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Joachim Löw bleibt trotz WM-Aus Bundestrainer beim DFB: Pro und Contra

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Joachim Löw bleibt trotz WM-Aus Bundestrainer beim DFB: Pro und Contra

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Pro und Contra zum Löw-Verbleib

Joachim Löw bleibt trotz des WM-Debakels Bundestrainer. Eine gute Entscheidung für den DFB? Das Pro und Contra von Matthias Becker und Martin Volkmar.
Der Manager der Nationalmannschaft erläutert die Gründe für den Verbleib des Bundestrainers und gibt Einblicke in die Gefühlslage nach dem WM-Aus.
von Matthias Becker, Martin Volkmar

Pro: Löw kann es noch mal schaffen

Von Matthias Becker

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Dass Joachim Löw trotz des WM-Desasters von Russland Bundestrainer bleibt, ist eine gute Nachricht für den deutschen Fußball.

So entwürdigend der Ablauf von Löws Entscheidung für den DFB ist, der sich seinem leitenden sportlichen Angestellten vollkommen ergeben hat, so froh werden die DFB-Bosse sein, dass Löw versucht, seinen Vertrag bis 2022 zu erfüllen.

Wer hätte es denn sonst machen sollen? Die Namen, die zuletzt gehandelt wurden, pendelten zwischen komödiantisch wertvoll (Lothar Matthäus), Übergangslösung (Horst Hrubesch) und schwer umsetzbar (Matthias Sammer). Mit Grauen erinnern sich die Älteren unter uns an die letzte Panik-Verpflichtung des DFB im Jahr 1998: Erich Ribbeck.

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Löw hat es verdient, auch mal ein Turnier komplett in den Sand setzen zu dürfen. Die entscheidende Frage konnte doch nur lauten: Spürt er noch das Feuer in sich, um die "tiefgreifenden Maßnahmen" anzugehen, von denen er selbst nach dem Aus gegen Südkorea vor knapp einer Woche sprach.

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Die Antwort lautet offensichtlich: ja.

Entscheidend wird jetzt sein, wie Löws "tiefgreifende Maßnahmen" aussehen. Das sportliche Fundament, auf dem er aufsetzen kann, ist viel besser als bei der letzten großen deutschen WM-Enttäuschung 1998.

Die Veränderungen, die Löw angehen muss, liegen auf anderen Ebenen. Ein bisschen Kader-Kosmetik reicht nicht. Er muss den Hunger wecken, einen Mentalitätswechsel innerhalb des Teams hinbekommen.

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Um das zu erreichen, muss er an den festgefahrenen Apparat ran. Löw darf auch "Denkmale" im Kader wie Sami Khedira nicht schonen. Auch der Trainerstab und das Scouting müssen nach den verheerenden Auftritten in Russland überprüft werden.

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Idealerweise findet Löw einen Impulsgeber von außen, der ihm dabei hilft, neu zu denken. So wie es Borussia Dortmund gerade mit Matthias Sammer probiert.

Der wird ihm dann vielleicht auch sagen, dass er auch an die heiligste aller Kühe ran muss: die Spielweise. Der Ballbesitzfußball der Spanier und Deutschen ist fürs Erste entzaubert worden. Das muss man nicht schön finden, man muss darauf aber reagieren.

Löw kann das. Seine größte Enttäuschung im DFB-Amt war bisher die Halbfinal-Niederlage bei der EM 2012 gegen Italien. Aus diesem Tal kam Löw zurück und führte Deutschland zum WM-Titel 2014.

Er kann das noch mal schaffen.

Contra: Der DFB hätte frische Ideen gebraucht

Von Martin Volkmar

Es war keine Überraschung, dass Joachim Löw weitermacht. Der Bundestrainer hat einen bis 2022 gültigen Vertrag und aufgrund seiner Verdienste in der Vergangenheit das Vertrauen des DFB verdient.

Trotzdem hätte ich mir eine andere Entscheidung gewünscht. Als Signal für einen echten Neuanfang nach dem Debakel von Russland.

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Die Nationalmannschaft mit Löw an der Spitze hat bei der WM praktisch alles falsch gemacht, was man falsch machen kann: Einstellung, Außendarstellung, Trainingsarbeit, Fitness, Taktik, Kaderzusammenstellung und so weiter und so fort.

Statt daraus die dringend nötigen Konsequenzen zu ziehen, macht man weiter wie bisher.

Dabei muss sich der Bundestrainer eigentlich neu erfinden, wenn er wirklich den Turnaround schaffen will. Der "treue Jogi" müsste sich nicht nur von einigen Stammspielern trennen, die ganz offensichtlich über ihren Zenit hinaus sind, und hoffnungsvollen Youngstern viel mehr Chancen als bisher geben.

Er müsste sich auch von zahlreichen alten Weggefährten im total aufgeblasenen DFB-Betreuerstab trennen, denn auch im Scouting, der Trainingssteuerung oder der Öffentlichkeitsarbeit werden neue, frische Köpfe und Ideen gebraucht.

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Doch wie Löw ist mangels Alternativen offensichtlich auch Oliver Bierhoff als zweiter Hauptverantwortlicher für die WM-Pleite beim DFB unantastbar. Beide sollen nun gemeinsam die Gründe fürs Scheitern analysieren - das Gegenteil von Neuanfang.

Löw wandelt deshalb auf ganz dünnem Eis. Denn die Öffentlichkeit sieht seine Arbeit deutlich skeptischer als die Bundesliga-Verantwortlichen und einige Boulevardmedien glauben machen wollen.

Mit jedem weiteren sportlichen Rückschlag, der bei einem Umbruch im Team kaum zu vermeiden ist, wird Löws geringer Kredit weiter aufgebraucht.

Mit dieser Hypothek wird ein kraftvoller Aufbruch in die Zukunft zur Herkulesaufgabe.