Von Stefan Backs
Seiferts Ankündigungen klingen wie Hohn
"Grau is' im Leben alle Theorie - aber entscheidend is' auf‘m Platz", hatte Dortmunds Fußball-Idol Adi Preißler einst gesagt.
Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga, hat nun eine "Task-Force für die Zukunft des Profi-Fußballs" angekündigt. Darin soll es unter anderem um eine Gehaltsobergrenze für Spieler und eine Deckelung von Beraterhonoraren gehen.
Der Applaus ist Seifert in der Corona-Krise gewiss. Vereine und Medien begrüßen die Ankündigungen des Machers der DFL unisono.
Debatte liefert faden Beigeschmack
Doch schon bei nur etwas genauerem Hinsehen bekommt die ganze Moraldebatte einen extrem faden Beigeschmack. Bereits am 2. Dezember 2016 veröffentlichten erste Medien ihre Ergebnisse aus den sogenannten Football-Leaks.
Zwei umfangreiche Bücher sind seither erschienen, die gnadenlos die zum Teil kriminellen Verflechtungen von Wirtschaft, organisiertem Verbrechen, Vereinen, Funktionären und Beratern aufdecken. Auch in Deutschland. Und obwohl viele Machenschaften lückenlos dokumentiert sind, passierte in Deutschland bis heute: Nichts.
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Vereinsfunktionäre setzen sich ohne Hemmungen mit Beratern an einen Tisch, von denen sie wissen oder zumindest ahnen, dass hinter ihnen teils kriminelle Strukturen stecken. Medien bezeichnen diese Beratertypen verharmlosend-bewundernd oft genug als "gewieft", "schillernd" oder "mächtig". Die Jagd nach den Wunschspielern und damit nach Reputation und Rendite lässt auch bei den vermeintlich größten und seriösesten Klubs alle Hemmungen fallen.
Seiferts Ankündigungen klingen wie Hohn
Dass - wie jetzt von Vereinsvertretern beklagt - diese Spielerberater immer mächtiger werden, haben vor allem sie selbst verschuldet. Niemand zwingt sie, unseriöse Praktiken zu unterstützen oder Wucherpreise zu bezahlen. Niemand zwingt sie, sich mit bestimmten Beratern überhaupt an einen Tisch zu setzen.
Für seriös arbeitende Agenturen ist es in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, Klienten für sich zu werben. Zu groß ist auch die finanzielle Macht der oben genannten Konkurrenten. Von Vereinsseite wurde man dafür fast belächelt. So klingen für mich die Ankündigungen von Seifert wie Hohn.
Ich bin sehr gespannt, ob er vor allem die Auswüchse der Unseriösen unserer Branche bekämpfen kann, oder ob alle über einen Kamm geschert werden und am Ende doch wieder die seriösen Vertreter am meisten zu kämpfen haben.
Entscheidend is‘ auf‘m Platz, Herr Seifert.
Als Kind hatte Stefan Backs einen Lebenstraum: Er wollte dafür bezahlt werden, dass er den ganzen Tag Fußball schaut. Diesen setzte er schließlich in die Tat um, indem er Sportjournalismus studierte und für die Sport Bild und Sat.1 als Fußballjournalist arbeitete. 2001 wurde Backs Mediendirektor bei der Rogon Sportmanagement GmbH. Seit 2003 ist er als selbstständiger Spielerberater tätig und hat zahlreiche Transfers im Profifußball begleitet. 2012 wurde er Geschäftsführer der Siebert & Backs Fußballmanagement GmbH. Zu den Klienten den Agentur zählen unter anderem Alexander Nübel, Ralf Fährmann und Marco Höger.