Mit seinem öffentlichen Training bei Borussia Dortmund hat Usain Bolt am Freitagvormittag für mächtig Aufruhr an der Adi-Preißler-Allee gesorgt.
Bolt beim BVB: PR-Gag oder mehr?
1400 Zuschauer am Trainingsgelände verfolgten auf der vollbesetzten Tribüne mit Spannung die fußballerischen Künste des 100-Meter-Weltrekordlers - ebenso wie zehntausende User im Livestream.
Bolt, der nach Beendigung seiner Leichtathletik-Karriere angeblich testen will, ob er auch als Profifußballer geeignet ist, ließ sich zusammen mit Mario Götze und Co. von BVB-Coach Peter Stöger über den Platz scheuchen und nahm abschließend an einem Trainingsspielchen teil.
Wie hat sich der 31-Jährige dabei geschlagen? Sind seine Hoffnungen auf eine zweite Karriere berechtigt? Oder war Auftritt der Ex-Sprinters nur ein Werbegag? SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen zur Bolt-Show.
Wie hat sich Bolt präsentiert?
Mit einer leichten Laufeinheit und ein paar gymnastischen Übungen ging es für Bolt ähnlich los wie bei seinen früheren Trainingseinheiten als Sprinter. Einziger Unterschied: Mit Temperaturen von 5 Grad Celsius musste er sich in Jamaika wohl nie herumschlagen.
Möglicherweise auch wegen der Kälte brauchte Bolt eine Weile, bis er auf Betriebstemperatur kam. Bei der ersten Spielform mit Ball wirkte er im Vergleich zu den BVB-Profis noch hüftsteif und technisch nicht auf der Höhe.
Mit der Zeit taute der achtfache Olympiasieger dann etwas auf und zeigte, dass er mehr drauf hat.
Allerdings: Im Acht-gegen-Acht-Spiel auf kleine Tore wirkte Bolt zeitweise etwas verloren auf dem Platz - doch auch hier wurde es nach und nach besser. Ein Kopfballtor und ein schöner Lupfer, der knapp über die Latte strich, waren die Höhepunkte seines Auftritts.
Bemerkenswert: Bolt rang gegen Ende der Trainingseinheit öfter mal nach Luft. Die konditionellen Grundlagen für ein einstündiges Training brachte er nicht mit. Bolt bekannte ehrlich: "Die Fitness war das größte Problem. Ich konnte die ganzen Bewegungen irgendwann nicht mehr wirklich schnell ausführen."
Was sagen die Protagonisten?
Usain Bolt: "Ich wollte mein Bestes zeigen, mich viel bewegen und anbieten. Ich bin das professionell angegangen und wollte auf einem hohen Level spielen. Ich würde mir sieben von zehn Punkten geben. Ich denke, ich habe das gut gemacht. Ich muss allerdings noch fitter werden. Ich will nicht in einer kleinen Liga spielen. Deswegen bin ich hier, um mich mit den Besten zu messen. Ich würde gerne hier weiter trainieren, um zu sehen, ob ich es in einer großen Liga schaffe."
Peter Stöger: "Man sieht, dass er das Spiel versteht und Spaß hat. Er ist talentiert. Aber wenn er sich im höheren Bereich durchsetzen will, ist noch einiges zu tun."
Mario Götze: "Ich glaube, es hat ganz gut geklappt. Usain hat sich wohl gefühlt, wir konnten ihn gut integrieren. Es war eine coole Aktion"
Werbegag - oder steckt mehr dahinter?
Bolt und der BVB stehen beim gleichen Ausstatter unter Vertrag - auch ohne die sportlichen Ambitionen Bolts war die Aktion unter Marketinggesichtspunkten also eine Win-Win-Situation. Der Auftritt war dazu geeignet, mediale Aufmerksamkeit zu erregen - vor allem auch international.
Doch steckt tatsächlich mehr dahinter als ein reiner PR-Gag? Bolt beteuert zwar, dass er es ernsthaft auf hohem Niveau versuchen will - doch für eine Profiliga dürften die fußballerischen Qualitäten keineswegs ausreichen.
"Die Leute hier haben gesagt, ich könne wiederkommen und dann einige Wochen mitmachen, um ein Fitnesslevel nach oben zu kommen und weiter dazuzulernen", sagt Bolt zwar.
Doch es erscheint fraglich, dass der einst schnellste Mann der Welt auf dem Trainingsgelände des BVB tatsächlich noch einmal auflaufen wird. Cheftrainer Stöger ("Wenn er sich im höheren Bereich durchsetzen will, ist noch einiges zu tun") stellt zumindest in allzu naher Zukunft keine Wiederholung in Aussicht.