Es geht auch ohne Joachim Löw. Unter den strengen Augen seines Lehrmeisters vor dem Fernseher hat Zehn-Tage-Bundestrainer Marcus Sorg mit der deutschen Nationalmannschaft den allseits erwarteten Pflichtsieg abgeliefert.
DFB-Team überwindet Widerstände
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Sorg führte die arg überlegene, aber offensiv nicht immer konsequente DFB-Auswahl am Samstag zu einem 2:0 (1:0) in Weißrussland und damit zum zweiten Sieg im zweiten Spiel der Qualifikation zur EM 2020.
Löw-Vertreter Sorg zufrieden
"Der Sieg steht über allem", sagte ein zufriedener Sorg bei RTL: "Wir mussten einige Widerstände überwinden, haben aber teilweise toll gespielt. Das bringt uns weiter. Wenn das Timing nicht hundertprozentig stimmt, dann wird es gegen tiefstehende Gegner schwer. Dafür, dass viele Spieler so lange nicht gespielt haben, war es eine beachtliche Leistung."
Auch am Dienstag (20.45 Uhr im LIVETICKER) in Mainz gegen das punktlose Estland wird der 53-Jährige noch das Sagen haben: Sein Chef Löw muss sich wegen einer Arterienquetschung als Folge eines Sportunfalls weiter schonen. (Spielplan und Ergebnisse der EM-Qualifikation)
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Der Weltmeister-Trainer braucht sich allerdings keine größeren Sorgen zu machen - seine Mannschaft erledigte ihre Aufgabe in Borissow souverän, wenn auch ohne übermäßigen Spielwitz. Ohnehin bestehen nach dem 3:2 zum Auftakt in den Niederlanden kaum Zweifel am EM-Ticket. (Tabellen der EM-Qualifikation)
Insgesamt feierte die deutsche Mannschaft den 13. Quali-Sieg (in WM- und EM-Qualifikation) in Folge und stellte damit die bisherige DFB-Rekordmarke ein.
Sané trifft früh - Reus legt nach
Das Führungstor von Leroy Sané (12.) nach starkem Pressing war ein frühes Signal. Sorg applaudierte zufrieden im Stehen. Danach ließ die Inspiration im deutschen Angriff zwar nach, der 71. Sieg im 100. EM-Qualifikationsspiel war dennoch absolut verdient. Marco Reus (62.) erzielte nach kluger Vorlage von Matthias Ginter das 2:0. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
"Der erste Schritt ist getan", sagte Reus: "Jetzt muss am Dienstag der zweite folgen." Ilkay Gündogan ergänzte: "Wir haben sehr gut angefangen, wir haben den Ball gut laufen lassen und die Räume gut genutzt. Das 2:0 hat uns geholfen. Nach zweiwöchiger Pause und dem Saisonabschluss in den Vereinen war das heute sehr seriös."
Löw erlebte am 4715. Tag seiner Amtszeit noch mal etwas Neues. Der Bundestrainer sah ein Spiel seiner Mannschaft erstmals in 13 Jahren nur im Fernsehen. In täglichen Telefonaten hatte er Sorg auf Taktik und Gegner eingeschworen - und eine Überraschung ersonnen: Der solide Jonathan Tah verteidigte unerwartet an der Seite von Niklas Süle und Ginter in der Dreierkette. Lukas Klostermann (rechts) und Nico Schulz (links) standen auf den Außenpositionen sehr hoch.
Sorg kam an seinem "sehr besonderen Tag" in Sneakers und mit dunklem Polo-Shirt zwei Minuten nach seiner Mannschaft in die kleine, futuristische Arena. Er umarmte zur Begrüßung den früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann, von dem er bei RTL interviewt wurde. "Selbstverständlich hatte Joachim Löw bei der Aufstellung das letzte Wort", berichtete Sorg, er kündigte "hohes Tempo" und Dominanz ab der ersten Minute an.
DFB-Team beginnt stürmisch
So kam es. Mit Spielfreude und schnellen Vorstößen in die Tiefe sollte der weißrussische Riegel geknackt werden, bei Ballbesitz standen alle Spieler bis auf Torhüter Manuel Neuer tief in der gegnerischen Hälfte. Serge Gnabry und Klostermann scheiterten mit einer ersten großen Doppelchance (9.), Reus schlenzte knapp am Tor vorbei (11.) - dann schoss auch schon Sané zu seinem vierten Länderspieltor ein.
Danach ließ der klare Favorit für fünf Minuten die Zügel schleifen. Klostermann musste im letzten Moment gegen Stanislaw Drahun retten (29.), dann lenkte Neuer einen Kopfball von Nikita Naumow (30.) über die Querlatte und dribbelte kurz darauf riskant, aber gekonnt an der Eckfahne. Die Strippenzieher Ilkay Gündogan und Joshua Kimmich, der das 1:0 vorbereitet hatte, beendeten die einzige kurze Problemphase im Spiel mit guten Schusschancen (35./42).
Sané ständiger Unruheherd
Gegen neun Defensivspieler in zwei Ketten war auch nach der Pause Geduld gefragt. Deutschland spielte handballartig um den Strafraum herum, Weißrussland gab Geleitschutz und grätschte dann machtvoll dazwischen, so auch bei Gelegenheiten von Sane (48.) und Klostermann (54.). Sobald erobert, schlugen die technisch limitierten Gastgeber den Ball lang und hoch nach vorne, ohne damit Wirkung zu erzielen. Mit dem zweiten Tor war das Spiel quasi gelaufen, weitere Treffer wären möglich gewesen (Gnabry, 66./Sané, 83., Pfosten).
Somit trennen die deutschen Nationalspieler nach kräftezehrenden Monaten noch 90 Minuten von den Ferien. Nach dem Estland-Spiel geht es endlich in den Sommerurlaub - allerdings nicht für Tah und Klostermann: Die spielen ab dem 17. Juni in Italien und San Marino noch die U21-EM.