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Wie Juan Sebastián Verón bei Manchester United zum Transferflop wurde

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Wie Juan Sebastián Verón bei Manchester United zum Transferflop wurde

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Verón: Das Scheitern der Hexe

Juan Sebastián Verón galt als begnadeter Mittelfeld-Stratege. Doch in England steht sein Name für einen der größten Transferflops. Eine Spurensuche.
Juan Sebastian Véron spielte von 2001 bis 2003 bei Manchester United
Juan Sebastian Véron spielte von 2001 bis 2003 bei Manchester United
© Getty Images
Maximilian Lotz
Maximilian Lotz
von Maximilian Lotz

Für Sir Alex Ferguson war er "ein freier Vogel, der überall herumflog".

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Daher schien die damalige britische Rekord-Ablöse von 43 Millionen Euro, die Manchester United 2001 für einen wie ihn auf den Tisch legte, nur allzu angemessen. Doch heute steht der Name Juan Sebastián Verón für eines der größten Transfermissverständnisse im englischen Fußball.

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Ferguson: "Er war die Wild Card, der Joker"

"Obwohl es einige spektakuläre Einsätze gab, konnte Verón einfach nicht in unserer Mannschaft spielen", schrieb Ferguson in seiner 2013 erschienen Autobiografie.

"Er war ein Individualist. Er war die Art von Spieler, die beim Rot-gegen-Gelb im Training für beide Teams spielt. Er spielte einfach überall. Er ging, wohin er wollte. Wenn ich ihn 100 Jahre lang trainiert hätte, hätte ich nicht gewusst, wo ich ihn spielen lassen könnte. Er war die Wild Card, der Joker."

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Als "La Bruja" (die Hexe) von Lazio Rom zu ManUnited wechselte, hatten die Red Devils gerade zum dritten Mal in Folge den Meistertitel geholt. Es waren goldene Zeiten im Old Trafford, Stars wie Ryan Giggs, David Beckham, Paul Scholes und Roy Keane zogen im Mittelfeld die Fäden.

Die Verpflichtung des 26-jährigen Verón war für Ferguson bereits eine Investition in die Zeit danach.

Véron bei Manchester United verloren

"Juan Sebastián Verón war ein herausragender Spieler", sagte sein früherer Teamkollege Gary Neville kürzlich bei Sky Sports. "Meiner Meinung nach hat es für ihn nicht geklappt, weil wir das beste Mittelfeld hatten, dass der englische Fußball je hervorgebracht hat und jemals hervorbringen wird."

Der Argentinier hatte sich zuvor bei Sampdoria Genua, Parma und bei Lazio den Status eines absoluten Führungsspielers erarbeitet.

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"Als er zu Sampdoria kam, war er sehr ruhig und schüchtern", erinnerte sich sein ehemaliger Coach Sven Göran Eriksson bei The Athletic. "Im Laufe der Jahre wurde er etwas lauter, aber er war nie ein großer Redner in der Kabine. Auf dem Platz hingegen redete er. Er war ein weiterer Trainer auf dem Platz wie Roberto Mancini."

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Für Verón sei es daher wichtig gewesen, zu spüren, dass er ein wichtiger Spieler sei. "Bei Sampdoria war das kein Problem. Bei Lazio ebenso nicht, weil Mancini auf die anderen Führungsspieler nicht eifersüchtig war", erklärte Eriksson: "Mancini, Veron und Sinisa Mihajlovic waren gute Freunde, und es gab keine Eifersucht."

Bei ManUnited war dann auf einmal alles anders. "Jeder ist ein wichtiger Spieler im Old Trafford", meinte Eriksson, "aber ein Anführer... Ich weiß nicht, ob das der Grund ist. Aber ich war sehr überrascht, dass er in England nicht mehr Erfolg hatte."

Außenseiter neben Chef Roy Keane

Vor allem mit Roy Keane soll es zu Reibereien gekommen sein, auch wenn Ferguson Streitereien mit anderen Teamkollegen in seiner Biografie verneinte und Veróns Außenseiterrolle innerhalb der Mannschaft eher auf dessen Sprachbarriere schob. "Er war allein in der Umkleidekabine. Er sprach die Sprache nicht. Er war nicht unsozial - er war einfach kein kommunikativer Typ."

