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Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund über Hoeneß und Bayern

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Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund über Hoeneß und Bayern

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Watzke: Lieber betteln als zu Bayern

Hans-Joachim Watzke erklärt sein angespanntes Verhältnis zu Uli Hoeneß - und macht den Bossen der Bayern-Führung Vorwürfe. Auch Karl-Heinz Rummenigge spricht.
Bei der Vorstellung der Biografie von Hans-Joachim Watzke findet der ehemalige BVB-Trainer Jürgen Klopp warme Worte und ordnet die derzeitige Krise seines Ex-Klubs ein.
SPORT1
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von SPORT1

Hans-Joachim Watzke hat in seinem Buch "Echte Liebe" ausführlich von seinem Verhältnis zur Führungsebene des FC Bayern berichtet.

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Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund erklärte, warum er in Uli Hoeneß bis zu seinem Lebensende einen Kontrahenten sehen wird und wie sich seine Beziehung zu Karl-Heinz Rummenigge in den letzten Jahren zum Positiven wendete.

Die Bild-Zeitung veröffentlichte die Aussagen des BVB-Bosses - Watzke nahm darin kein Blatt vor den Mund, vor allem mit Blick auf Hoeneß.

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"Wir sind beide sehr, sehr unterschiedlich vom Typ her. Wir waren uns auch nie nah. Für eine Freundschaft zwischen uns wird es nie reichen. Wir sind noch nicht mal per Du", sagte der 60-Jährige über den Präsidenten des FCB.

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Dennoch habe er großen Respekt für den Macher der Bayern: "Was Hoeneß beim FC Bayern auf die Beine gestellt hat - und das war in allererster Linie er - darunter leiden wir ja noch heute. Aber das ist top, wirklich top."

Watzke: Das war die Masche von Hoeneß

Watzke sprach ausführlich über seine Duelle mit der "Abteilung Attacke" der Roten: "Wenn du dich in irgendeiner Weise gegen den FC Bayern und Uli Hoeneß stellst, dafür kann es ja durchaus sachliche Gründe geben, drohst du auch immer komplett untergepflügt zu werden."

Das habe etwas Rigoroses – was aber auch durchaus erfolgreich sei, wie Hoeneß und die Bayern immer wieder zeigen würden. "Die Selbstgewissheit, die Uli Hoeneß ausstrahlt, ist schon gewaltig. Damit hat jemand, der aus dem Ruhrgebiet kommt, sowieso schon mal seine Probleme."

Ihm sei jedoch stets bewusst gewesen, dass das Verhältnis leiden würde, je näher der BVB den Bayern kämen. "Auf dem Weg zur ersten Meisterschaft, wo die Bayern irgendwann auch erkannt hatten, dass wir jetzt auf einmal da sind, ging es los. Das ist ja damals die Masche von ihm gewesen, dich in verbale Scharmützel zu verwickeln."

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Hoeneß selbst wollte sich bei der Bild nicht zu Watzkes Aussagen äußern. Bayerns Vorstands-Chef Rummenigge stand jedoch bereit: "Uli ist ein wahnsinnig emotionaler Mensch. Und er lässt auch gern mal einen scharfen Satz los, der dann natürlich auch in Dortmund ankommt. Dann ruft Aki immer bei mir an und sagt: 'Sag ihm doch bitte, er soll damit aufhören.' Ich bespreche das dann mit Uli."

"Würde lieber unter der Brücke betteln ..."

Besonders deutlich wurde Watzke, als er die Beinahe-Insolvenz des BVB im Jahr 2005 in seinem Buch thematisierte.

"Völlig überraschenderweise, ironisch gesagt, tauchte das Thema 'Darlehen von den Bayern' erstmals in der Öffentlichkeit auf, als wir das erste Mal Meister waren. Wenn man aber weiß, dass wir 122 Millionen Schulden hatten, als wir uns in die Gläubiger-Obhut begeben haben, dann kann man sich vielleicht auch selbst fragen, ob diese zwei Millionen den BVB wirklich hätten retten können", sagte Watzke.

Die Bayern hatten den Dortmundern damals zwei Millionen Euro überwiesen, um mit der Zahlung der Gehälter zu helfen. 

Hans-Joachim Watzke stellt Klopp-Aussagen klar
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Watzke stellt Klopp-Aussagen klar

"Ich habe mich dann aber öffentlich nur ein bisschen dagegen gewehrt, denn was mit dieser Geschichte ja erzeugt werden sollte, war die Assoziation, dass ich zum FC Bayern gegangen wäre und ihn um Geld gebeten hätte." Watzke beteuerte, dass er die Roten nie auch nur nach einem einzigen Euro fragen würde.

"Ich schätze den Klub sehr, aber lieber würde ich unter der Brücke in Dortmund betteln, als zum FC Bayern zu gehen. Wenn du deinen größten Rivalen um Geld anpumpst - mehr erniedrigen kann man sich nicht auf dieser Welt", sagte der BVB-Chef.

Mit Götze ging "der ganze Scheiß" los

Auch das Thema Transfers wurde zum großen Streitpunkt zwischen den Dauer-Rivalen Dortmund und Bayern. Vor allem weil die Münchner – aus Sicht von Watzke – großen Anteil daran hatten, dass die Mannschaft nach dem verlorenen Champions-League-Finale 2013 auseinander fiel.

"Wir hatten eine Weltklassemannschaft. Und wenn diese Mannschaft in ihrer Struktur nicht zerfleddert worden wäre, dann hätte diese Mannschaft auch die Champions League gewonnen. Hundertprozentig!" Doch es kam bekanntlich anders: "Aber dann ging Mario. Dann ging Robert. Dann ging die ganze Scheiße los."

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Die Rede ist von Mario Götze und Robert Lewandowski, die sich beide für einen Wechsel zu Bayern entschieden hatten.

Auch Rummenigge gibt heute zu, dass der Verlauf bei der Verpflichtung von Götze "unglücklich" war.

"Beim Götze-Transfer habe ich Verständnis, dass sie beim BVB völlig sauer waren. Wir hatten sie damals schließlich gar nicht kontaktiert, weil das auch der Wunsch von Marios Berater war", sagte der Bayern-Vorstand. Götze habe jedoch eine Klausel in seinem Vertrag bis zu einem gewissen Datum ziehen müssen – und so sei der Transfer zu einem ungünstigen Zeitpunkt publik geworden.

So näherten sich Watzke und Rummenigge an

Das Verhältnis zwischen Watzke und den Bayern entspannte sich erst wieder, als Hoeneß 2014 wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Was vor allem an Rummenigge lag, wie dieser bestätigte: "Auf der internationalen Ebene hatten wir zu diesem Zeitpunkt in internationalen Gremien viele gemeinsame Interessen."

Das Verhältnis sei nicht nur auf geschäftlicher sondern auch auf menschlicher Ebene inniger geworden. "Ich bin bis heute daran interessiert, ein entspanntes Verhältnis zu Borussia Dortmund zu haben, insbesondere zu Aki", sagte Rummenigge, der Watzke mittlerweile das Du angeboten hat.

"Ich bin ja der ältere von uns beiden alten Säcken. Ich wollte ihm damit das Zeichen geben, dass es mir nicht nur um einen respektvollen, sondern um einen wirklich guten Umgang miteinander geht. Ich hatte den Eindruck, dass wir da über die Jahre eine gemeinsame Ebene gefunden hatten, dass wir uns wirklich verstehen."