Jürgen Klinsmann verfolgte die letzten Minuten des Desasters kopfschüttelnd auf der Trainerbank, dann eilte der Trainer von Hertha BSC zu Jordan Torunarigha und nahm seinen Innenverteidiger in den Arm.
Hertha-Pleite! Klinsmann gibt frei
Im ersten Spiel nach den rassistischen Anfeindungen gegen Torunarigha haben restlos enttäuschende Berliner eine krachende 1:3 (0:1)-Niederlage gegen den FSV Mainz 05 kassiert. (LIVETICKER zum Nachlesen)
Der "Big City Club" steckt tief im Abstiegskampf - aber Klinsmann gab seinem Team erstmal zwei Tage frei.
Klinsmann gibt Hertha-Stars frei
"Die Mannschaft war heute nicht im Stande, die letzten paar Tage zu verarbeiten. Es ist eine Tatsache, dass dieses Schalke-Spiel seine Spuren hinterlassen hat", sagte Klinsmann und bezog sich damit neben dem Eklat um Torunarigha auch auf die Belastung durch 120 Minuten Pokalfight gegen den FC Schalke 04.
"Es war einfach keine Leichtigkeit da, es wirkte sehr schwerfällig. Ich habe mir schon nach zehn Minuten gedacht, dass da zu viele Gedanken im Kopf sind", berichtete der frühere Bundestrainer und erklärte seine ungewöhliche Maßnahme: "In der Kabine haben wir entschieden, dass die Jungs jetzt mal zwei Tage bekommen, um die Köpfe freizubekommen - und dann fokussieren wir uns auf Paderborn".
Den vor allem in der ersten Halbzeit desolaten Auftritt seines Teams nannte er "ein enttäuschendes Ergebnis am Ende einer intensiven und hektischen Woche" und stellte fest: "Die letzten Tage waren für alle etwas zu viel." (SERVICE: Alle Ergebnisse im Überblick)
Der 55-Jährige stellte sich dennoch vor seine Stars. "Ich denke aber, das ist menschlich, ich kann der Mannschaft daher keinen wirklichen Vorwurf machen."
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Berlin mit Klinsmann im Abstiegskampf
Dennoch - und das machte auch Klinsmann auf SPORT1-Nachfrage klar - ist Situation beim Hauptstadt-Klub brisant: "Unser Blick geht natürlich nach unten. Wir sehen uns absolut im Abstiegskampf, sind da total realistisch."
Dabei gab im Winter gab kein europäischer Klub mehr Geld auf dem Transfermarkt aus als die Hertha, wo mittelfristige mit Investor Lars Windhorst das Ziel Champions League ausgerufen wurde. (SERVICE: Tabelle der Bundesliga)
Satte 78 Millionen wurden unter anderem in Krzysztof Piatek (für 27 Millionen vom AC Mailand) und Santiago Ascacíbar (11 Mio./VfB Stuttgart) investiert. Bei der peinlichen Niederlage gegen die Mainzer, die mit vier Pleiten in Serie angereist waren, blieben aber nicht nur die Neuzugänge blass.
"Uns ist allen bewusst, dass wir unten drin stehen. Wir müssen jetzt den Kampf annehmen", sagte Herthas Nationalspieler Niklas Stark bei Sky nach einem Spiel, in dem große Gesten der Solidarität mit Torunarigha das einzig Positive aus Herthas Sicht waren.
"Wir haben nicht gut genug Fußball gespielt, das sollten wir aber nicht zu hoch hängen", sagte Teamkollege Arne Maier: "Jetzt geht es darum, im nächsten Spiel drei Punkte zu holen."
Das betonte auch Klinsmann auf SPORT1-Nachfrage: "Wir arbeiten Woche für Woche daran, da unten wegzukommen. Es sind jetzt sechs Punkte Abstand nach acht Wochen Arbeit. Heute wäre eine tolle Gelegenheit gewesen, da mehr Abstand zu gewinnen - aber es hat nicht sollen sein, aus verschiedenen Gründen."
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Quaison glänzt für Mainz - Wolf fliegt mit Rot runter
Einer dieser Gründe war auch der überragende Robin Quaison, der alle Treffer für Mainz (17./82./90.+4, Foulelfmeter) zum so wichtigen Erfolg beim Rivalen aus der Hauptstadt erzielte und nun bei elf Saisontoren steht.
Berlin, das zudem Marius Wolf mit Gelb-Roter Karte (88.) verlor, kam durch ein Eigentor von Jeffrey Bruma (84.) zum Anschlusstreffer.
Nach zuvor vier Niederlagen in Serie rückte die Mainzer Mannschaft von Trainer Achim Beierlorzer (21 Zähler) bis auf zwei Punkte an die Hertha in der Tabelle heran und darf zumindest etwas durchatmen.
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Pfeifkonzert von den Fans
Nach dem frühen Schock durch Quaison wirkte die defensiv nicht immer sattelfeste Hertha geschockt.
Nach der Halbzeitpause wurde Hertha aktiver, die Fans hatten sie vor der Pause mit einem Pfeifkonzert und "Wir wollen euch kämpfen sehen"-Rufen angestachelt.
Ernsthaft in Gefahr geriet der Mainzer Sieg aber nicht.