Noch in der Halbzeitpause lagen sich Robert Moreno und Saúl Níguez lachend in den Armen.
Spanien erlebt nächste Trainer-Posse
Nach Spaniens lockerem 5:0-Sieg im EM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien erklärte Níguez: "Robert Moreno gehört zu uns, so wie in der gesamten Qualifikation. Wir sind sehr glücklich mit ihm."
Dabei kursierten in Spaniens Medien zu diesem Zeitpunkt bereits die Meldungen, dass das letzte Qualispiel auch gleichzeitig Morenos letztes Spiel als Trainer der Furia Roja gewesen war. Auf einer Pressekonferenz am Dienstagmittag verkündete der spanische Verband dann offiziell, dass Morenos Vorgänger Luis Enrique auch sein Nachfolger wird.
"Wir sind sehr zufrieden mit Roberts Arbeit. Aber der Leiter dieses Projekts ist Luis Enrique. Wir haben immer gesagt, dass ihm die Türen offen stehen. Er ist ein großartiger Trainer", sagte Verbandspräsident Luis Rubiales. Enrique werde das spanische Team zunächst bis zur WM 2022 in Katar trainieren.
Moreno selbst soll angeblich noch am Montagabend in der Halbzeitpause von seinem Aus erfahren haben. Und die gute Laune wich der Tristesse.
Casillas ironisch: "Es lebe Spanien!"
Spaniens Torhüter-Idol Iker Casillas drückte sein Unverständnis darüber bei Twitter aus und schrieb von einem Land der Lächerlichkeit, mit einer gehörigen Portion Galgenhumor fügte er hinzu: "Es lebe Spanien!"
Die Marca schrieb von einer "totalen Krise nach einer erneuten Nacht des Schwachsinns".
Mit Tränen in den Augen soll sich Moreno unmittelbar nach der Partie von seiner Mannschaft verabschiedet haben, der offiziellen Pressekonferenz nach dem Spiel blieb er fern, auch auf der Pressekonferenz am Dienstagmittag mit Verbandspräsident Luis Rubiales und Sportdirektor José Francisco Molina fehlte er.
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Der 42-Jährige hatte die Selección im vorherigen Jahr übernommen, nachdem sein vormaliger Chef Enrique am 19. Juni 2018 aus "dringenden persönlichen Gründen" zurückgetreten war. Später teilte Enrique mit, dass seine neunjährige Tochter Xana an den Folgen eines Knochentumors verstorben war.
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Die tragischen Umstände überschatteten auch Morenos Amtsantritt. "Es ist ein bittersüßer Tag. Ich habe davon geträumt, einmal Nationaltrainer zu werden, aber sicher nicht auf diese Weise. Ich spüre Traurigkeit und gleichzeitig eine große Verantwortung", sagte er damals.
Moreno nicht mehr Enrique-Assistent?
Dabei betonte Moreno zunächst, dass er im Falle einer möglichen Rückkehr Enriques seinen Platz wieder räumen werde und wieder als dessen Assistent arbeiten wolle, so wie er es schon bei Enriques früheren Station bei der Roma, Celta Vigo und dem FC Barcelona getan hatte.
Doch dazu wird es nun aller Voraussicht nach nicht kommen, Moreno fühlt sich laut AS aufgrund der jüngsten Entwicklungen "benutzt und betrogen".
Die souveräne Qualifikation für die EM 2020, die Moreno am Dienstag ohne Niederlage abschloss, hatte bei ihm Hoffnungen auf einen neuen Vertrag geweckt. (SERVICE: So kurios läuft die EM-Auslosung)
"Wenn die Qualifikation abgeschlossen ist, wird Zeit sein, um zu reflektieren", hatte Spaniens Verbandspräsident Luis Rubiales noch am Samstag der Marca erklärt. Und er ergänzte: "Wir sind glücklich mit Robert und seiner Arbeit. Mehr gibt es nicht zu sagen."
Rubiales sah offenbar Parallelen zur WM 2018
Rubiales hatte nur wenige Tage vor Beginn der WM 2018 mit der Entlassung von Julen Lopetegui für Aufsehen gesorgt.
Über Morenos Zukunft sollte ursprünglich nach den Länderspielen im März gegen Deutschland und die Niederlande entschieden werden.
Doch laut AS soll Rubiales schon jetzt das Vertrauen in Moreno verloren haben. Er habe Entwicklungen beobachtet, die ihn an die Situation vor der WM erinnerten, hieß es. Von kurzfristig abgesagten Trainingseinheiten auf Wunsch der Spieler und zu vielen freien Nachmittagen war die Rede. Enrique habe die Mannschaft besser unter Kontrolle gehabt.
Daher übernimmt nun wieder Morenos Vorgänger. Dennoch überrascht der Zeitpunkt - und hinterlässt neben vieler Fragezeichen auch jede Menge Scherben.