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Das Ende eines unwürdigen Theaters

Mit Spanien verabschiedet sich der nächste Favorit aus Russland. Die dramatische Pleite gegen den Gastgeber ist das Resultat eines wochenlangen Theaters.
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© Getty Images
khau
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von Kerry Hau

Als die Sensation von Moskau perfekt war, konnte selbst König Felipe VI. seine Emotionen nicht mehr zügeln. Der aus Madrid angereiste spanische Throninhaber schlug auf der Tribüne des Luschniki-Stadions entgeistert die Hände über dem Kopf zusammen.

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Einige Meter unterhalb machte sich, fern von einer Traube feiernder Russen, kollektive Fassungslosigkeit breit. Während Andres Iniesta nach seinem letzten Länderspiel mit gesenktem Kopf in die Katakomben schritt, kauerte Sergio Ramos wie ein Häufchen Elend auf dem Boden.

"Es ist einer der schwierigsten Augenblicke in meinem Leben", sagte der Kapitän der entzauberten "Furia Roja" wenige Minuten später mit Tränen in den Augen. "So zu verlieren, ist hart und schmerzhaft. Wir haben unsere Seele auf dem Feld gelassen, aber es hat nicht gereicht."

James Rodriguez
James Rodriguez - adidas Shoot
Brazil v Mexico: Round of 16 - 2018 FIFA World Cup Russia
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Torjäger der WM 2018 in Russland

1114 Pässe - für nichts

Die beherzten Kämpfer der "Sbornaja" hatten den spanischen Traum vom zweiten WM-Triumph jäh im Elfmeterschießen zerstört. Trainer Fernando Hierro sprach nach dem 4:5, der ersten Pleite seit der EM 2016, von "fehlendem Glück", Ramos klagte über die defensive Spielweise des Gastgebers: "Sie hätten uns nicht anders verwunden können."

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Und doch hatte sich der Weltmeister von 2010 das Aus selbst zuzuschreiben: In 120 enttäuschenden Spielminuten war er trotz eines frühen Eigentors der spielerisch limitierten Russen nicht über ein 1:1 hinausgekommen.

Dabei zeigte sich einmal mehr, dass Ballbesitz allein noch lange kein Schlüssel zum Erfolg ist. Erstmals seit 1966 verzeichneten die Statistiker mehr als 1000 Pässe einer Mannschaft in einem WM-Spiel. 1114 waren es am Ende. Was es brachte? Überhaupt nichts.

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"Uns wird niemand vermissen"

Das jahrelang so gefürchtete Tiki-Taka entpuppte sich als behäbiges Ballgeschiebe. Die Spanier schafften es nicht, ihre technische Beschlagenheit mit Tempo zu vereinen. Das Fazit der Presse fiel vernichtend aus.

"Ein Adios zum Weinen", titelte die Sportzeitung Marca nach dem neunten spanischen Achtelfinal-Aus bei einer WM. "Mit diesem Fußball wird uns in Russland niemand vermissen." AS bezeichnete Hierros Team als "weltweite Enttäuschung" und "Schatten seiner selbst".

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Nach Titelverteidiger Deutschland, dem WM-Zweiten Argentinien und EM-Champion Portugal ist damit das nächste Schwergewicht des Weltfußballs früh ausgeschieden. Die Spanier hinterließen allerdings schon während der Gruppenphase reichlich Zweifel an ihrem Favoritenstatus.

Die beiden Unentschieden gegen Portugal (3:3) und Marokko (2:2) waren ebenso wenig überzeugend wie der knappe Sieg gegen Iran (1:0). David de Gea, unangefochtener Stammtorwart bei Manchester United, wurde über Nacht zum landesweiten Diskussionsthema, weil er im ersten Spiel gepatzt hatte.

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Von Anfang an zum Scheitern verurteilt

Davon sichtlich beeinflusst, parierte er im restlichen Turnier nur noch einen Schuss. Im Elfmeterschießen rutschten ihm jeder Ball durch. De Gea war jedoch nur einer von vielen Verunsicherten. Im Lager der Spanier herrschte wegen des Theaters um Julen Lopetegui noch vor dem Turnierstart ein beispielloses und für einen Titelaspiranten unwürdiges Chaos.

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Der Erfolgscoach war einen Tag vor dem Eröffnungsspiel gegen den Willen der Mannschaft entlassen worden, weil er aus heiterem Himmel bekanntgegeben hatte, nach der WM bei Real Madrid anzuheuern. 

Verbandschef Luis Rubiales hatte sich in seinem Stolz verletzt gefühlt und Lopetegui trotz dessen Erfolgsserie von 20 ungeschlagenen Spielen in Folge durch den weitaus weniger erfahrenen Hierro ersetzt. Der hatte zuvor lediglich eine Saison lang den Zweitligisten Real Oviedo gecoacht. 

Eine Maßnahme, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. "Es war nicht der richtige Moment, Lopetegui zu entlassen. Er hätte sich diese WM verdient", sagte Mittelfeldspieler Saul kurz nach dem Turnierstart. Er spielte keine Minute. 

Sein Kollege Koke, der einen der beiden Elfmeter gegen Russland verschossen hatte, lobte Hierro ("Er hat sein Bestes geben"), räumte aber auch ein: "Mit Lopetegui ging unser Leader."

Verbandsboss: Würde Lopetegui wieder entlassen

Rubiales selbst zeigte nach seinem schief gegangenen Plan keine Reue: "Wir haben im Sinne des Verbands gehandelt. Ich würde diese Entscheidung immer wieder so treffen."

Der zurückgetretene Altmeister Iniesta sprang ihm zur Seite: "Die Hauptschuldigen im Fußball sind wir Spieler. Es wäre opportunistisch zu sagen, dass die Entlassung des Trainers der entscheidende Faktor für unser Aus war."

Wer die "Seleccion" in Zukunft betreut, ist offen. Hierro wird voraussichtlich in sein vorheriges Amt als Sportdirektor zurückkehren. "Jetzt beginnt der erste Tag eines neuen Projekts, darüber werden wir jetzt in dieser Woche beim Verband sprechen", erklärte Rubiales. 

Zu diesem neuen Projekt zählt sich auf jeden Fall Sergio Ramos. Nach dem "schrecklichen Aus" sehe er sich "verpflichtet", mindestens noch bei der WM 2022 in Katar mitzuspielen, sagte der 32 Jahre alte Abwehrchef fast schon trotzig. "Auch wenn ich bis dahin einen grauen Bart habe."