor die Gäste das Spiel nach dem frühen Rückstand durch Fabian Johnson (7.) aber in starker Art und Weise drehten, mussten sie einige bange Momente überstehen.
Daher gaben sich die Profis trotz der Gala im zweiten Durchgang selbstkritisch. "Wenn das 0:2 fällt, dann bricht uns das das Genick", sagte Julian Brandt, der "zwei Knackpunkte" ausgemacht hatte: "Die Parade von Bernd Leno gegen Hazard und der Ausgleich" (Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga).
Hazard vergab völlig freistehend aus kurzer Distanz den zweiten Treffer (16.). "Wir hatten das große Glück, nur 0:1 zurückzuliegen", sagte Herrlich, der mit Brandt ein belebendes Element zur zweiten Halbzeit brachte und seine Spieler die verunsicherten Gladbacher viel früher anlaufen ließ.
Bei den Treffern durch Sven Bender (48.), Leon Bailey (59.), Brandt (61.), Kevin Volland (69.) und Joel Pohjanpalo (81.) zeigte Bayer zudem eine gnadenlose Effizienz, während in den vergangenen Wochen zahlreiche Chancen noch leichtfertig vergeben wurden. "Da fällt eine riesengroße Last von uns ab", sagte Kai Havertz.
Hecking sieht "beste erste Halbzeit"
Während die Leverkusener so langsam in Fahrt kommen, musste Gladbach nach dem 1:6 bei Borussia Dortmund schon die zweite heftige Pleite in dieser Spielzeit hinnehmen. Und das, obwohl Trainer Dieter Hecking "die beste Halbzeit der Saison" gesehen hatte.
Doch nach dem Ausgleich, bei dem Torhüter Yann Sommer schlecht aussah, brachen die Gladbacher ein. Zahlreiche Ballverluste, kaum noch gewonnene Zweikämpfe, große Unordnung in der Defensive - beim fünfmaligen deutschen Meister lief drei Tage vor der kniffligen Pokalaufgabe bei Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf nichts mehr zusammen. "Wir haben mit der zweiten Halbzeit eine herausragende erste Halbzeit mit dem Arsch eingerissen", sagte Sportdirektor Max Eberl.
Schlussmann Sommer konnte sich den Leistungseinbruch nicht erklären. Nach zuletzt zwei Siegen schien die Borussia im Aufwind. "Wir haben die Zügel aus den Händen gegeben, keine Kompaktheit mehr gehabt und hatten keinen Mut mehr", sagte Sommer.