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Beim HSV am Pranger, nun der Held

U21-Dreierpacker Luca Waldschmidt vom SC Freiburg musste schon gegen den Ruf als gescheitertes Talent kämpfen. Nun ist er aufgeblüht.
Germany v Denmark: Group B - 2019 UEFA U-21 Championship
Germany v Denmark: Group B - 2019 UEFA U-21 Championship
© Getty Images
Maximilian Schwoch
Maximilian Schwoch

Wenn es läuft, dann läuft es.

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Das wird sich Luca Waldschmidt bei seinem dritten Treffer beim furiosen 6:1 der deutschen U21-Nationalmannschaft im zweiten Gruppenspiel gegen Serbien gedacht haben.

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Seinen haltbaren Linksschuss ließ Serbiens Torwart Boris Radunovic zum zwischenzeitlichen 5:0 durch die Finger rutschen. Dieses Tor war bei weitem nicht so spektakulär wie sein zweites. Beim 3:0 startete Waldschmidt noch in der eigenen Hälfte, bekam den Ball serviert, ließ einen Verteidiger aussteigen und schloss sein 40-Meter-Dribbling eiskalt ab. Seinem ersten Treffer ging eine tolle Kombination der Offensivreihe voraus.

Waldschmidt führt Torjägerliste bei U21-EM an

Durch seinen Dreierpack hat er nicht nur Nationalmannschaftskollege Marco Richter im internen Torjägerranking bei der UEFA U21 Europameisterschaft 2019 überholt: Der Stürmer des SC Freiburg - früher bei Eintracht Frankfurt und dem Hamburger SV - ist aktuell mit vier Toren bester Schütze des Turniers, Richter folgt mit drei.

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Ans Abheben denkt Waldschmidt nach seiner Gala gegen Serbien deshalb aber nicht. "Wir haben mit dem ganzen Team eine gute Leistung gezeigt. Wir dürfen uns kurz freuen und dann geht es konzentriert weiter", erklärte er nach dem Spiel in der ARD.

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Mit seinen 23 Jahren hat der Sohn des früheren Darmstädter Zweitliga-Profis Wolfgang Waldschmidt bereits einige Höhen und Tiefen im Profifußball erlebt. Er hat fast alle Jugendnationalmannschaften des DFB durchlaufen, 2014 unterschrieb er seinen ersten Profivertrag, ein Jahr später debütierte der gebürtige Siegener im Alter von 18 Jahren in der Bundesliga für Eintracht Frankfurt, galt als eines der größten Talente bei der Eintracht. Der von vielen prophezeite Durchbruch ließ allerdings auf sich warten. In der Saison 2015/16 kam Waldschmidt unter Armin Veh und Niko Kovac nur auf 226 Bundesliga-Minuten.

Zu wenig für Waldschmidt, er entschied sich gegen eine Vertragsverlängerung und wechselte mit 20 Jahren zum Hamburger SV. Dort sollte er als junger Spieler das bestehende Gerüst des krisengeplagten Nordklubs verstärken.

Doch seine Debüt-Saison bei den Hanseaten lief nur unwesentlich besser als die vorige bei der Eintracht. Er durfte lediglich als Teilzeitarbeiter ran, musste sich zudem an das schwierige Umfeld in Hamburg gewöhnen.

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Waldschmidt-Tor rettet Hamburger SV

Dann kam der 20. Mai 2017: Der vier Minuten zuvor eingewechselte Waldschmidt traf mit seinem ersten Bundesliga-Treffer überhaupt in der Nachspielzeit zum 2:1 gegen den VfL Wolfsburg und besorgte damit den Klassenerhalt in förmlich letzter Sekunde.

Wer gedachte hatte, der Knoten bei Waldschmidt sei nun endgültig geplatzt, sah sich aber getäuscht. Auch die Hinrunde der Folgesaison lief nicht viel besser, zudem sah er sich auch Gegenwind aus den eigenen Reihen ausgesetzt. Der damalige HSV-Trainer Markus Gisdol kritisierte Waldschmidt öffentlich, er würde seine Chancen nicht nutzen.

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Das hinterließ Spuren beim Mittelstürmer. "Wenn dann so etwas vom Trainer über die Presse kommt, geht man nicht frei im Kopf aufs Feld, sondern versucht, auf Sicherheit zu spielen und Fehler tunlichst zu vermeiden", erklärte Waldschmidt vor einiger Zeit bei Spox.

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Im Winter 2017/18 wollte er weg, war sich mit Freiburg bereits über einen Wechsel einig, der am Veto des HSV scheiterte. In der Rückrunde spielte er unter Christian Titz zwar regelmäßiger, konnte den ersten Abstieg der Hamburger allerdings nicht verhindern. Freiburg schnappte zu und sicherte sich für fünf Millionen Euro die Dienste des Stürmers. Waldschmidt wurde damit zum zweitteuersten Einkauf der Vereinsgeschichte der Breisgauer.

Dieser Wechsel erwies sich sowohl für Waldschmidt als auch für Freiburg als echter Glücksgriff. Waldschmidt kam in 30 der 34 Bundesliga-Partien der abgelaufenen Spielzeit zum Einsatz, erzielte neun Saisontore. Nur Teamkollege Nils Petersen traf einmal mehr.

Wohlfühl-Umfeld beim SC Freiburg

Waldschmidt fühlt sich im familiären Umfeld der Breisgauer unter Trainer Christian Streich deutlich wohler. Neben der regelmäßigen Spielzeit schätzt Waldschmidt am SC, dass er sich auch einmal zwei, drei Fehler erlauben dürfe, "ohne dann denken zu müssen, es könnte für mich im nächsten Spiel direkt wieder eng werden".

Durch seine starke Debütsaison bei den Breisgauern hat Waldschmidt viel Selbstvertrauen getankt. Selbstvertrauen, dass man bei jedem Ballkontakt bei der U21 EM spürt. Denn auch beim Team von Stefan Kuntz ist er eigentlich erst jetzt richtig angekommen, obwohl er mit seinen 23 Jahren fast schon zu alt ist.

Kuntz entschied sich im Vorfeld der EM für Waldschmidt und ließ mit Cedric Teuchert den besten Schützen der Qualifikation zuhause. Er spielt im 4-3-3 von Kuntz zwar den Neuner, ist jedoch kein klassischer Mittelstürmer. Waldschmidt agiert zumeist als hängende Spitze, der sich auch gerne einmal ins Mittelfeld zurückfallen lässt, um das Spiel anzukurbeln.

Die jüngsten Leistungen dürften Waldschmidt auf jeden Fall einen Platz auf dem Radar von Bundestrainer Joachim Löw gesichert haben. Und auch international wird man so langsam aber sicher auf den Offensivspieler aufmerksam. So berichtete die Gazzetta dello Sport schon vor einigen Tagen von einem Interesse Lazio Roms an Waldschmidt. "Mein Fokus liegt voll auf der EM", erklärte dieser dazu.

Genau diesen Fokus will Waldschmidt auch im abschließenden Gruppenspiel gegen Österreich an den Tag legen und mit seinen Treffern den Gruppensieg perfekt machen. (Spielplan und Tabellen der U21 Europameisterschaft)

Am Selbstvertrauen sollte es auf jeden Fall nicht scheitern. Am Sonntag (UEFA U21 EM: Deutschland - Österreich ab 21 Uhr im LIVETICKER) wird dann auch Löw wieder ganz genau hinschauen. Und sicher auch der eine oder andere internationale Klub.