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Jérôme Boateng beim FC Bayern plötzlich wieder wichtig

Jetzt braucht Bayern Boateng wieder

Jérôme Boateng sollte und wollte den FC Bayern verlassen. Nun ist er in München wieder wichtig - aber nur, weil sich die Konkurrenten verletzen.
Vom verlorenen Sohn zur wichtigen Personalie: Jerome Boateng ist beim FC Bayern wieder wichtig. Sein Trainer könnte sich sogar sein DFB-Comeback vorstellen.
Jérôme Boateng sollte und wollte den FC Bayern verlassen. Nun ist er in München wieder wichtig - aber nur, weil sich die Konkurrenten verletzen.

Jérôme Boateng war eigentlich schon weg.

Die Bayern-Bosse hatten dem Innenverteidiger nach der vergangenen Saison mehrfach nahegelegt, sich einen neuen Verein zu suchen.

Doch weil Boateng in der Vorbereitung positiv überraschte, zunächst konkrete Offerten ausblieben und sich dann Juventus Turin dem Vernehmen nach doch gegen einen Transfer entschied, blieb Boateng beim FC Bayern – und ist jetzt Notnagel und Hoffnungsträger zugleich.

"Jérôme ist wieder gefragt", sagte Niko Kovac auf der PK vor dem Spiel gegen Union Berlin. "Er hat mehr als zehn Profijahre hinter sich, er wird auch in Zukunft seine gute Qualität beweisen. Und wenn er gut spielt, dann wird er vielleicht auch wieder eine Alternative für ganz andere Aufgaben." 

Was der Bayern-Coach meinte: Boateng könnte sich nun sogar wieder für die Nationalmannschaft empfehlen. 

Bayerns Abwehr stellt sich von alleine auf 

Niklas Süle zog sich am Samstag gegen den FC Augsburg einen Kreuzbandriss zu, Lucas Hernández folgte mit einer im Champions-League-Spiel gegen Piräus (3:2) erlittenen Teilriss des Innenbandes am rechten Sprunggelenk.

Während für Süle die Bundesliga-Saison gelaufen ist, rechnen die Bayern beim Franzosen nach SPORT1-Informationen mit einer zweimonatigen Ausfallzeit. Zumindest bei Javi Martínez, der am Dienstag ebenfalls vom Feld musste, gab der Klub Entwarnung.

Die Optionen in der Innenverteidigung in München sind auf einmal rar gesät, die Abwehr stellt sich, wie von Uli Hoeneß bereits am Montag angekündigt, nun von selbst auf. 

Nummer zwei statt Nummer vier

Benjamin Pavard, ursprünglich Nummer drei der Innenverteidiger, ist gesetzt. Daneben spricht nahezu alles für Boateng, der in Griechenland für Hernández ins Spiel kam. Wer nun als Abwehrchef in die Bresche springt? "Vielleicht ist es Jérôme Boateng, der die Erfahrung mitbringt und die Qualität definitiv hat", sagte Markus Babbel bei SPORT1.

Innerhalb von drei Tagen ist der 2014er-Weltmeister von der Nummer vier zur Nummer zwei im Abwehrzentrum aufgestiegen, wenngleich auch Martínez eine Alternative ist.

Nachwuchstalent Lars Lukas Mai, der seinen Vertrag an der Säbener Straße bis 2022 verlängert hat, kann einen Bankplatz ergattern, mehr aber auch nicht.

Boateng wollte weg 

Dass Boateng noch einmal so wichtig für den Rekordmeister werden würde, war nicht abzusehen. Bereits im Sommer 2018 wollte der heute 31-Jährige den Klub verlassen, ein Wechsel zu Paris Saint-Germain scheiterte an einer zu hohen Ablösesumme und an Kovacs Veto.

Nach einer insgesamt enttäuschenden Saison, in der Boateng auch wegen seiner zur Schau getragenen Lustlosigkeit wie ein Fremdkörper wirkte, schien dann erneut alles auf einen Transfer hinauszulaufen.

"Ich würde Boateng raten, den FC Bayern zu verlassen", sagte Uli Hoeneß am Rande der Meisterfeier im vergangenen Mai.

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Doch der Angesprochene, dessen Vertrag noch bis 2021 läuft, erschien zwei Monate später topfit zur Vorbereitung und nahm diese gut an.

Ob Mitspieler, Bosse oder Trainer – das Lob folgte von allen Seiten. "Sportlich gesehen bin ich mit ihm sehr zufrieden. Großes Lob, großes Kompliment", sagte Kovac, nachdem Boateng beim International Champions Cup durchaus zu gefallen wusste.

Boateng profitiert von Verletzungen

Doch als die Saison so richtig losging, war Boateng wieder außen vor. Im Pokal gegen Cottbus, in der Liga gegen Hertha und Mainz sowie in der Champions League gegen Belgrad saß er 90 Minuten auf der Bank.

Anschließend profitierte er von Verletzungen. Weil David Alaba ausfiel und Joshua Kimmich auf der Sechs zum Einsatz kam, fand sich Boateng in vier Bundesliga-Partien in Folge sowie in Tottenham in der Startelf wieder.

Der gebürtige Berliner, dessen Aufbauspiel weiterhin klar über dem Niveau der Kollegen Pavard und Hernández ist, machte seine Sache ordentlich, leistete sich keinen groben Schnitzer, sah aber bei dem ein oder anderen Gegentor unglücklich aus.

Am vergangenen Samstag rückte Kimmich wieder auf die Rechtsverteidigerposition. Prompt musste Boateng weichen; als sich dann Süle verletzte, wechselte Kovac den genesenen Alaba ein.

Boateng wechselt Berater

Erst als in Piräus dann auch Hernández raus musste, führte kein Weg an Boateng vorbei.

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Wollte dieser mit seinem Berater-Wechsels von Christian Nerlinger zur umstrittenen Agentur LIAN Sports womöglich im Winter einen neuen Anlauf Richtung Abgang wagen, scheint das aufgrund der dünnen Personaldecke nun ausgeschlossen.

Fast verjagt, jetzt gefragt: Der FC Bayern braucht Boateng.