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Kommentar von Alexander Wölffing zur Handball-Nationalmannschaft bei der EM

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Kommentar von Alexander Wölffing zur Handball-Nationalmannschaft bei der EM

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Kommentar: Generation Mut

Der offensive Ansatz des Deutschen Handball-Bundes um Bob Hanning zahlt sich aus. Alexander Wölffing, stellvertretender Chefredakteur und Leiter Sports bei SPORT1, kommentiert.
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© SPORT1/Getty Images
Alexander Wölffing
Alexander Wölffing
von Alexander Wölffing

Nun dürften sie überall geschrieben sein, die Artikel und Diashows: „Das sind unsere EM-Helden.“ Eine Mannschaft von vermeintlich unbekannten Handball-Talenten hat Deutschland binnen zwei Wochen wieder zur Handball-Nation gemacht.

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Nur gegen einen Gegner haben sie verloren bei diesem Turnier, Spanien, zum Auftakt. Und den Favoriten dann im zweiten Vergleich im Finale des Turniers regelrecht deklassiert. Wer all das vor Turnierbeginn vermutet hatte, der musste schon sehr optimistisch sein - und mutig.

Genauso mutig eben wie die neue Generation Handball auf und neben der Platte. Die Spieler haben sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, als vor und während des Turniers quasi eine Startaufstellung ausgefallen ist.

Schon nach dem ersten Hauptrundensieg sprachen diese Jungs Sätze wie: „Ist halt der nächste Schritt, um ins Halbfinale zu kommen. Und dann wollen wir ja ins Finale.“ Ne klar, was sonst.

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Was eigentlich sonst, fragt man sich nun am Finaltag, da mit dem Triumph von Krakau nicht nur die direkte WM-Teilnahme sondern auch das Ticket nach Rio gesichert ist.

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Woher kommt dieser offensive Ansatz? Weil sie einfach gewinnen wollen – und nicht „nicht-verlieren“. Und weil die neue Generation der Verantwortlichen dies auch vorlebt. Als Handball-Deutschland die umstrittene Wildcard für die WM 2015 in Katar annahm, sagte Bob Hanning schlicht: „Natürlich müssen wir das annehmen, egal ob es sportlich schick aussieht. Wenn die Jungs diese Erfahrung mitnehmen können, dann wäre es mittelfristig fahrlässig es nicht zu machen.“

12 Monate später sieht man das Ergebnis.

Der offensive Hanning hat als Ziel für seine Aufgabe als Vizepräsident Leistungssport des DHB erklärt, 2019 und 2020 bei WM und Olympia um Gold mitspielen zu wollen. Nun ist es im Januar 2016 schon so weit. Und eine EM ist sportlich nicht weniger wert als WM oder Olympia – bei der WM 2015 kamen ebenso sieben von acht Teams im Viertelfinale aus Europa wie in London 2012.

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Und wer weiß, um welche Medaille das Team im August dieses Jahres spielt... Hanning ist wirklich keinem Widerstand aus dem Weg gegangen, um sich diesen Zielen zu nähern und den DHB zu modernisieren. Der aktuelle Erfolg ist definitiv auch seiner.

Auch die Person des Bundestrainers war Hannings Entscheidung, die zunächst wegen der Doppelfunktion mit dem Job bei den Berliner Füchsen teilweise hart kritisiert wurde. Und nun? Nun wird Dagur Sigurdsson von der Kanzlerin angerufen und beglückwünscht, weil der sympathische Isländer das Gesicht des Handball-Wintermärchens 2016 ist: Cool, kompetent, jung, entschlossen, freundlich, eloquent und eben mutig.

Wie anders ist es zu erklären, dass Sigurdsson ausgerechnet Silvio Heinevetter nicht mit nach Polen genommen hat, den vermeintlich bekanntesten Handballer (bis Dezember 2015), den er zu gemeinsamen Berliner Tagen förderte, der aber aktuell nicht in Topform ist. Also ist es für Sigurdsson nur logisch, dass Andreas Wolff mitfährt, inzwischen Mitglied des All-Star-Teams dieser EM.

Der aktuelle Erfolg wird auch keine Momentaufnahme bleiben. Diese Generation wird noch über viele Jahre zusammenbleiben und hungrig auf Erfolg sein, verstärkt/ergänzt um Größen wie Uwe Gensheimer. Und die Bundesliga liefert inzwischen eine breite Palette an Talenten dieser Kategorie. Denn diese Talente, einige davon immerhin Junioren-Weltmeister 2009 und 2011 unter Sigurdsson-Vorgänger Martin Heuberger, bekommen inzwischen deutlich mehr Spielzeit, auch in den entscheidenden Phasen der Spiele.

Hier hilft (auch) der Handball-Aufschwung in einigen Städten Europas: Da auch in Paris, Barcelona, Kielce oder Veszprem Spitzengehälter wie in Kiel bezahlt werden, tummeln sich nicht mehr komplette Weltauswahl-Teams nur in Kiel, Flensburg oder Mannheim – und schon gar nicht mehr in Hamburg!

Kurzum: Die neue Handball-Generation wird uns noch sehr viel Spaß bereiten – kommenden Freitag beim All-Star-Game in Nürnberg, beim spannenden Titelkampf in der HBL und bei vielen großen Turnieren in den nächsten Jahren! Alles keine mutigen Aussagen – auch nicht, dass demnächst keine Vorstellungen der Handball-Helden mehr notwendig sind.