Das Erdbeben, das der Wechsel von Cristiano Ronaldo im Sommer auslöste, ist mittlerweile überstanden. Nachbeben sind höchstens noch in Madrid zu spüren, aber in Turin ist alles ruhig. Man hat sich daran gewöhnt, dass Ronaldo mittlerweile in Italien kickt. In schwarz-weißen Trikots, nicht mehr in weißen.
Ist Juventus das neue Real Madrid?
Geändert hat sich bei Juventus Turin sportlich sowieso wenig. Der italienische Rekordmeister dominiert mal wieder die Serie A. Allerdings gibt es in Italien momentan einige Teams, deren Spiele deutlich mehr Aufsehen erregen.
Einige aufregende Partien von Überraschungsmannschaft Atalanta zum Beispiel, oder auch die oft spektakulären Spiele von Napoli.
Juve dominiert zwar die Liga, begeistert die Fans allerdings nicht. "Der Fußball von Juventus ist nicht schön", brachte es der deutsche Napoli-Profi Amin Younes zuletzt bei Goal auf den Punkt. "Aber er ist effektiv."
Juve effektiv
Eine Erkenntnis, der nicht zu widersprechen ist, wenn man die Spiele von Juventus in dieser Saison gesehen hat. Das liegt vor allem an Ronaldo, was auch das Hinspiel im Viertelfinale der Champions League in Amsterdam wieder zeigte.
Der Auftritt der "Alten Dame" des italienischen Fußballs erinnerte tatsächlich an eine betagte Rentnerin, die sich beim Gehen auf ihren Krückstock stützen muss. Oft behäbig und meistens zu spät dran, hatte das Team von CR7 größte Probleme, den Ball zu halten. Der Ballbesitz von nur 39 Prozent spricht eine klare Sprache.
"Ajax ist ein ganz anderes Team als wir", erklärte Juve-Keeper Wojciech Szczesny nach der Partie. "Sie sind offensiver und aggressiver."
Nur einen einzigen Torschuss brachten die Italiener zustande. Der war allerdings drin. Torschütze: Na klar, Ronaldo. Der Superstar rettete seinem Klub fast im Alleingang ein Unentschieden und damit gar keine schlechte Ausgangssituation für das Rückspiel am heutigen Abend. (Champions League: Juventus Turin - Ajax Amsterdam ab 21 Uhr im LIVETICKER, alle Infos im Fantalk ab 20.55 Uhr im LIVESTREAM)
Ronaldo lebenswichtig für Juve wie Real
Der Portugiese ist sowieso der einzige Grund, warum Juventus noch in der Königsklasse mitspielen darf. Mit einem Hattrick rettete er seine Mannschaft im Achtelfinal-Rückspiel gegen Atletico Madrid. Endergebnis: 3:0. Das Hinspiel war mit 0:2 verloren gegangen.
In beiden Fällen war die Taktik von Juve einfach, aber eben effektiv. Flanken schlagen, in Richtung Ronaldo. Zwei der drei Tore gegen Atletico erzielte der 34-Jährige per Kopf. Auch der Treffer in Amsterdam fiel auf die gleiche Art und Weise. Kein anderer Juve-Spieler traf in dieser Spielzeit in der K.o.-Phase der CL.
Schon zu Ronaldos Zeiten bei Real Madrid war die Abhängigkeit des Teams von dem Superstar immer wieder ein Thema gewesen. Auch auffällig: Real Madrid hatte mit CR7 ebenfalls die Eigenschaft, schwache Leistungen in gute Ergebnisse umzuwandeln. In der Champions League hat Ronaldo Real dreimal hintereinander zum Titel geschossen.
Juve lechzt nach dem Henkelpott
Für Spieler wie CR7 wurde die Bezeichnung Big Time Player erfunden. Er erzielte unglaubliche 51 Prozent seiner Champions-League-Tore in der K.o.-Phase.
In Turin lechzen die Fans nach einem Titel in der Champions League. 23 Jahre ist der letzte Sieg auf der ganz großen Fußball-Bühne nun her. In der Zwischenzeit verlor die "Alte Dame" alle fünf Endspiele, in die sie sich gespielt hatten. Juve brauchte also unbedingt den Mann für die großen Spiele, den sie jetzt hat.
Nichts wäre Ronaldo lieber, als seine Mission am 1. Juni im Königsklassenfinale erfolgreich abzuschließen - im Wanda Metropolitano. Ausgerechnet in Madrid. Aber dazu muss erstmal Ajax bezwungen werden.