Marcus Thuram zog mal wieder mit der Eckfahne an den Mannschaftskollegen vorbei, obendrauf steckte das Trikot von Lars Stindl.
Wie Rose Gladbach zum Sieg coachte
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Das Siegesritual des Außenstürmers folgte auf einen am Ende souveränen 4:1-Sieg von Borussia Mönchengladbach im Derby bei Fortuna Düsseldorf - ein Sieg, der die Borussia weiter voll im Titelkampf hält. (Bundesliga-Tabelle)
Dass Thuram das Shirt des Gladbacher Kapitäns wählte, hatte einen einfachen Grund: Stindl erzielte einen Doppelpack und war nicht nur in den Augen des Franzosen Gladbachs Mann des Abends.
Allerdings bedurfte es einer größeren Korrektur von Cheftrainer Marco Rose, damit die Fohlen die drei Punkte an den Niederrhein entführten. "Wir hatten nicht so viele gute Passagen mit Ball", sagte Rose bei Sky über die ersten Hälfte, in der Düsseldorf sich das 1:1 verdient hatte.
Rose stellt in der Pause um
In der Pause stellte der Coach von Dreier- auf Vierer-Abwehrkette, schob Tobias Strobl auf die Sechs, Florian Neuhaus auf die Acht. Zudem wechselte Thuram von der Mitte auf die linke Seite, während Stindl fortan als Mittelstürmer agierte. "Wir haben mehr oder weniger auf unser Stammsystem umgestellt, da fühlen sich die Jungs wohler", sagte Rose. "Viele Sachen sind aufgegangen."
In den ersten 45 Minuten hatte Rose noch (zu sehr) auf den Gegner geschaut, ehe er sich eines Besseren besann. "Es hat Sinn gemacht, sich auf unsere Stärken zu verlassen."
"Wir haben vor der Halbzeit nicht so wirklich Zugriff bekommen", sagte Stindl, dem sein erster Doppelpack seit über drei Jahren gelang. "Wir haben das System in der Halbzeit ein bisschen verändert. Über die Dauer des Spiels haben wir dadurch unsere Qualitäten immer besser auf den Platz gebracht und am Ende verdient gewonnen."
Die Fohlen feierten erstmals seit knapp 30 Jahren wieder einen Bundesliga-Sieg in der Landeshauptstadt und behaupteten nach dem 22. Spieltag den vierten Rang hinter dem Top-Trio aus Leipzig, München und Dortmund.
Jonas Hofmann (22.), Lars Stindl (51./77.) und Florian Neuhaus (82.) trafen im 50. Bundesliga-Duell beider Teams für die Gäste, die nach dem ausgefallenen Derby gegen den 1. FC Köln zudem noch eine Partie in der Hinterhand haben und zuletzt fünfmal in Folge in der Fremde nicht gewonnen hatten.
Die abstiegsbedrohte Fortuna blieb auch im dritten Spiel unter Coach Uwe Rösler ohne Sieg in der Liga. Erik Thommy (29.) hatte zwischenzeitlich den Ausgleich erzielt.
Die Fortuna startete vor 51.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena nervös, Spielfluss kam zunächst nicht auf. Als Matthias Zimmermann die erste gefährliche Flanke von der rechten Seite in den Gladbacher Strafraum schlug, wurde es aber gleich gefährlich: Winterzugang Valon Berisha scheiterte mit seinem Kopfball am glänzend reagierenden Torhüter Yann Sommer (15.). Zuvor hatte Kaan Ayhan auf der Gegenseite gegen den einschussbereiten Marcus Thuram gerettet (11.). (Das Spiel im Ticker zum Nachlesen)
Fortuna in Halbzeit 1 ebenbürtig
Beim Vorjahresduell (3:1) waren nach 16 Minuten bereits drei Düsseldorfer Tore gefallen - diesmal passierte in der Anfangsphase deutlich weniger. Das hatte mit der überwiegend gut stehenden Düsseldorfer Verteidigung zu tun, die nach dem ersten krassen Stellungsfehler dann aber bestraft wurde. F95-Linksverteidiger Kasim Adams lief bei einem Gladbacher Konter erst Thuram hinterher und ließ sich dann simpel ausspielen, der angespielte Hofmann schoss sicher ins lange Eck ein.
Die Fortuna schockte der Rückstand nicht - im Gegenteil: Röslers Mannschaft mischte gegen den Europapokal-Kandidaten munter mit. Nach einem langen Ball von Ayhan setzte sich Thommy im Strafraum gegen Stefan Lainer durch und überwand Sommer im Fallen. Wenig später verpasste Düsseldorfs Top-Stürmer Rouwen Hennings aus zentraler Position sogar knapp eine mögliche Führung (34.).
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Gladbach bejubelte später Hofmanns zweites Tor, das aufgrund einer Abseitsposition im Vorfeld jedoch berechtigterweise nicht anerkannt wurde (38.). Es blieb ein ausgeglichenes Spiel, welchem Gladbach durch seine spielerischen Vorteile zunehmend seinen Stempel aufdrücken konnte.
Thuram, der mit seinem Doppelpack das Hinspiel (2:1) entschieden hatte, sorgte fast immer für Gefahr. Auch bei der sehenswert erspielten erneuten Führung war der Franzose beteiligt, als Stindl so gut freigespielt wurde, dass dieser nur noch einschieben musste.
Das brachte spürbar Sicherheit. Die Kombinationen bei den Gästen liefen deutlich flüssiger, die fußballerisch nun klar schwächere Fortuna kam nur noch selten in die Nähe von Sommers Tor und suchte ihr Glück aus der Distanz. Hennings Schuss rauschte aber knapp am Tor vorbei (73.). Dann schlug erneut Stindl zu, ehe Neuhaus mit einem abgefälschten Versuch den Schlusspunkt setzte.