Ex-Teamkollege Rio Ferdinand glaubt rückblickend, "dass er ohne Roy Keane im United-Trikot hätte aufblühen können".

"Er war ein unglaublicher Spieler, ein großartiger Passgeber", schwärmte Ferdinand kürzlich. "Das Einzige, was ihn meiner Meinung nach fertiggemacht hat, war, dass Roy Keane wohl eine noch dominantere Persönlichkeit war und den Ball auf seinen Positionen forderte."

Juan Sebastian Véron ließ sein Genie bei Manchester United selten aufblitzen
Juan Sebastian Véron ließ sein Genie bei Manchester United selten aufblitzen

In seiner ersten Saison trug Verón in 26 Premier-League-Spielen mit fünf Toren einen nicht unerheblichen Teil zur erneuten Titelverteidigung bei. In zwei Jahren brachte er es auf 51 Einsätze und sieben Treffer.

Sein Genie blitzte immer wieder auf, wie beim legendären Assist auf Beckham einst gegen Birmingham. "Er traf den Ball mit der Außenseite seines Fußes und er drehte sich um die Abwehr herum. Beckham nahm ihn an und lupfte ihn über den Torhüter", schwärmt Ferguson in seiner Biografie noch zehn Jahre später: "Es gab Augenblicke, in denen er herausragend sein konnte."

Zum Leidwesen von Veron und United zeigte er das jedoch bei den Red Devils zu selten und wurde letztlich zum "genialsten Transferflop, den England je sah", wie The Athletic schreibt.

Wechsel zum FC Chelsea - Verletzung und Überfall

Denn statt des erhofften Neustarts durch einen Wechsel zum FC Chelsea im Sommer 2003 hielt das Schicksal für Véron ein absolutes Horror-Jahr bereit.

United hielt den Verlust mit einer kassierte Ablöse von 22 Millionen Euro noch einigermaßen in Grenzen. Nach der Übernahme durch Roman Abramowitsch wollten die Blues mit der Verpflichtung Veróns ein Zeichen setzen - es kam ganz anders.

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Nach einem vielversprechenden Start inklusive Tor beim Debüt gegen den FC Liverpool, fiel er einen Großteil der Saison verletzungsbedingt aus.

Im Januar 2004 wurde er Opfer eines Raubüberfalls, bei dem ein Einbrecher Schmuck im Wert von 100.000 Euro entwendete. Verón war mit seiner Freundin Maria Vinaccia im Schlafzimmer überrascht worden und wurde von dem Mann anschließend im Badezimmer eingesperrt.

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Die Aura von Véron geht veroren

Sein damaliger Teamkollege Robert Huth sah in diesem Ereignis einen Grund für Veróns Scheitern bei den Blues. "Man versucht, sich irgendwo neu niederzulassen, man kann wegen einer Verletzung nicht spielen, und dann passiert das. Ich meine, wie traumatisch muss das gewesen sein?", sagte der Deutsche bei The Athletic.

Ganze sieben Spiele schaffte Véron für die Blues, der geniale Spieler früherer Tage sei nicht wiederzuerkennen gewesen, berichtet Ex-Nationalspieler Huth.

"Es ist schön und gut, wenn du eine Aura und eine erfolgreiche Spielerkarriere hinter dir hast - aber wenn du die Umkleidekabine betrittst und diese Aura weder im Training noch an Spieltagen durchbricht, geht sie ziemlich schnell verloren."

Nach nur einer Chelsea-Saison kehrte Véron England den Rücken. In einem Times-Ranking der 50 schlechtesten Transfers der Premier League landete er 2007 auf Platz 11.

Verón startet bei Inter Mailand noch mal durch 

Nachdem er mit England abgeschlossen hatte, startete Verón bei Inter Mailand noch mal durch, wurde zunächst Pokalsieger und ein Jahr später italienischer Meister.

Anschließend kehrte er zu seinem Jugendklub Estudiantes de La Plata zurück, wo der 75-malige Nationalspieler 2014 zum Präsident gewählt wurde.

"In Argentinien war er eine Art Legende", sagte Huth rückblickend. "Er hatte United viel Geld gekostet, und er war eine Galionsfigur dieser Revolution bei Chelsea. Es muss hart für ihn gewesen sein, immer im Rampenlicht zu stehen."