Sie verstanden am Ende einmal mehr die Welt nicht mehr. Vor allem Peter Bosz rang nach Erklärungen - und fand doch keine. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
BVB patzt erneut - Bosz fassungslos
"Wenn man sieht, wie wir die Tore bekommen haben, das ist fast lächerlich. Das tut weh", sagte der Trainer von Borussia Dortmund bei Eurosport nach der bitteren 1:2 (0:1)-Pleite beim VfB Stuttgart.
Seit nunmehr fünf Bundesliga-Spielen blieben die Dortmunder sieglos - die Krise nimmt allmählich dramatische Züge an. (Spielplan und Ergebnisse)
Während Aufsteiger Stuttgart im Kalenderjahr 2017 noch ohne Heimniederlage dasteht und sich auch über das Comeback von Kapitän Christian Gentner freute, musste sich der BVB nach haarsträubenden Defensivpatzern und ohne den suspendierten Starstürmer Pierre-Emerick Aubameyang erneut geschlagen geben.
Bosz: "Von der Mentalität her gut"
Umso bemerkenswerter fiel dazu Boszs Analyse aus: "Aber wir geben nicht auf. Wie wir die erste Halbzeit gespielt haben, war von der Mentalität her gut. Wir sind hierher gekommen, um zu gewinnen. Das haben wir nicht geschafft. Wir sind sehr enttäuscht."
Nach der erneuten Enttäuschung kann der Abstand des BVB auf Tabellenführer Bayern München nun auf neun Zähler anwachsen, der Pokalsieger könnte am Wochenende sogar aus den Europapokal-Rängen rutschen. Auch der Druck auf Trainer Peter Bosz dürfte weiter zunehmen.
Bürki und Bartra patzen
Eine Slapstick-Einlage von BVB-Torhüter Roman Bürki und Abwehrspieler Marc Bartra führte zum VfB-Führungstor durch Chadrac Akolo in der 5. Minute. Der Ausgleich gelang Maximilian Philipp (45.+3) per Abstauber, nachdem VfB-Keeper Ron-Robert Zieler einen berechtigten Handelfmeter von Aubameyang-Ersatz Andre Schürrle pariert hatte. Der für den angeschlagenen Akolo eingewechselte Josip Brekalo (51.) nutzte einen weiteren Lapsus der Schwarz-Gelben zum 2:1. (Die Tabelle)
"Stuttgart hat unsere individuellen Fehler sehr abgezockt ausgenutzt. Das passt im Moment ein bisschen in unsere Phase. Heute war es von der Einstellung her der erste Schritt in die richtige Richtung. Vor ein paar Wochen wurde uns noch vorgeworfen, dass wir die Einstellung nicht hätten", sagte BVB-Kapitän Marcel Schmelzer.
Und Andre Schürrle ergänzte: "Nach dem 0:1 haben wir eigentlich ein gutes Spiel gemacht. Die zweite Halbzeit war dann einfach nur ärgerlich."
Der kuriose Schnitzer in der Anfangsphase war sinnbildlich für das wacklige Nervenkostüm der Dortmunder. Bartra spielte Bürki ohne Not einen Rückpass unkontrollierbar in die Füße, vom Schweizer prallte der Ball zu Akolo, der dankbar ins verwaiste Tor einschob.
Abgesehen davon war das Team des Niederländers Bosz die aktivere und auch gefährlichere Mannschaft. Doch sowohl Schürrle (3.) bei seinem ersten Saisoneinsatz von Beginn an als auch der Ukrainer Andrey Yarmolenko (8.) ließen gute Möglichkeiten aus. VfB-Schlussmann Zieler reagierte zudem unter anderem gegen Mario Götze (35.) glänzend.
Gentner feiert Comeback
Die Stuttgarter mit den genesenen Holger Badstuber und Maskenmann Gentner, der 63 Tage nach dem schweren Zusammenprall mit Wolfsburgs Torhüter Koen Casteels mit Gesichtsschutz wieder auflief, konzentrierten sich auf die Defensive Stabiltät und setzten auf geradlinige Gegenstöße.
Das Fehlen des zuletzt ohnehin unter Ladehemmung leidenden Aubameyang wirkte sich auf der anderen Seite nicht negativ auf den Kombinationsfluss der Dortmunder aus. Der Gabuner war am Donnerstag für das VfB-Spiel aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader gestrichen worden. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verteidigte vor dem Spiel die Entscheidung: "Eine Gruppe braucht gewisse Regeln, insofern hat der Trainer die komplette Unterstützung."
Ginczek muss angeschlagen raus
Die Schwaben von Trainer Hannes Wolf wollten auch eine Negativserie gegen den Favoriten durchbrechen. Den bis dato letzten VfB-Heimerfolg gegen den BVB hatte es am 31. Januar 2010 gegeben. Der ehemalige Dortmunder Nachwuchscoach Wolf musste gegen seinen Ex-Verein neben Akolo kurz vor der Pause auch Stürmer Daniel Ginczek verletzt vom Platz nehmen.
Dennoch stemmte sich der VfB auch nach dem Wechsel mit Leidenschaft gegen die feldüberlegenen Dortmunder, die kommende Woche in der Champions League auf Tottenham Hotspur treffen und dann das Revierderby gegen Schalke 04 vor der Brust haben.