Er galt als Königstransfer des Sommers.
Coutinho: Zaubern kann er später
Als Philippe Coutinho im Juli an der Säbener Straße aufschlug, waren nicht nur Fans und Verantwortliche des FC Bayern begeistert. Einen wie ihn hatte die Bundesliga schon lange nicht mehr, hieß es allerorten.
Nach vier Monaten fällt das Zwischenfazit eher bescheiden aus: Aus seinen Voraussetzungen machte Coutinho bislang viel zu wenig und zeigte allenfalls sporadisch sein Können.
Mit dem Trainerwechsel schien sich die persönliche Situation des Hochbegabten sogar noch zu verschlechtern. Hansi Flick setzte in seinen ersten beiden Spielen als Bayern-Trainer auf die größere Physis von Thomas Müller und Javi Martínez und beorderte Thiago und Coutinho auf die Bank.
Beim 2:0 gegen Olympiakos Piräus und beim 4:0 gegen den BVB kam der Brasilianer jeweils nur als Joker ins Spiel und hatte keinen wesentlichen Anteil am Traumstart des Kovac-Nachfolgers.
Seitenhieb gegen Coutinho
Zudem gab Flick dem Edeltechniker verbal noch einen mit und forderte ihn auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf zu größerer Kampfbereitschaft auf. "Wir haben unseren Spielstil verändert, nach vorne verteidigt. Ich brauchte dafür Spieler, die gegen den Ball einen Tick besser sind", sagte der Coach.
Und direkt an den Brasilianer gerichtet: "Ich würde mir wünschen, dass er hier zeigt, was er kann."
Das hatte Coutinho bereits am Dienstag getan, als er beim 3:0-Sieg Brasiliens gegen Südkorea einen Freistoß direkt verwandelte und dem Spiel der Selecao seinen Stempel aufdrückte.
Möglicherweise nahm sich Flick mit seiner Coutinho-Kritik ein Beispiel an Jupp Heynckes, der vor zwei Jahren James Rodríguez ebenfalls öffentlich an den Pranger stellte - und ihn dadurch zu besseren Leistungen anstachelte.
Defensiv top - nach vorne mit Schwächen
Jedenfalls bekam Coutinho in Düsseldorf zum ersten Mal seine Startelf-Chance von Flick - und er nutzte sie. Der 27-Jährige ließ auf der linken Außenbahn ein ums andere Mal seine technischen Fähigkeiten aufblitzen und erzielte sein erstes Bayern-Tor aus dem Spiel heraus.
Vor allem aber setzte Coutinho Flicks Vorgaben gegen den Ball um und war beim Gegenpressing äußerst präsent. Die für einen offensiven Mittelfeldspieler ordentliche Zweikampfbilanz (14 von 30 gewonnen) zeigt, dass sich Coutinho Flicks Worte zu Herzen nahm und er seine Defensivaufgaben meisterte.
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Dass vor allem offensiv noch Luft nach oben ist, war jedoch ebenfalls zu sehen. Sieben Mal ging der frühere Barca-Star ins Dribbling, nur zwei Mal setzte er sich durch. Auch seine Passquote von 77 Prozent ist ausbaufähig.
Dennoch: Coutinho scheint sich beim Rekordmeister durchbeißen zu wollen. Zaubern kann er ja später noch.