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FC Bayern: Der Wandel des Niko Kovac

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FC Bayern: Der Wandel des Niko Kovac

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Der Wandel des Niko Kovac

Niko Kovac wirkt nach schwachen Wochen mit dem FC Bayern zunehmend befreit. Bei einem Fanclub-Besuch in Inzell zeigt er sich fannah und gelöst.
Niko Kovac wird bei einem Bayern-Fanklub zum Tanz gebeten und muss den Schuhplattler lernen. Die Kameras würde der FCB-Coach bei seinem Auftritt aber gerne verbannen.
Florian Plettenberg
Florian Plettenberg

Mit geöffneten, kleinen Augen strahlte Niko Kovac an diesem Tag in Inzell gen Himmel. Dorthin, wo ein großes FC-Bayern-Emblem vor einem Alpenpanorama halb Mond oder halb Sonne darstellte.

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Dass Kovac' riesiges Konterfei, allerdings nicht aktuell war, erkannte man daran, dass sein Gesicht sorgenfrei war. Sein Lachen wirkte herzlich, fast glückselig.

Es musste also der Kovac sein, der noch im Sommer mit den Bayern so furios in die Bundesliga startete. Dessen Mannschaft derart dominant aufspielte, dass ihnen sogar eine Unbesiegbarkeit prophezeit wurde.

Bekanntermaßen stellt sich die Situation in diesen grauen Wintermonaten anders da. Kovac kämpft, er wirkt verbissener als noch im Sommer und in allem, was er sagt, noch bedachter. Seine Mimik ist ernster geworden, sein smartes Dasein weicht derzeit oft der Ernsthaftigkeit.

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Fanclub empfängt Kovac mit Standing Ovations

All das spielt am ersten Advent jedoch keine Rolle. Der Inzeller Fanclub "Da Rode Stean" hat seinem Stargast eine Wohlfühl-Atmosphäre geschaffen. "Der Kovac" soll eine ruhige Adventszeit erleben, wurde schon im Vorfeld angekündigt.

Also brennt auf der Bühne eine Adventskerze – vor der Fassade einer kleinen, urigen Holzhütte. Der Festsaal ist gemütlich, klein und übersichtlich. Die Decke mit Bayern-Trikots und Schals dekoriert. Auf den Tischen steht Weißbier.

Ins Auge fällt aber sofort die riesige Leinwand, auf der die Inzeller die eingangs beschriebene Grafik projizieren. Mit großen, weißen Lettern steht darauf noch geschrieben: "Wir begrüßen Niko Kovac. Willkommen."

So wurde Niko Kovac beim Fanclub in Inzell begrüßt
So wurde Niko Kovac beim Fanclub in Inzell begrüßt

Der Trainer kommt dann auch – um 11.40 Uhr statt wie geplant um 12 Uhr. Ein erster Brustlöser, denn dass ein Bayern-Star früher als erwartet ankommt, damit haben die Inzeller nicht gerechnet. Für Kovac hingegen ist es eine Selbstverständlichkeit. Die Belohnung: Beifall, Jubel und Standing Ovations als Hauptmerkmale seines Empfangs.

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Kovac wird von den rund 350 Fans wie ein Popstar empfangen. Er selbst lässt aber schnell durchblicken, dass in den kommenden drei Stunden der Mensch Kovac zugegen ist, weniger der Trainer. Er lockert die Stimmung, wirkt nahbar, sucht den Dialog mit den Fans, macht Witze, geniert sich nicht vorm Schuhplatteln, besteht den "Mia-san-mia"-Test mit Fragen rund um (die) Bayern. Kovac genießt den Termin sichtlich, von Qual keine Spur.

Der Bayern-Trainer und die Woche der Wahrheit

Dass Kovac diesen Besuch überhaupt abhalten kann, daran gab es eine Woche zuvor noch erhebliche Zweifel. Seine Zukunft als Bayern-Trainer war nach dem Negativ-Höhepunkt gegen Düsseldorf (3:3) unsicherer denn je. Innerhalb von nur sieben Tagen hat sich das Blatt jedoch gewendet – zumindest vorerst.

Kovac selbst leitete die Woche mit dem Statement ein, dass er ein "Kämpfer" sei. Aufgeben zähle für ihn nicht. Eine Entlassung fürchte er ebenso wenig. Kovac ließ erkennen, dass daran auch die Worte von Präsident Uli Hoeneß nichts änderten, der zuvor ankündigte, "alles auf den Prüfstein" stellen zu wollen.

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Kovac gelang mit seiner Elf zum Wochenstart ein überzeugender 5:1-Sieg gegen Benfica Lissabon. Die Portugiesen waren schwach, aber die Bayern auch stärker als zuletzt. Es war Champions League, sozusagen die Kraftquelle von Kovac, denn diesen Wettbewerb beherrscht seine Mannschaft in dieser Saison.

Kovac traute sich aber auch was und gab seiner verunsicherten Elf, in Form eines stabileren 4-2-3-1, sein Lieblingsspielzeug zurück. Thomas Müller war auf der Zehn wieder eine freie, aber produktive Radikale, Leon Goretzka und Joshua Kimmich bildeten die Doppelsechs. Franck Ribery und Arjen Robben wirkten auf den Flügeln stark und quirlig wie in früheren Tagen.

