Die Spielerinnen des FC Bayern wollen Geschichte schreiben.
Schreibt der FC Bayern Geschichte?
Wenn die Münchnerinnen am Sonntag den FC Chelsea im Halbfinal-Hinspiel der Champions League empfangen, geht es für sie um die erste Teilnahme in einem Europapokalendspiel überhaupt.
SPORT1 zeigt das Spiel ab 16.45 Uhr im Free-TV und im 24/7-Stream auf SPORT1.de. (Ergebnisse und Spielplan der Women's Champions League).
Das Duell mit Chelsea kommt für die Bayern zur Unzeit
Dabei kommt das große Duell mit den Londonerinnen für die Bayern zur Unzeit. Lange Zeit fegte das Team von Trainer Jens Scheuer in dieser Saison nur so über seine Gegnerinnen hinweg, es reihte sich ein Sieg an den nächsten. Doch die Souveränität, die die Mannschaft in der laufenden Spielzeit bislang ausgezeichnet hatte, scheint den Bayern in den vergangenen 14 Tagen abhandengekommen zu sein.
Nach 26 siegreichen Pflichtspielen in Folge unterlagen die Münchnerinnen zunächst im DFB-Pokalhalbfinale dem VfL Wolfsburg mit 0:2. Es folgte eine unerwartete 2:3-Heimpleite in der Bundesliga gegen die TSG Hoffenheim. "Wir hätten uns natürlich gerne eine komplette Siegesserie gewünscht", sagte Bayern-Trainer Jens Scheuer. "Aber wir müssen mental stabil bleiben, auch bei kleinen Rückschlägen."
Zuletzt gab es für den Tabellenführer des deutschen Oberhauses immerhin einen 3:2-Sieg in Potsdam. Es war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Dennoch: Gegen den FC Chelsea braucht das Scheuer-Team eine erhebliche Leistungssteigerung im Vergleich zu den Auftritten der vergangenen Wochen.
Denn der englische Nobelklub hat sich über die letzten Jahre ein starkes Team zusammengestellt. "Sie haben eine herausragende Mannschaft mit Top-Playern. Die Offensivkraft von Chelsea ist enorm", beschreibt Scheuer die Stärken der Londonerinnen.
FC Bayern: Stammtorhüterin Benkarth fehlt verletzt
Der FC Chelsea, seit 13 Partien ungeschlagen, strotzt derzeit vor Selbstvertrauen. Beim englischen Meister spielt mit der Dänin Pernille Harder, die in der vergangenen Spielzeit noch erfolgreich für den VfL Wolfsburg auf Torejagd ging, nicht nur Deutschlands Fußballerin des Jahres 2020.
Auch die frühere Bayern-Spielerin Melanie Leupolz, die erst im vergangenen Jahr nach London wechselte, und die zuletzt wieder für die DFB-Frauen zum Einsatz gekommene Torhüterin Ann-Katrin Berger sind im Team der Blues gesetzt und stehen sinnbildlich für die kontinuierlich steigende Qualität im Chelsea-Kader.
Und ausgerechnet jetzt, in der entscheidenden Saisonphase, fällt beim FC Bayern Stammtorhüterin Laura Benkarth verletzt aus. Ebenso deren Vertreterin Carina Schlüter. Deshalb wird gegen Chelsea wohl die 19 Jahre junge Maria Luisa Grohs, die bislang erst zwei Bundesliga-Einsätze vorzuweisen hat, das Münchner Tor hüten.
Sie wird sich einer Offensive stellen müssen, die es ohne Zweifel in sich hat. Neben Pernille Harder sind vor allem die derzeit mit 18 Treffern erfolgreichste Liga-Torschützin Samantha Kerr und Fran Kirby gefährlich.
Bayern-Kapitänin Magull erwartet "zwei enge Spiele"
Das bekam auch der VfL Wolfsburg im Königsklassen-Viertelfinale zu spüren. Dort unterlagen die Wölfinen der Mannschaft von Trainerin Emma Hayes zweimal (1:2 und 0:3).
Ein solches Schicksal droht den Münchnerinnen nicht, glaubt zumindest Lina Magull. Die 26 Jahre alte Bayern-Kapitänin erwartet gegen den Tabellenführer der englischen Liga "zwei enge Spiele". Die Chelsea-Ladies würden vereinsintern "besonders gehypt", sagt Magull, "aber entscheidend ist auf dem Platz."
Der Wunsch ist klar: das Finale am 16. Mai in Göteborg!
Magull: "Deutsche Topteams auf überdurchschnittlichem Niveau"
Man habe schließlich gezeigt, dass auch "die deutschen Topteams auf überdurchschnittlichem Niveau sind", sagt Magull. Titelansprüche formuliert sie aber nicht. Denn die Nationalspielerin weiß, dass die vorangegangenen Triumphe schon ein paar Jahre her sind. Den letzten Meistertitel feierten die Bayern im Jahr 2016. Seither haben sie nichts mehr gewonnen.
Dennoch sind die Münchnerinnen trotz ihrer Außenseiterrolle im Halbfinale gegen Chelsea keineswegs chancenlos. Schon den Wolfsburgerinnen gelang es im Viertelfinale phasenweise, die Defensiv-Probleme der Blues aufzudecken.
Mit viel Druck, Tempo und Offensivdrang ist die Hintermannschaft der Londonerinnen durchaus auszuhebeln. Und: Im Gegensatz zum VfL Wolfsburg müssen die Bayern ihre Torchancen nutzen.
Scheuer: "Großer Erfolg, im Halbfinale zu stehen"
Chefcoach Scheuer blickt dem Aufeinandertreffen mit Vorfreude entgegen. "Es ist ein großer Erfolg für uns, im Halbfinale zu stehen", sagt der 42-Jährige. "Das hat sich die Mannschaft verdient und erarbeitet."
Vor zwei Jahren stand der FC Bayern zuletzt im Halbfinale der Champions League. Damals schieden die Münchnerinnen gegen den FC Barcelona aus, der in diesem Jahr ebenfalls wieder in der Runde der letzten Vier steht (gegen Paris Saint-Germain).
Die Bayern hätten sicherlich nichts dagegen, wenn sich die Chance auf Revanche im Finale am 16. Mai in Göteborg bieten würde.