Die forschen Worte des ansonsten zurückhaltenden Lucien Favre dürften die Entscheidungsträger von Borussia Dortmund doch ziemlich verwundert haben.
Der BVB im Guerreiro-Dilemma
"Rapha ist ein sehr, sehr guter Spieler und sehr clever", schwärmte Favre nach dem 2:0 im Supercup gegen den FC Bayern über Raphael Guerreiro. Einmal in bester Laune fuhr Dortmunds Trainer fort: "Wir hoffen, dass er bleibt." Und schob dann noch entschlossener hinterher: "Er wird bleiben."
Nun ist es aber so, dass der Vertrag des portugiesischen Europameisters bei der Borussia 2020 endet. Anstalten, sein Arbeitspapier zu verlängern, hat der 25-Jährige bislang nicht gemacht. Sollte Guerreiro im nächsten Jahr den Verein verlassen, würde die Borussia keine Ablöse bekommen.
Der Fall Robert Lewandowski, den die Dortmunder damals bewusst nicht vorzeitig zum Rivalen FC Bayern ziehen ließen und damit auf Millionen an Transfererlösen verzichteten, soll eigentlich die Ausnahme bleiben.
Der BVB steckt im Guerreiro-Dilemma.
Außenrist-Pass auf Sancho eine Augenweide
Sportlich, und das liegt Favre natürlich besonders am Herzen, wäre ein Verbleib von Guerreiro zu begrüßen.
Seine Bedeutung hat er nicht zuletzt am Samstag gegen die Bayern wieder unter Beweis gestellt. Sein Pass mit dem Außenrist auf Jadon Sancho vor dem 2:0 war eine Augenweide.
"Das zweite Tor ging von ihm aus, dieser Konter war sehr wichtig", sagte Favre und attestierte dem technisch versierten Linksfuß auch in anderen Bereichen gute Leistungen: "Er hat viel verteidigt, er ist viel gelaufen."
Auch in der vorigen Saison hat Guerreiro sein Können immer wieder nachgewiesen. Seinen wohl besten Auftritt hatte er in der Vorrunde der Champions League, als ihm beim 4:0 gegen Atlético Madrid nach seiner Einwechslung in der 63. Minute zwei Tore gelangen.
Keine offiziellen Angebote
Was aber will Guerreiro? Sprechen wollte er nach dem Supercup wie immer nicht. Seit einiger Zeit werden ihm ernsthafte Wechselgedanken nachgesagt.
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Mit seinen Einsatzzeiten in der vergangenen Saison soll er nicht immer zufrieden gewesen sein. Durch die Verpflichtung von Nationalspieler Julian Brandt hat sich die interne Konkurrenz weiter verschärft.
Unter anderem wurden Paris Saint-Germain mit Ex-Trainer Thomas Tuchel, Manchester City und der FC Barcelona als mögliche neue Klubs für Guerreiro gehandelt. Offizielle Angebote blieben aber bislang aus.
Zorc bleibt hart
In der Führungsriege des BVB ist man nicht besonders zuversichtlich, Guerreiro doch noch zu einer Vertragsverlängerung zu bewegen. "Wir haben das in den vergangenen Monaten versucht. Das ist uns bis jetzt nicht gelungen", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Ruhr Nachrichten.
Manager Michael Zorc erklärte: "Wir werden uns sicherlich nochmal an einen Tisch setzen." Er stellte aber auch klar: "Es gibt keine neue Situation. Raphael kennt ganz klar unsere Vorstellungen und unsere Positionen."
Soll heißen: Eine Nachbesserung des Dortmunder Angebots wird es nicht geben.
Die BVB-Bosse machen deutlich: Sie lassen sich nicht unter Druck setzen. Auf der anderen Seite umgarnt Favre Guerreiro mit seinen neuen Schmeicheleien. Es wirkt ein wenig wie das alte Spiel mit Zuckerbrot und Peitsche.