Vorne hui, hinten pfui: Mit einer überzeugenden Offensivleistung hat die deutsche U21 ihre defensiven Schwächen kompensiert und das Ticket zur EM-Endrunde 2017 in Polen gelöst.
U21 löst EM-Ticket bei Torfestival
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Das DFB-Team holte in Ingolstadt mit dem 4:3 (3:2) gegen Russland den neunten Erfolg im neunten Qualifikationsspiel und damit vorzeitig den Sieg in Gruppe 7. Die abschließende Begegnung am Dienstag bei Verfolger Österreichern ist damit bedeutungslos.
Drei Tore in drei Minuten
Schon in der 11. Minute brachte Kapitän Maximilian Arnold vom VfL Wolfsburg den DFB-Nachwuchs in Führung. Dem Bremer Serge Gnabry (25.) gelang in der 34. Minute per Volleyschuss das 2:0. Witali Lystsow (35.) schaffte zwar postwendend den Anschluss für Russland, doch Davie Selke (36.) erzielte wiederum im Gegenzug das 3:1.
Nachdem Alexei Jewsejew (45.) die Russen nochmals heranbrachte, sorgte Arnold (57./Foulelfmeter) mit seinem zweiten Treffer nur scheinbar für Sicherheit beim Team von Trainer Stefan Kuntz. Ein Freistoßtor von Igor Besdeneschnisch (60.) ließ die DFB-Elf aber nochmals zittern.
"Wir haben es spannender gemacht, als wir es hätten machen müssen. Wir haben postwendend immer ein Gegentor bekommen, sind aber froh, dass wir unser Ziel erreicht haben", so Weltmeister Matthias Ginter bei Eurosport.
Dem pflichtete Abwehrkollege Jonathan Tah bei: "Wir haben uns das Leben selber schwer gemacht", so der Leverkusener.
DFB-Team im Glück
Die unter anderem mit Jungstar Leroy Sane verstärkte deutsche Mannschaft glänzte mit sehr variablem Offensivspiel und erarbeitete sich zahlreiche Möglichkeiten. In der DFB-Defensive stimmte aber fast nichts, die Russen bekamen immer wieder Räume oder profitieren von den vielen Fehlern der Gastgeber.
Die waren von Beginn an optisch überlegen, ließen aber über die gesamte Spielzeit eklatanten Konzentrationsschwächen in der Defensive erkennen. Bei einem Kopfball von Lystsow (7.) an die Latte sowie einem Schuss von Jewsejew (9.), den Torwart Marvin Schwäbe parierte, verhinderte auch das Glück einen frühen Rückstand.
Konzentrationsschwächen waren bei Sané ebenfalls auffällig, die mangelnde Spielpraxis unverkennbar. Für den Flügelstürmer von Manchester City hatte es in dieser Saison bislang lediglich zu Kurzeinsätzen in der Premier League gereicht.
In der 30. Minute zeigte Sane aber bei einem starken Alleingang seine Klasse und verfehlte das Tor nur knapp. Sein Pendant Gnabry war auf links dennoch insgesamt etwas agiler und hätte mit einem sehenswerten Heber (25.) beinahe ein weiteres Tor erzielt, traf aber nur die Latte.
Kuntz mit makelloser Bilanz
Kuntz hatte eine sehr prominente und nahezu durchweg bundesligaerfahrene Mannschaft in das wichtige Spiel geschickt. Aus der Startelf fehlte lediglich Schwäbe vom Zweitligisten Dynamo Dresden Erfahrung auf höchster nationaler Ebene.
Aus dem Olympia-Kader, der in Rio noch unter Horst Hrubesch Silber geholt hatte, gehörten acht Spieler zum Aufgebot. Kuntz hatte seinem Team für das zweite Pflichtspiel seiner Amtszeit eine klare Marschroute mitgegeben. "Wir stehen kurz vor unserem ersten Etappenziel, und das wollen wir mit aller Macht erreichen", hatte der Europameister von 1996 gesagt.
Seine Mannschaft machte es allerdings spannender als nötig, auch weil im zweiten Durchgang einige Konter ungenutzt blieben. Ilja Zujew traf kurz vor Schluss für Russland noch mal den Querbalken.