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Erstmals in dieser für Kovac so schwierigen Zeit, stellten sich anschließend etliche Führungsspieler medienwirksam hinter den Trainer. Vor allem Manuel Neuer, Müller und Robert Lewandowski. Sie und Ribéry sollen es auch gewesen sein, die Präsident Uli Hoeneß anfangs der Woche eigens zum Rapport bestellte. Es scheint also kein Zufall gewesen zu sein, dass die Herren ihrem Trainer die Gefolgschaft zusicherten – und stark aufspielten. Kovac stärkte es jedenfalls.

Prompt ließ er nach der Partie gegen Bremen erstmals mit direkter Kritik an einem seiner Spieler aufhorchen. Bei der Bewertung des Gegentors durch Yuya Osako sagte Kovac offen, wer aus seiner Sicht die Verantwortung daran trug.

Unverhüllt, ohne branchentypisch von einer "Fehlerkette" zu reden, die dann oft lieber nicht so genau aufgedröselt wird, benannte er einen Hauptschuldigen: Niklas Süle.

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Rummenigge: "Haben wieder Bayern-München-like gespielt"

Innerhalb des Teams wurde es zudem verschlossener in dieser Woche. Seit langer Zeit waren mal keine Interna aus der Kabine zu hören, stattdessen voller Fokus auf das schwere Auswärtsspiel in Bremen.

Vor der Abreise in München teilte Kovac mit, fortan auf die Rotation zu verzichten, welche ihm vor Wochen, als die Krise aufkeimte, noch um die Ohren flog. Er wolle fortan auf ein stabiles Gerüst setzen und nur punktuelle Änderungen setzen.

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Gegen Werder lief daher die gleiche Elf auf, wie am Dienstag. Serge Gnabry rotierte nur rein, weil Robben verletzt passen musste. Ein Glücksfall für Kovac, denn sein Sommer-Neuzugang spielte groß auf und traf an alter Wirkungsstätte doppelt. Kovac fuhr mit den Bayern einen hart erkämpften 2:1-Sieg ein. Mit Leidenschaft, Ballbesitz, klaren Bällen und viel Zug zum Tor rang man ein starkes Bremen nieder. Bayern-Boss Rummenigge sah eine Mannschaft, "die wieder Bayern-München-like" spielte.

Genau das forderte er auch am Abend zuvor auf der Jahreshauptversammlung des Rekordmeisters: Zurückzufinden zu alter Stärke, zur Dominanz früherer Tage – aber mit Kovac. Denn er und Präsident Uli Hoeneß stellten am Freitagabend im Audi Dome klar, dass der Weg mit Kovac weitergehen solle. Sie gaben ihrem Trainer Rückendeckung, sprachen ihm das Vertrauen aus.

Kovac selbst beteuerte übrigens, von all dem nichts mitbekommen zu haben. Er habe zeitgleich im Bremer Mannschaftshotel Golf geschaut.

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"Mannschaft und Trainer wachsen zusammen"

Somit bekam er auch nicht mit, dass die Bayern-Bosse von einem "Schulterschluss" zwischen Mannschaft und Trainer sprachen. Einem Endprodukt zahlreicher Gespräche, die es in der vergangenen Woche gab. Mal sprachen die Bosse nur untereinander, dann mit dem Trainer. Die Mannschaft wurde auch mit ins Gebet genommen. Jede Seite wurde angehört.

Rummenigge beteuerte am Sonntag, dass man in diesen Gesprächen "überhaupt nicht das Gefühl" hatte, "dass die Mannschaft nicht mehr hinter Niko Kovac steht". Vielmehr sehe er, dass Mannschaft und Trainer gerade "richtig schön zusammenwachsen".

Nun setzt ein "Schulterschluss" dennoch gemeinhin voraus, dass es Differenzen gegeben haben muss. Diese gab es auch und gibt es weiterhin. Nicht jeder Spieler ist von Kovac überzeugt, kann seine Entscheidungen nachvollziehen, aber welches Mannschaftsgerüst kann das schon von sich behaupten. Fakt ist jedenfalls, dass sich die Bayern derzeit zusammenraufen und an allen Fronten Einheit demonstrieren wollen.

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Kovac mit Kampfansage an den BVB

Eine Einheit, wie es auch Kovac und die Inzeller wurden. Zwischen den 350 anwesenden Fans und dem Bayern-Trainer menschelte es, man sprach sich ausnahmslos im "Du" an. Nähe statt Distanz war das Credo.

Fragen nach seinem Lieblingsspieler in der Mannschaft, Wunsch-Transfers und welche Schlagzeile er nach Saisonende über sich lesen wolle, umging Rhetorik-Künstler Kovac wie gewohnt geschickt, indem er antwortete, ohne eine Aussage zu treffen.

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Ein kleiner Junge wollte zudem wissen, wem er früher nacheiferte. "Als ich so klein war wie du, war ich auch Bayern-Fan. Für mich war es der Karl-Heinz Rummenigge", antwortete Kovac.

Sogar eine kleine Kampf-Ansage ließ sich Kovac entlocken: "Wir wollen den Vorsprung abknabbern. Die Dortmunder sind absoluter Favorit, aber wenn man Favorit ist, hat man Druck. Wir werden sie alle jagen und hoffentlich einholen."

Gelingt Kovac diese Meisterstück tatsächlich, wird sein Konterfei auch wieder vollends sorgenfrei.